Biber-Verordnung wird Fall für EU-Kommission

Die umstrittene Biber-Verordnung, die seit dem Vorjahr in Kraft ist und die Tötung der Tiere unter bestimmten Voraussetzungen gestattet, wird ein Fall für die EU-Kommission. Die Umweltorganisation WWF brachte Beschwerde ein.

Nach Ansicht der Umweltschutzorganisation widerspricht die Regelung „in vielen Punkten der europäischen Fauna-Flora-Habitat(FFH)-Richtlinie und bricht damit EU-Recht“. „Ausnahmen vom Verbot der Tötung geschützter Arten müssen fachlich ausreichend begründet sein, von einer unabhängigen Stelle geprüft werden und unter strenger Kontrolle erfolgen, so schreibt es die FFH-Richtlinie vor“, erklärte WWF-Artenschutzexperte Christian Pichler am Donnerstag in einer Aussendung. Er kritisierte, dass keine Obergrenze für die Entnahmen festgesetzt worden sei, und bezeichnete die Kontrollmaßnahmen als „völlig unzureichend“.

Biber

dpa/Patrick Pleul

Die Regelung erlaubt, von 1. September bis 31. März bei Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und zum Schutz anderer wild lebender Tiere Biberdämme zu entfernen und die Nager zu töten. Die Regelung ist seit dem Vorjahr in Kraft und gilt bis Ende Mai 2021.

Zahl der getöteten Biber laut WWF stark gestiegen

Der WWF vermisse laut Aussendung eine Begründung für die Erforderlichkeit der Verordnung. Kritisiert wurde außerdem, dass die Beurteilung und die Durchführung von Eingriffen in Lebensraum und Population der Tiere durch „sachkundige Organe“ erlaubt werden. Hier könne es sich beispielsweise um Hochwasserschutztechniker oder Förster handeln, hieß es in der Aussendung. „Eine solche Vorgangsweise provoziert Interessenkonflikte und ist für den WWF inakzeptabel“, betonte Pichler.

Laut WWF sei die Zahl der per Ausnahmegenehmigung getöteten Tiere außerdem in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen: Vor elf Jahren waren es vier Biber, 2012 wurden mehr als 100 an etwa 40 Standorten gefangen und getötet und 2015 mehr als 140. Die „Vereinfachung des Abschusses“ mache die Suche nach anderen zufriedenstellenden Lösungen von vornherein unattraktiv, heißt es.

ÖVP verteidigt Verordnung: Biber entwickle sich gut

Bei der ÖVP Niederösterreich verteidigt man die Biber-Verordnung. Mit dem Biber-Management habe Landeshauptmann-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) „die Voraussetzung geschaffen, dass bei Gefahren rasch entschieden werden kann, zum Beispiel wenn Hochwasserdämme unterminiert oder Flüsse aufgestaut werden“, teilte VPNÖ-Naturschutzsprecher und Landtagsabgeordneter Josef Edlinger in einer Aussendung mit.

Der Biber entwickle sich in Niederösterreich sehr gut, „weil er zunehmend bessere Umweltbedingungen und saubere Flüsse vorfindet“. Aktuell rechnen Experten der Aussendung zufolge mit rund 4.000 Bibern im Bundesland, der Bestand habe sich in den vergangenen Jahren stark erhöht, heißt es.

Bei der Umsetzung der Verordnung müsse immer das gelindeste Mittel eingesetzt werden, „also zuerst Prävention, dann Entfernen von Dämmen und erst als letztes Mittel Eingriffe in die Population“, teilte Edlinger mit. Das Maßnahmenpaket habe zum Ziel, „auf Gefahren für den Hochwasserschutz und im Siedlungsgebiet, wie zum Beispiel unterminierte Radwege und umstürzende Bäume, rasch reagieren zu können“.

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