Große Herausforderungen als Landarzt

Vor einigen Jahren galt der Landarzt als fixe Institution in einer Gemeinde. Heute warten manche Orte einige Monate auf einen Nachfolger. Ein Kassenarzt aus Kottes (Bezirk Zwettl) schildert seinen Alltag und warum er Landarzt bleiben will.

Bereits in der Früh ist das Wartezimmer in der Ordination in Kottes voll. Einige kämpfen mit der Grippe, andere kommen zur wöchentlichen Kontrolle oder bekommen eine Infusion. Mehr als 150 Patientinnen und Patienten werden jeden Tag in der Praxis gezählt. Das große Arbeitspensum hat der ehemalige Spitalsarzt Christian Lernet etwas unterschätzt. „Es gibt schon Tage, wo ich an die Grenzen meiner Belastbarkeit komme und mir denke, als Angestellter im Krankenhaus hat man schon seinen Vorteil“, schildert er gegenüber noe.ORF.at.

Reportage Landarzt Kottes Allgemeinmediziner

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Vergangenen April übernahm Christian Lernet die Kassenstelle in Kottes

Seit vergangenem April führt er die Ordination in der kleinen Waldviertler Gemeinde. Davor ist die Kassenstelle für einige Monate unbesetzt geblieben. Die Bewohner des Ortes sind froh, endlich wieder einen Arzt zu haben. „Für uns ist der Arzt ganz wichtig, denn wo sollen wir sonst hin fahren“, fragt sich Anna Blüml aus Kottes. Katrin Traundl aus Rabenhof ist ebenfalls erfreut, „weil die anderen Ärzte, die die Vertretungen gemacht haben, weit weg sind und natürlich die Wartezimmer voll waren.“

Container weichen neuer Ordination

Nächste Woche übersiedelt der Arzt bereits von seiner provisorischen Containerpraxis in die neue Ordination am Hauptplatz. Dass er in die Waldviertler Gemeinde gewechselt ist, bereut der Mediziner nicht. „Man hat einen direkten Kontakt mit den Patienten. Die Patienten kennen und schätzen dich“, erklärt Lernet. Zudem sei man in der Ordination sein eigener Chef.

Reportage Landarzt Kottes Allgemeinmediziner

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Neben seiner Ordination macht Mediziner Lernet regelmäßig auch Hausbesuche

Kurz vor zwölf Uhr mittags wird die Praxis zugesperrt. Doch statt auf Mittagspause geht es nun auf Visite. Diesmal werden sechs Patienten besucht. Eine davon ist Gerhilde Gölß aus Kottes, die vor wenigen Tagen ebenfalls die Grippe erwischt hat. Die Hausbesuche sind für die 92-Jährige unerlässlich, „weil ich alle paar Wochen einen Thrombosetest machen muss, aber nicht mehr mobil bin.“

Gruppenpraxis als Entlastung

Für den 47-jährigen Arzt werden durch die vielen Hausbesuche und administrativen Verpflichtungen aus den regulären 20 Stunden pro Woche oft das Doppelte. Sein nächstes Ziel ist eine Gruppenpraxis mit einer Kollegin, denn derzeit gibt es nur drei Ärzte im Sprengel. „Das heißt jedes dritte Wochenende Wochenenddienst und wenn jemand in Urlaub geht, dann jedes zweite Wochenende.“ Laut Lernet wäre die Arbeit mit einer Kollegin leichter zu bewältigen und nicht zuletzt würden sich wohl auch die Patientinnen und Patienten darüber freuen.

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