Türkei sorgt für Boom bei Rinderversteigerung

Einmal im Monat findet in Bergland (Bezirk Melk) Österreichs größte Zuchtrinderversteigerung statt. Türkische Landwirte haben offenbar die hohe Qualität des heimischen Fleckviehs entdeckt. Sie sorgen für gute Verkaufspreise.

Mehr als 600 Zuchtrinder kamen bei der jüngsten Rinderversteigerung in Bergland unter den Hammer. Das sind so viele Tiere, dass die Ställe der erst vor sechs Jahren neu eröffneten Halle mittlerweile zu klein wurden. Deshalb wird sogar die Abladerampe ausnahmsweise als „Ersatzstall“ genutzt. Bei der Versteigerung selbst gilt ein fixer Ablauf: Die Tiere werden gewogen, ärztlich kontrolliert und erst dann dürfen die Rinder zwecks Versteigerung vorgeführt werden.

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In der Versteigerungshalle werden die Rinder zum Verkauf angeboten

Rinder lernen ein elegantes Auftreten

Laut Landwirtin und Rinderzüchterin Anitza Tatzberger aus Allhartsberg (Bezirk Amstetten) ist ein gutes Auftreten besonders wichtig. „Vierzehn Tage vor der Versteigerung trainiert man die Kühe und geht mit ihnen spazieren, damit sie lernen, elegant im Ring zu gehen“, so Tatzberger gegenüber noe.ORF.at. Außerdem dürfen potentielle Käufer die Rinder im Stall begutachten, bevor diese in der Versteigerungshalle zum Verkauf angeboten werden.

Momentan zählen vor allem Händler, die für türkische Rinderbauern einkaufen, zu den besten Kunden der niederösterreichischen Züchter. „Die Türkei will die Rinderzucht forcieren. Dort ist man sehr zufrieden mit unserer Qualität, speziell mit dem Fleckvieh aus Niederösterreich“, zeigt sich Leopold Buchegger, der Obmann der Niederösterreichischen Rinderzüchter, erfreut.

Ohne türkischen Markt droht Preisverfall

Dementsprechend aufmerksam wird derzeit nicht nur die politische Lage in der Türkei, sondern auch die Beziehung zwischen der EU und der Türkei verfolgt. Den Rinderzüchtern sei es laut Buchegger wichtig, „dass wir eben weiterhin die Märkte dort bedienen können und dass nicht über Nacht die Tore geschlossen und die Grenzen zu sind. Das wäre sehr schlimm.“

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Türkische Händler sind bereit, hohe Preise für die niederösterreichischen Rinder zu bezahlen

Ein Wegfall des türkischen Marktes würde voraussichtlich zu einem Preisverfall führen. Derzeit gäbe es jedoch keine Probleme, schildert Viehhändlerin Gamze Aygac: „Wir haben gute Kontakte mit türkischen Ministerien. Alles geht sehr freundlich zu, weil wir Geschäfte machen. Wir brauchen die türkischen Kunden und sie brauchen unsere Tiere.“

Ein Rind bringt im Durchschnitt 2.300 Euro

Im Schnitt werden mehr als 2.300 Euro pro Tier geboten. Laut David Ulas, einem polnischen Viehhändler, sei das ein guter Preis. „Man hat die Garantie, dass man eine wertvolle Genetik kauft. Da zahlt es sich summa summarum aus, das Geld auszugeben“, so Ulas. 80 Prozent der Tiere werden ins Ausland verkauft. Um mit der internationalen Konkurrenz mithalten zu können, gibt es für heimische Landwirte außerdem Förderungen. Das Land unterstützt den Kauf von bis zu vier Kalbinnen pro Betrieb mit jeweils 220 Euro.

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