Winter: Tourismus jubelt, Umwelt litt

Am 1. März startet der meteorologische Frühling und die Temperaturen steigen wieder an. Winterdienste und Tourismus ziehen eine erste Bilanz über den schneereichen Winter. Der Tourismus profitierte, die Umwelt hingegen litt.

Der Winter 2016/17 brachte Niederösterreichs Skigebieten im Gegensatz zu den vergangenen Jahren ein deutliches Umsatz-Plus - mehr dazu in Deutliches Plus im Wintertourismus (noe.ORF.at; 27.2.2017). Dazu geht der heurige Winter als einer der sonnigsten in die Messgeschichte ein.

Die großen Skigebiete in Niederösterreich, wie das Hochkar, der Semmering oder der Annaberg konnten seit Anfang der Saison ihre Ersteintritte um rund 55 Prozent im Vergleich zur Vorjahressaison steigern. Ein Plus an Gästen verzeichneten auch die kleinen Familienskigebiete Niederösterreichs wie der Unterberg in den Gutensteiner Alpen oder der Jauerling am Rande der Wachau. Hier gab es Anstieg zwischen 30 und 50 Prozent.

Bis zu zehn Prozent Mehrkosten für Winterdienst

Während der Winter dem Tourismus deutliches Plus brachte, bescherte er den Straßendiensten einen Mehraufwand und höhere Kosten. Vorsichtig schätzt der Niederösterreichische Straßendienst etwa fünf bis zehn Prozent Mehrkosten gegenüber dem Vorjahr. Das betrifft vor allem den Materialaufwand, also Streumittel, wie Salz und Splitt.

„Wir hatten bis Jänner 47 Glatteistage und auch im Februar kam es zu erheblichen Glatteiseinsätzen“, zieht Rainer Irschik, Niederösterreichs Straßenbaudirektor-Stellvertreter, eine vorläufige Bilanz. „Unser Einsatzbereich endet erst im März. Das heißt wir können erst dann eine endgültige Aussage treffen. Gegenüber dem Vorjahr hat sich unser Verbrauch an Salz und Splitt zirka um 15 Prozent gesteigert.“

1.500 Mitarbeiter müssen bei einem Rund-Um-die-Uhr-Betrieb mobilisiert werden. Aufgrund des strengen Winters war das heuer mehrmals der Fall, etwa Ende Jänner. Der Straßendienst sei dabei aber nicht an seine Grenzen gestoßen, sagt Irschik: „Die Ressourcen sind so ausgelegt, dass wir einen Volleinsatz gewährleisten können und, dass damit die Sicherheit für jeden Verkehrsteilnehmer gewährleistet ist.“ Das stellt der Straßendienst auch durch die Lagerkapazität von 75.000 Tonnen sicher. 106 Silos und 65 Salzhallen stehen dem Niederösterreichischen Straßendienst zur Verfügung.

Tourismusbetriebe ziehen positive Bilanz

Während der Winter dem Straßendienst also Mehrkosten und einen Mehraufwand bescherte, brachte er dem Tourismus ein Plus. Die Bilanz sei „in höchstem Maße positiv“, sagt Mario Pulker, Obmann der Sparte Tourismus der Wirtschaftskammer Niederösterreich. „Wenn wir uns die Zahlen inklusive Hochrechnung anschauen, sind wir gegenüber dem Vorjahr einen ordentlichen Sprung weitergekommen“, so Pulker.

Im Detail heißt das: 1.234.100 Nächtigungen waren es vergangenen Winter. Heuer sind es 1.275.900 Nächtigungen. Das ist eine Steigerung von 3,4 Prozent. Besonders auffällig ist dabei, dass der Anteil der ausländischen Touristen deutlich zunahm. Bei den Gästen aus dem Inland gab es eine Steigerung um 1,2 Prozent, bei den Touristen aus dem Ausland waren es 9,2 Prozent. Als Hauptgrund für diesen Anstieg sieht man das Weltcup-Rennen am Semmering. Den höchsten Anstieg bei den ausländischen Touristen gab es bei den Gästen aus Tschechien und Ungarn.

Kürzerer Urlaub, höhere Wertschöpfung

Bei den Touristen ist eine Veränderung des Buchungsverhaltens zu beobachten. „Die Aufenthaltszahlen werden im Österreichschnitt und auch international immer kürzer. Die Leute sind aber dafür bereit, in dieser Zeit viel mehr Geld ausgeben. Das heißt die Wertschöpfung ist höher“, erklärt Pulker. Der durchschnittliche Gast bleibt etwa zwei bis drei Nächte am Wochenende.

So positiv die Bilanz für den Tourismus ausfällt, so negativ ist sie teilweise für die Umwelt. Je kälter es war, desto mehr wurde auch geheizt. Konkret wurde in diesem Winter um 25 Prozent mehr geheizt als im vergangenen Winter, was wiederum einen Anstieg der Feinstaubbelastung zur Folge hatte.

Feinstaub: Belastung doppelt so hoch wie im Vorjahr

Im Jänner und Februar war die Feinstaubbelastung mehr als doppelt so hoch als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. An 19 Tagen wurde im Jänner und Februar der Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft überschritten. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es nur acht Tage. Besonders hoch war die Feinstaubbelastung in Städten. Spitzenwerte wurden etwa in Hainburg, Schwechat oder Tulln gemessen.

Wer den Winter gerne im Freien verbringt, kam heuer auf seine Kosten: Zahlreiche Outdoor-Aktivitäten waren möglich, so konnte in vielen Orten Niederösterreichs gerodelt werden. Und auch Eisläufer, Schneeschuhwanderer, Skitourengeher konnten den Winter genießen. Wer es gemütlicher anging, spazierte durch die verschneite Winterlandschaft Niederösterreichs.

Pia Seiser und Doris Henninger, noe.ORF.at

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