Ybbstal: Neuer Radweg auf alter Bahntrasse

Die ehemalige Strecke der Ybbstalbahn kann ab sofort mit dem Rad bewältigt werden. Der Ybbstalradweg wurde teilweise auf der alten Bahntrasse gebaut. In die Strecke wurden etwa zehn Millionen Euro investiert.

Speichen statt Schienen beherrschen ab sofort die Strecke zwischen Ybbs an der Donau (Bezirk Melk) und Lunz am See (Bezirk Scheibbs). Denn die 107 Kilometer zwischen den beiden Gemeinden können komfortabel auf dem neu eröffneten Ybbstalradweg befahren werden, dem jüngsten touristischen Großprojekt im Mostviertel.

Opponitz Eröffnung Ybbstalradweg

ORF / Novak

Der Opponitz-Tunnel der ehemaligen Ybbstalbahn-Strecke blieb auch den Radfahrern erhalten

Dem Radweg vorausgegangen war die weitgehende Einstellung des Betriebs der Ybbstalbahn im Jahr 2010. Einheimische hatten diese Entscheidung damals überwiegend kritisch gesehen und eine Weiterführung des Bahnverkehrs im Ybbstal gefordert. Dennoch hatte sich die Idee der Radstrecke durchgesetzt. Das sei die richtige Wahl gewesen, sagte Martin Ploderer, Bürgermeister von Lunz am See (ÖVP) und einer der aktivsten Unterstützer des Projekts, bei der feierlichen Eröffnung der Ybbstalbahn am Samstag in Opponitz (Bezirk Amstetten).

„Mindestens gleichwertiges Gegenstück“ gefunden

Er selbst sei zwar lange Zeit auch für den Erhalt der Bahn eingetreten, diese Option sei aber schließlich unrealistisch geworden. „Das war dann der Punkt, an dem wir im Tal gesagt haben, wenn die Bahn weg ist, müssen wir als politisch Verantwortliche dafür sorgen, dass ein mindestens gleichwertiges Gegenstück entsteht“, so Ploderer. „Der Radweg mit der entstehenden Infrastruktur entlang dieser Trasse ist mehr als ein Ersatz.“

Opponitz Eröffnung Ybbstalradweg

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Für die Jausenstationen am Fahrbahnrand wurden die Sitzmöbel speziell angefertigt

Das nun eröffnete Teilstück zwischen Waidhofen an der Ybbs und Opponitz wird von den Projektverantwortlichen als „Herzstück“ des Ybbstalradwegs bezeichnet. Bereits im Jahr 2015 war ein erster Abschnitt zwischen Lunz am See und St. Georgen am Reith eröffnet worden. Die Strecke zwischen Waidhofen und Ybbs an der Donau schließlich ist zwar formell auch Teil des Ybbstalradwegs, fungiert jedoch laut Verantwortlichen derzeit primär als Zubringer zum „Herzstück“.

Der Umbau der ehemaligen Bahnstrecke zum Radweg gestaltete sich in vielerlei Hinsicht schwierig. So mussten die Strecken etwa zum Teil verbreitert werden, außerdem wurden etliche Maßnahmen zur Felssicherung getroffen. Insgesamt kostete das Projekt so etwa zehn Millionen Euro, die aus Mitteln des Landes und der Europäischen Union bereitgestellt wurden. Der Radweg soll künftig nicht nur ein Ausflugsziel für die Bewohner der Region werden, sondern auch verstärkt Touristen ins Mostviertel locken. So soll die regionale Wirtschaft gestärkt werden.

Große Bedeutung für regionale Wertschöpfung

Allerdings sei schon das Geld für den Bau wichtig für die regionale Wertschöpfung gewesen, betonte Helmut Schagerl, Bürgermeister von St. Georgen am Reith (SPÖ) und ebenfalls einer der Mitbegründer des Projekts: „Auf der einen Seite konnten sich unsere ortsansässigen Firmen dank der Investitionen wirtschaftlich entwickeln. Auf der anderen Seite haben wir den tollen Radweg bekommen, der auch für die eigene Bevölkerung ein Highlight ist und auch sehr stark benützt wird.“

Johanna Mikl-Leitner Eröffnung Ybbstalradweg

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Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) betonte bei der Eröffnungsfeier in Opponitz, dass das Land in den vergangenen 20 Jahren massiv in den Ausbau von Kultur-, Freizeit- und Sporteinrichtungen investiert habe. „All das sind Werte, die wir geschaffen haben. Diese Werte führen heute zu einer Wertschöpfung, führen zu einer wirtschaftlichen Dynamik.“ So habe es Niederösterreich mittlerweile geschafft, „zu einem Tourismusland zu werden“.

4.200 Kilometer Radwege in Niederösterreich

Insgesamt umfasst das Radwegenetz in Niederösterreich derzeit etwa 4.200 Kilometer an ausgeschilderten Radwegen. Der landesweit beliebteste Radweg ist laut Angaben des Landes der Donauradweg. Dort werden jedes Jahr mehr als 400.000 Radtouristen verzeichnet. In den vergangenen Jahren wurden in diesen und in die sieben anderen sogenannten „Top-Radrouten“ viel Geld investiert - etwa 40 Millionen Euro seit dem Jahr 2006.

Die Maßnahmen des Landes zeigten in der Vergangenheit jedenfalls Wirkung. Laut einer aktuellen Umfrage des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) besitzen aktuell 82 Prozent der niederösterreichischen Haushalte mindestens ein Fahrrad. Vier von zehn Radfahrern gaben demnach an, bei Strecken, die sie früher mit dem Auto zurückgelegt hatten, auf das Rad umgestiegen zu sein.

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