Tausende Gäste bei „Familienfest“ zu Prölls 70er

Kurz vor seinem 70. Geburtstag feierte Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) am Samstag auf Stift Göttweig. Bei der von der ÖVP als „Familienfest“ bezeichneten Feier rief er dazu auf, gemeinsam für Niederösterreich weiter zu arbeiten.

Ein Festgottesdienst in der Göttweiger Stiftskirche bildete am Samstagnachmittag den Auftakt für die Feierlichkeiten anlässlich des 70. Geburtstags von Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP), den dieser am 24. Dezember, am Heiligen Abend, begeht. Etwa 3.000 Gäste folgten der Einladung, darunter zahlreiche hochrangige Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Sport.

Fürnsinn: „Das Leben ist ein Geschenk“

Die Liste der Gäste aus dem Bereich der Politik führten Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und die ÖVP-Minister Wolfgang Sobotka, Wolfgang Brandstetter sowie Andrä Rupprechter an. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) musste sich krankheitsbedingt entschuldigen. Zudem erwiesen die weiteren ÖVP-Landeshauptleute, Hermann Schützenhöfer, Josef Pühringer, Wilfried Haslauer, Günther Platter und Markus Wallner, ihrem niederösterreichischen Amtskollegen die Ehre. Burgenlands Hans Niessl (SPÖ) war ebenso gekommen wie der Landesvorsitzende der SPÖ Niederösterreich, Bürgermeister Matthias Stadler. Vollständig vertreten war zudem die Regierungsmannschaft der Volkspartei Niederösterreich.

Pröll Geburtstag Göttweig

Erich Marschik

Propst Maximilian Fürnsinn (4.v.l.) würdigte Prölls christliche Politik

Pröll selbst wurde in Begleitung von Ehefrau Sissy und den vier Kindern Astrid, Bernhard, Stephan sowie Andreas von Abt Columban Luser begrüßt. Die von dem St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng zelebrierte Messe in der Stiftskirche wurde auch ins eigens aufgestellte Festzelt übertragen. „Geburtstag feiern heißt das Leben feiern. Leben ist Geschenk“, betonte der Propst des Stiftes Herzogenburg, Maximilian Fürnsinn, in seiner Predigt. Er verwies auf die politische Berufung Erwin Prölls, dessen langjährigem Wirken und Charisma das Land viel zu verdanken habe, vor allem auch die Entwicklung einer „unglaublichen Identität“ und eines Landesbewusstseins. „Ich habe Respekt vor deinem offenen Bekenntnis, dass du zu einem christlichen Land stehst. Ich kenne nur wenige Politiker, die in dieser Hinsicht eine so klare Sprache sprechen“, sagte Fürnsinn.

Pröll: „Werde für unser Heimatland weiterarbeiten“

Der Glaube habe ihn immer begleitet, sagte auch Pröll selbst in seinen Dankesworten zum Ausklang des Gottesdienstes. Diese heilige Messe anlässlich seines Geburtstages sei ihm daher ein besonderes Anliegen gewesen. Der Herrgott sei ihm Stütze und Richtschnur im privaten und politischen Leben gewesen, sagte Pröll. „Wer heute den Blick nach außen richtet, der sieht furchtbare Szenen und Tragödien auf dieser Welt. Wer den Blick ins Land richtet, der muss sagen: Der Herrgott hat es ganz schön gut mit uns gemeint.“ Er selbst habe „wirklich Glück gehabt“ in seinem Leben und „unglaublich viele Geschenke“ erhalten, sagte Pröll.

Pröll Geburtstag Göttweig

Erich Marschik

Pröll verwies auf die persönliche Bedeutung seines christlichen Glaubens

Der Jubilar sprach im Blick zurück von „glücklichen sieben Jahrzehnten“. Er erinnerte sich an seine glückliche Kindheit in einer bäuerlichen Familie, und dass ihm seine Eltern eine damals nicht selbstverständliche Ausbildung ermöglicht hätten. Dann begegnete er seiner Frau Sissy, die ihn seit nun 45 Jahren begleite, die Familie manage und ihm den Rücken frei halte, sagte Pröll. Der Landeshauptmann bezeichnete seine Familie, zu der mittlerweile vier Kinder und sechs Enkel zählen, als Zentrum seiner Kraft. Gemeinsam habe man so manchen Schicksalsschlag durchgestanden und zusammengehalten.

