MedAustron baut Ionentherapieanlage im Iran

Wenige Monate nach der Behandlung der ersten Patienten vertraut man nun auch im Iran auf das Know-how von MedAustron. Nahe Teheran wird ein Ionentherapiezentrum nach Vorbild der Anlage in Wiener Neustadt errichtet.

Bei der Spatenstichfeier in Karadsch, nahe der iranischen Hauptstadt Teheran, herrschte am Dienstagnachmittag enormer Medienandrang. Für den Iran mit seinen fast 80 Millionen Einwohnern ist das geplante „National Ion Therapy Center“ offenbar von großer Bedeutung. Den ersten Kontakt zwischen dem iranischen Vizepräsident Ali Akbar Salehi und MedAustron gab es erst vergangenen Herbst, als Salehi, der selbst Physiker ist, das Krebsbehandlungszentrum in Wiener Neustadt besuchte. Im März wurde schließlich der Vertrag zwischen MedAustron und den iranischen Geschäftspartnern unterzeichnet.

MedAustron Energy Novin Iran Teheran Spatenstich

Franz Baldauf

Am Dienstag fand im Iran die offizielle Spatenstichfeier für das geplante Krebstherapiezentrum statt

Erste Behandlungen in fünf Jahren geplant

Das geplante Krebsbehandlungszentrum wird verschiedene Therapieangebote unter einem Dach vereinen. Eines davon wird die Ionentherapieanlage sein, die nun in Kooperation mit MedAustron errichtet wird. MedAustron übernimmt dabei das Projektmanagement und ist für Herstellung, Lieferung, Montage und Inbetriebnahme der Ionentherapieanlage sowie die zugehörige Medizintechnik verantwortlich. Das Gebäude und die technische Ausrüstung wird nach den Vorgaben von MedAustron vom lokalen Unternehmen Energy Novin geplant und errichtet.

Bei der iranischen Anlage wird es sich mehr oder weniger um eine 1:1-Kopie der Anlage in Wiener Neustadt handeln. Das persische Zentrum wird wie MedAustron eine Synchrotron-basierte Anlage sein und ebenfalls über drei Patientenbehandlungsräume und einen Raum für Forschung verfügen. Ziel sei es laut MedAustron-Geschäftsführer Alfred Zens, dass in etwa fünf Jahren die ersten Patienten behandelt werden können. Danach werde es zwei weitere Jahre bis zur Gesamtfertigstellung dauern.

MedAustron will „drittes Standbein“ aufbauen

Bei MedAustron hofft man auf eine langfristige Zusammenarbeit mit den iranischen Geschäftspartnern. MedAustron habe einen Wartungsvertrag angeboten, um die technischen Komponenten auch in Zukunft zu betreuen, sagt Zens, darüber hinaus sei ein Rahmenvertrag angekündigt worden, „um allenfalls eine weitere Zusammenarbeit für weitere Anlagen hier zu starten.“

MedAustron Energy Novin Iran Teheran Spatenstich

ORF / Sunk

Etwa 20 Millionen Menschen leben in der Metropolregion um Teheran. Für den Iran ist das Krebsbehandlungszentrum von enormer Bedeutung

Zens sieht den Auftrag auch als Grundstein für ein drittes Standbein. „Zu Therapie und Forschung kommt die Errichtung von Anlagen wie der unseren als ein Geschäftszweig hinzu. Das ist für alle Beteiligten eine spannende Aufgabe und eröffnet unseren Experten zusätzliche Perspektiven“, so Zens. Das Besondere bei MedAustron sei nämlich, dass die Mitarbeiter genau wüssten, was es bedeute, ein Ionentherapiezentrum aufzubauen: „Von der Planung über die Errichtung und die aufwändige Inbetriebnahme, bis nun zum laufenden Betrieb und der Wartung waren und sind stets MedAustron-Experten involviert oder führend. Dieses wertvolle Wissen können wir nun im Iran einbringen.“

Wichtiger Technologietransfer aus Niederösterreich

Dass es nur wenige Monate nach der Behandlung des ersten Patienten ein solches Agreement mit dem Iran gebe, sei eine „ganz tolle Sache“, sagte MedAustron-Aufsichtsratsvorsitzendem Klaus Schneeberger vor dutzenden Medienvertretern bei der Spatenstichfeier. Schneeberger sprach von einem „Technologietransfer vom kleinen Österreich zum großen Iran.“ In erster Linie sei das eine Auszeichnung für die Mitarbeiter von MedAustron, die technologisch etwas Hervorragendes zusammengebracht hätten.

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Franz Baldauf

Die Delegation aus Österreich am Gelände des künftigen Ionentherapiezentrums in der Nähe von Teheran

Das Projekt spreche auch für die Wissenschafts- und Forschungspolitik im Land Niederösterreich, denn „es hat enormes Risikos bedurft um dieses Projekt überhaupt umzusetzen“, so Schneeberger. Auch er unterstrich, dass der Iran nicht der einzige Interessent bei MedAustron gewesen sei, aber der schnellste. „Unsere Vision von Medizin und Forschung auf internationalem Spitzenniveau bekommt durch den Auftrag im Iran eine noch größere Dimension“, so Schneeberger.

Projekt mit großer symbolischer Bedeutung

Das Projekt werde als „goldene Seite“ in das Buch über die Verbindung zwischen Iran und Österreich eingehen, sagte der iranischen Vizepräsident Ali Akbar Salehi bei der Spatenstichfeier. Er sprach nicht nur von einem wichtigen humanitären, sondern auch von einem wichtigen symbolischen Projekt. Das Projekt sei ein Zeichen dafür, dass sich die Iranische Atomenergieorganisation nicht nur mit Atomkraftwerken und der Anreicherung von Atomenergie beschäftige, sondern auch den Bedarf bei der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung decke.

Katharina Sunk, noe.ORF.at

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