Tägliche Turnstunde kommt als Pilotprojekt

Die jahrelang geforderte und bisher nicht realisierte tägliche Turnstunde wird in Niederösterreich als Pilotprojekt umgesetzt. Ab Herbst gibt es zusätzlich zum regulären Turnunterricht auch Bewegungseinheiten.

Das Pilotprojekt wird zunächst in den vier Statutarstädten St. Pölten, Krems, Wiener Neustadt und Waidhofen an der Ybbs sowie im Bezirk Hollabrunn umgesetzt. Von 123 Pflichtschulen und Schulen mit AHS-Unterstufe meldeten sich bereits 52 an. An diesen Schulen wird es ab Herbst fünf Bewegungseinheiten pro Woche geben. Diese können laut Sportlandesrätin Petra Bohuslav (ÖVP) sowohl in- als auch außerhalb des Unterrichts stattfinden: „Außerhalb des Unterrichts werden sie von Bewegungscoaches abgehalten, die an der Pädagogischen Hochschule ausgebildet wurden und bei den Sportdachverbänden angestellt sind“, so Bohuslav.

Junge turnt auf zwei Ringen

APA/Harald Schneider

Zusätzliche Einheiten statt fixer Turnstunde

Die Bewegungseinheiten sollen zusätzlich zum regulären Turnunterricht stattfinden, erklärte Landesschulratspräsident Johann Heuras: „Wenn eine Schule derzeit etwa bei drei Turnstunden hält, kann es eine zusätzliche Einheit mit einem Bewegungscoach und eine weitere integrative Einheit quer durch mehrere Unterrichtsfächer oder auch in Form einer bewegten Pause, jedenfalls im Ausmaß von einer Stunde pro Woche, geben.“ Angesetzt werden könnten diese Stunden als „Fenster-“ oder „Randstunden" sowie am Nachmittag.

Im Gegensatz zur fixen Etablierung einer täglichen Turnstunde, die gemäß des Stundenmaximalkontingents zulasten eines anderen Gegenstandes gehen müsse, kämen durch dieses Projekt Einheiten dazu, sagte Heuras. Ein ähnliches Projekt gibt es seit vergangenem Herbst bereits im Burgenland. Dieses wurde für Niederösterreich angepasst.

Landesrätin Mag. Barbara Schwarz, Landesrätin Dr. Petra Bohuslav und Mag. Johann Heuras, Amtsführender Präsident des Landesschulrates für Niederösterreich

NLK Filzwieser

Landesrätin Barbara Schwarz, Landesrätin Petra Bohuslav und Landesschulratspräsident Johann Heuras gaben den Startschuss für die tägliche Bewegungs- und Sporteinheit

Wer sich ausreichend bewegt, liest auch besser

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass Kinder und Jugendliche pro Tag mindestens 60 Minuten Bewegung machen sollen. In Niederösterreich erreichen dieses Ziel laut Bohuslav nur 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen. Die Landesrätin erinnerte auch daran, dass nur ein Drittel der Niederösterreicher regelmäßig, also mindestens einmal pro Woche, Sport betreibe.

Laut Bildungslandesrätin Barbara Schwarz (ÖVP) habe ausreichende Bewegung auch Auswirkungen auf die Lernfähigkeit. So hätten Kinder mit einem schlechten Gleichgewichtssinn oft auch Probleme beim Lesen, weil es für sie schwieriger sei, die richtige Zeile im Auge zu behalten. „Zudem bieten Bewegung und Sport Kindern die Möglichkeit, sich zu beweisen und auch abseits des Lernens Erfolg zu haben“, erklärte Schwarz.

Schulen können sich für Pilotprojekt anmelden

Bis 9. Juni haben interessierte Schulen in den Pilotregionen noch Zeit, sich für das Projekt anzumelden. Nach einem Schuljahr, im Sommer 2018, soll das Projekt dann evaluiert und auf ganz Niederösterreich ausgeweitet werden.