Weniger Verkehrstote nach Führerscheinreform

Seit der Reform der Führerscheinausbildung vor 14 Jahren ist die Zahl der Jugendlichen, die im Straßenverkehr starben, stark gesunken. Auch die Ausbildung hat sich, vor allem durch den technischen Fortschritt, stark verändert.

Mit gerade einmal 50 km/h fährt Christian Rengler aus Obererla (Bezirk Amstetten) über die nasse Straße. Plötzlich taucht vor ihm eine Wasserwand auf. Er steigt auf die Bremse, doch das Auto fährt einfach durch. „Man unterschätzt das einfach. Man glaubt, das ist normaler Asphalt. Wenn du in die Bremse steigst, rutschst du einfach“, sagt Rengler nach seiner Fahrt.

Fahrtechnik Zentrum ÖAMTC

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Erstes Testzentrum in Teesdorf

Vor 30 Jahren wurde in Teesdorf (Bezirk Baden) das erste Testzentrum eröffnet. Am Ziel, im Notfall richtig und schnell zu reagieren, hat sich seither nichts geändert. Doch daran, wie man richtig reagiert, sehr wohl, erklärt Johann Danzinger, Leiter des Fahrtechnikzentrums Melk. Das sei vor allem auf den technischen Fortschritt zurückzuführen.

Bei Aquaplaning galt früher etwa: „Nicht bremsen, das ist ganz gefährlich, Lenkung festhalten und unbedingt auskuppeln“, erinnert sich Danzinger. „Heute sagen wir genau das Gegenteil: Egal was du tust - Hauptsache in die Bremsen steigen.“

Fahrtechnik Zentrum ÖAMTC

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Im Bereich der Assistenzsysteme hat es in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gegeben

Technik erhöht subjektive Sicherheit

Doch gerade wegen der Technik wiegen sich viele Autofahrer heute zu sehr in Sicherheit, weiß Franz Schönbauer, Geschäftsführer der ÖAMTC-Fahrtechnik: „Die Autos sind leiser geworden, da wird die Geschwindigkeit nicht mehr so wahr genommen und das Wissen, dass Assistenz-Systeme vorhanden sind, kann den Fahrer durchaus dazu verleiten, etwas übermütiger zu werden.“

Die Werbung würde ebenfalls das subjektive Sicherheitsgefühl heben. Deshalb sei die Sensibilisierung notwendig. „Den Teilnehmern zu zeigen, wo sind die Grenzen, wie muss ich mit den Systemen umgehen, denn die Verantwortung hat schlussendlich immer noch der Fahrer“, sagt Schönbauer.

Fahrphysik kennenlernen

Die Führerscheinausbildung in Österreich wurde 2003 reformiert. Seither müssen alle Fahrschüler verpflichtend an einem derartigen Training teilnehmen. Die Zahl der Jugendlichen, die im Straßenverkehr ums Leben kamen, ging seither um 60 Prozent zurück. „Man kann von einem Jugendlichen nicht erwarten, dass er die gleiche Erfahrung hat wie jemand, der sich seit vielen Jahren im Straßenverkehr bewegt.“ Beim Training gehe es darum, die Gefahren der Straße richtig zu interpretieren und eine Sensibilität für Fahrphysik zu entwickeln.

Seitdem haben mehr als 500.000 Teilnehmer ein Fahrsicherheits-Training im Rahmen der Mehrphasen-Ausbildung absolviert. Das Fazit ist bei allen Jugendlichen ähnlich. „Das man einfach viel kräftiger ins Bremspedal steigen muss, und dass man dabei eigentlich nichts kaputt machen kann“, sagt Julia Gugerell aus Langenlois (Bezirk Krems).

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