Die zufällige Begegnung bei einer politischen Diskussion mit Sixtus Lanner vor 44 Jahren sei die Grundlage für seinen politischen Weg gewesen, die er keine Minute bereut habe, betonte Pröll. Er dankte Weggefährten und seinem „großartigen“ Team. Gleichzeitig richte er den Blick nach vorne, „mit dem Vorsatz, gemeinsam für unser wunderschönes Heimatland auch weiterzuarbeiten.“

Pröll Geburtstag Göttweig

APA/HERBERT PFARRHOFER

Gemeinsam mit Bundes- und Landespolitikern feierte Pröll im Festzelt

Mitterlehner: Pröll ist „Bastion der ÖVP“

Beim anschließenden Festakt würdigten die Spitzen der ÖVP die politischen Leistungen Prölls. Vizekanzler und ÖVP-Bundesparteiobmann Reinhold Mitterlehner bezeichnete ihn etwa als „eine der wichtigsten Bastionen der Österreichischen Volkspartei“. Dass der bald 70-Jährige als einziger Landeschef mit absoluter Mehrheit regiert, spreche für Erwin Pröll und sein Team. „Wir haben da und dort verschiedene Meinungen, aber insgesamt eine gemeinsame Linie und diese Linie ist weltoffen und fair“, sagte Mitterlehner.

„Du bist der Beste, du bleibst der Beste und bleib gesund“, sei ihm geraten worden zu sagen, scherzte Hermann Schützenhöfer (ÖVP), Prölls steirischer Amtskollege, bei der Feier in Göttweig. Schützenhöfer ist gebürtiger Niederösterreicher und derzeit Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz.

Würdigungen aus Wirtschaft, Sport und Kultur

Doch auch Prominente aus anderen Bereichen würdigten Pröll anlässlich des Festaktes. So bezeichnete der Präsident der Österreichischen Nationalbank, Claus Raidl, den niederösterreichischen Landeshauptmann als „Politiker, der sein Wort hält und Vertrauen genießt, weil er politisches Leadership zeigt.“ Dank der 24-jährigen Amtszeit Prölls sei Niederösterreich „als Wissenschaftsstandort und Wirtschaftsstandort anerkannt, bekannt und international geachtet“.

Aus der Welt des Sports gratulierte der ehemalige ÖFB-Teamchef Josef Hickersberger, der mit Pröll in der Vergangenheit im „Club Niederösterreich“ Fußball spielte: „Für mich war er immer der Ronaldo von Radlbrunn. Er war sehr geradlinig, ging keinem Zweikampf aus dem Weg. Ich habe ihn als Mitspieler sehr geschätzt, weil man mit ihm gewinnen konnte.“ Für Hickersberger war Pröll „nie ein Mittelfeldstratege“, sondern „eher mitte-rechts“. Er habe in seiner politischen Karriere nicht nur den Club Niederösterreich, „sondern das ganze Land besser gemacht“.

Pröll Geburtstag Göttweig

APA/HERBERT PFARRHOFER

Weggefährten aus Sport und Kultur gratulierten Pröll zum 70sten Geburtstag

Die niederösterreichische Schauspielerin Ursula Strauss schließlich würdigte Landeshauptmann Pröll als Politiker, dem Kunst und Kultur am Herzen liege, „weil über allem steht, dass die Kunst frei sein muss und er nicht versucht, einen zu vereinnahmen.“

Seit mehr als 24 Jahren Landeshauptmann

Erwin Pröll wurde am 24. Dezember 1946 in Radlbrunn (Bezirk Hollabrunn) geboren. Nach der Matura in Tulln studierte er an der Universität für Bodenkultur in Wien und schloss das Studium 1976 als Agrarökonom ab. Noch vor seiner Promotion wurde er als wirtschaftspolitischer Referent des Österreichischen Bauernbundes politisch tätig. Seit März 1980 gehört Pröll der Landesregierung an. Zunächst war er Landesrat, dann ab Jänner 1981 Landeshauptmann-Stellvertreter. Am 22. Oktober 1992 folgte er schließlich Siegfried Ludwig als Landeshauptmann von Niederösterreich nach.

Bei den Landtagswahlen 1993, 1998, 2003, 2008 sowie 2013 wurde Pröll in dieser Funktion bestätigt. Bei seinem ersten Antreten als Spitzenkandidat 1993 führte die Kandidatur des kurz zuvor gegründeten Liberalen Forums (LIF) dazu, dass die ÖVP die absolute Mehrheit verlor. Zehn Jahre später, 2003, konnte sie diese mit 53,3 Prozent zurückerobern und sowohl 2008 (54,4 Prozent) als auch 2013 (50,8 Prozent) mit Pröll an der Spitze verteidigen. Prölls Wort hat seit Jahrzehnten auch in der Bundespolitik großes Gewicht. Ob er bei der Landtagswahl 2018 noch einmal antritt, war bei der Geburtstagsfeier in Göttweig kein Thema.