St. Corona: Wintersportort auf neuen Wegen

Der Aufschrei in St. Corona am Wechsel (Bezirk Neunkirchen) war groß, als die beiden Skilifte 2011 abmontiert wurden. In der Gemeinde waren neue Konzepte gefragt: Der Fokus auf Skianfänger und auch Sommergäste scheint zu greifen.

Um 1910 war St. Corona ein beliebter, wenn auch kleiner Wintersportort in der Buckligen Welt. Viele Gäste kamen aus dem nahen Wien und auch aus dem Raum Graz hierher. Als Wintersportort erlebte St. Corona bis in die späten 80er-Jahre seine Blüte, rund 40.000 Gäste konnten in einer Saison begrüßt werden. In den 90er-Jahren begann jedoch der Niedergang, weil kaum mehr in den Ausbau oder die Modernisierung der Lifte investiert wurde. Die Folge: Die Gäste blieben aus.

St. Corona aktuell und historisch

Hans Hantich

Bereits 1910 vergnügten sich Gäste in St. Corona beim Wintersport

Dazu gesellte sich ein weiteres Problem: „Der eine oder andere Betrieb wurde verkauft, weil er Nachfolgeschwierigkeiten hatte. Der Betrieb hatte keine Kinder oder die Kinder wollten nicht übernehmen, dadurch ist das Angebot für die Gäste immer schwächer geworden“, erinnert sich Hans Hantich, der früher Hotelier in St. Corona war.

Das Land übernahm schließlich 2011 die Liftanlagen und ließ sie abbauen, mit der Begründung, dass sich der Betrieb wirtschaftlich nicht mehr rechnet. Ein Einsersessellift, der 1965 eröffnet worden war, wurde ebenso wie ein Vierersessellift abmontiert. Der Aufschrei im Ort war groß, viele befürchteten, dass damit auch das endgültige touristische Aus für den Wintersportort gekommen war - mehr dazu in Skigebiet St. Corona: Zukunft ungewiss (noe.ORF.at; 31.1.2014).

Tellerlift und Förderband für Skianfänger

Doch parallel zum Abbau der Liftanlagen wurde mit dem Land an neuen Konzepten gearbeitet. „Man wusste, dass vor allem der Einsteigerbereich bei uns ein Schwerpunkt sein kann. Der Bereich der Wieder- und Neueinsteiger in den Skitourismus, das Lernen des Skifahrens war für uns genau die Marktnische, die wir nützen mussten und die wir auch ausgebaut haben“, erklärt der Bürgermeister von St. Corona, Michael Gruber (ÖVP).

Deshalb entstand im Ortsteil Unternberg die Familienarena mit einem Tellerlift für Skianfänger und einem überdachten 90 Meter langen Förderband. Eine private Gesellschaft wurde gegründet, die die Familienarena auch betreibt. „Bei uns gibt es weder einen hohen Sessellift, von dem man runterfallen kann, noch Pistenrowdys. Wir haben uns auf die Themen Sicherheit und Skianfänger spezialisiert. Bei uns kann jeder sicher Skifahren lernen“, verspricht der Geschäftsführer der Familienarena St. Corona, Karl Morgenbesser.

St. Corona aktuell und historisch

ORF

In St. Corona setzt man jetzt vor allem auf Familien mit Kindern und bietet unter anderem ein überdachtes Förderband

Sommerrodelbahn und Mountainbiken im Sommer

Zum Konzept der Familienarena gehören auch familienfreundliche Preise. Die Tageskarte kostet 14,50 Euro. Wenn man nur mit den Kindern am Förderband unterwegs sein will, zahlt man dafür fünf Euro pro Tag. Um den Ganzjahrestourismus anzukurbeln, gibt es im Sommer neben der Sommerrodelbahn, die im Vorjahr bereits 100.000 Fahrten verzeichnete, schon neue Pläne. Dabei geht es um neuartige Mountainbikestrecken für Kinder und Anfänger.

„In der ersten Ausbauphase werden Strecken mit geringem Gefälle und ohne Wurzeln, sogenannte ‚Flow Trails‘, errichtet. Das Wichtigste dabei ist, dass wir die Leute von den Forststraßen holen, die für den Mountainbiker sowieso uninteressant sind. Wir holen die Moutainbiker also weg von den Naturschutzgebieten und Jagdgebieten und führen sie hin zu lässigen, bebauten Trails, die den Moutainbikern gefallen und den anderen Waldnutzern nicht schaden“, erklärt Morgenbesser.

St. Corona aktuell und historisch

ORF

Im historischen Ortskern soll das Wohnen künftig Vorrang haben

Einheimische zurück in den Ortskern

Auch für den alten Ortskern von St. Corona gibt es neue Konzepte. „Wir planen, daraus einen Wohnort zu machen. Die Tourismuseinrichtungen wollen wir aus dem Ortszentrum eher herausholen, weil das wirtschaftlich sinnvoller und leichter handhabbar ist. Es gab immer wieder Konflikte mit den Einwohnern und den Touristen. Das ist jetzt eine Lösung, die funktionieren kann“, zeigt sich Gruber überzeugt.

St. Corona scheint derzeit auf einem guten Weg in seiner touristischen Neuausrichtung zu sein. Nach Jahren der Stagnation bemerkt man nun wieder etwas Dynamik in der kleinen Gemeinde am Wechsel.

Otto Stangel, noe.ORF.at

Links: