Neue Therapien gegen Krebserkrankungen

39.000 Menschen erkranken in Österreich jährlich an Krebs. Bei der Behandlung setzt man in Niederösterreich auf Vernetzung zwischen den Spitälern. Beim Onkologietag am Freitag wurden auch neue Therapien vorgestellt.

In der Onkologie gibt es kein „wir warten ab“, man müsse „immer an der Spitze sein“, sagt Martin Pecherstorfer, Onkologe am Universitätsklinikum Krems und Initiator des Niederösterreichischen Onkologietages. Immerhin sei die Onkologie jener Bereich der Medizin, der sich am schnellsten entwickle und in den weltweit das meiste Forschungsgeld investiert werde. Beim sechsten „Niederösterreichischen Onkologietag“ hatten Ärzte aus dem ganzen Bundesland deshalb die Möglichkeit, sich über die neuesten Entwicklungen bei der Krebstherapie zu informieren.

Individuelle Therapie dank Genanalysen

In den vergangenen Jahren wurden vor allem bei der Immuntherapie große Fortschritte erzielt. Sie war eines von vielen Themen beim Onkologietag. Eine ganz neue Entwicklung sind Genanalysen der US-Firma „Foundation Medicine“, wie Pecherstorfer erklärt: „Man muss sich das so vorstellen, dass jedem Krebs eine genetische Veränderung zu Grunde liegt. Und nun ist es möglich, Proben des Tumors zu Foundation Medicine zu schicken und dort wird eine Analyse durchgeführt, welcher genetische Defekt vorliegt.“ Anhand des Ergebnisses können Therapien und Medikamente individuell angepasst werden. Das sei ein großer Fortschritt, auch wenn noch nicht gesagt werden könne, wie er sich in der Praxis auswirken wird, sagt Pecherstorfer.

Onkologietag

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In St. Pölten wurden zum 6. Niederösterreichischen Onkologietag geladen

Vor allem für Patienten, bei denen konventionelle Therapien nicht wirken, könnte es so neue Hoffnung geben. „Ich sehe Foundation Medicine vor allem von Bedeutung für Menschen mit einem Krebs unbekanntem Ursprungs. Das bedeutet, es treten Metastasen auf, man weiß aber nicht, woher diese kommen. Der Tumor streut schneller als er an seinem Ursprungsort wächst. Das ist genau einer der Fälle, wo es sinnvoll wäre, das genetische Material zu analysieren und jegliche Therapien, die zur Verfügung stehen, einzusetzen.“ In Niederösterreich gibt es bereits erste klinische Studien in diesem Bereich. Das große Problem sind jedoch die hohen Kosten, die mit den Analysen und Therapien verbunden sind. Es sei daher notwendig, dass festgelegt wird, bei welchen Patienten diese Analysen künftig durchgeführt werden, sagt Pecherstorfer.

Informationssystem wird flächendeckend eingeführt

Thema beim Niederösterreichischen Onkologietag war auch das sogenannte „Onkologie-Informationssystem“, das derzeit in 14 Niederösterreichischen Kliniken zur Anwendung kommt und österreichweit einzigartig ist. Dabei handelt es sich um ein Computerystem, in das alle Daten eines Krebspatienten eingetragen werden. Ziel ist nicht nur ein einfacher Daten- beziehungsweise Informationsaustausch zwichen den behandelnden Abteilungen, sondern auch eine exakte Statistik aller Krebsdiagnosen.

Wie das in der Praxis aussieht, erklärt Gudrun Kreye, Onkologin und Palliativmedizinerin am Universitätsklinikum Krems, anhand eines Beispiels: „Ein Patient kommt zu uns in die Ambulanz mit Darmkrebs. Dann schauen wir, wie ausgedehnt ist dieser Darmkrebs, wie groß ist er in Zentimetern, sind die Lymphknoten befallen, liegen Metastasen vor. Und diese Daten werden erfasst und in das onkologische Informationssystem eingegeben.“ Wird der Patient dann in mehreren Kliniken behandelt, haben alle Ärzte dieselben Informationen und können sich sogar über Telefon- oder Videokonferenzen vernetzen.

Bis Ende 2018 soll das Onkologie-Informationssystem in ganz Niederösterreich angewandt werden. Künftig sollen auch Daten erhoben werden, wie Patienten auf bestimmte Therapien angesprochen haben. „Das ist nicht nur für den einzelnen Patienten ein großer Gewinn, sondern auch für spätere Forschungszwecke, um bessere Therapien zu finden“, so Kreye.

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