Sommersitz der Erzbischöfe wird verkauft

Die Burg Kranichberg, etwa fünf Kilometer südlich von Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen) gelegen, steht auf dem Online-Anzeigenportal willhaben zum Verkauf. Bis 1970 gehörte sie der Erzdiözese Wien und war Sommersitz der Erzbischöfe.

Der heutige Komplex besteht aus der historischen Burg (samt Pfarrhaus und Kapelle), aus einem ehemaligen Hotel mit einem dreistöckigen Nebengebäude (Wappensaal und Burgmuseum), einem unrenovierten Personalhaus (derzeit unbenutzt) und dem Parkplatz. Die Immobilie ist von Wiese und Wald umgeben. „Prachtvolle, gut erreichbare Burganlage, 4.500 Quadratmeter Wohnfläche“, heißt es auf willhaben, „Preis auf Anfrage, verfügbar: ab sofort“.

201 Jahre gehörte Kranichberg der Erzdiözese Wien

Die ehemalige Wehrburg ist ein dreistöckiger Bau mit annähernd quadratischem Grundriss, hat einen fünfstöckigen Bergfried und wurde vermutlich Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet. Zur Anlage gehört auch eine weitläufige Vorburg.

Burg Kranichberg

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Burg Kranichberg bei Gloggnitz

„Die Burg war vom 13. bis 16. Jahrhundert im Besitz der Herren von Kranichberg. 1480 wurde sie vom ungarischen König Matthias Corvinus eingenommen und nach dem Frieden von Preßburg im Jahr 1491 zurückgegeben. 1745 zerstörte ein Brand große Teile der Anlage, darunter die Eingangsfront und den Westtrakt. Der damalige Eigentümer baute die Anlage im Barockstil teilweise wieder auf und verkaufte sie 1769 an die Erzdiözese Wien“, kann man in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia lesen.

Wegen der Revolution von 1848 verließ Erzbischof Vincenz Eduard Milde das Erzbischöfliche Palais in Wien und zog sich bis November 1848 nach Kranichberg zurück. Ein anderer Erzbischof verbrachte Jahrzehnte später viel Zeit in der Burg. Auf Anraten seiner Ärzte lebte Kardinal Anton Josef Gruscha während der Sommermonate auf Kranichberg. Dort starb er am 5. August 1911 im Alter von 90 Jahren.

Kirche musste Burg aus Kostengründen verkaufen

Auch der letzte Fürsterzbischof von Wien, Kardinal Friedrich Gustav Piffl, hielt sich oft und gerne in Kranichberg auf. Als er 1932 in Wien verstarb, wurde er auf seinen Wunsch hin zunächst am Ortsfriedhof Kranichberg beigesetzt und dann 1954 in die Bischofsgruft in den Stephansdom überführt. Kardinal Theodor Innitzer war nach seinem Amtsantritt ebenfalls in den 1930er Jahren oft in Kranichberg.

„Für Kardinal Franz König war der Sommersitz der Wiener Erzbischöfe stets ein Grund großer Sorge, vor allem wegen der enormen Unterhaltskosten. 1970 verkaufte das Erzbistum Wien die Burg an den amerikanischen Industriellen Henry Reichhold, der sie einige Jahre besaß“, heißt es auf der Website der Erzdiözese Wien. Danach gab es einen mehrfachen Eigentümerwechsel. Zuletzt wurde die Anlage für gastgewerbliche Zwecke genutzt, ein Hotel war jedoch bereits seit einigen Jahren geschlossen.

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