Georg Strasser wird neuer Bauernbund-Präsident

Der ÖVP-Nationalratsabgeordnete und Nöchlinger (Bezirk Melk) Bürgermeister Georg Strasser wird Jakob Auer als Bauernbundpräsident nachfolgen. Im Fokus steht für ihn u. a. die Einkommenssituation der Bauern.

Die Nominierung erfolgte vom Bauernbund-Vorstand und -Präsidium. Formell wird der neue Bauernbund-Präsident am 26. August beim Bundesbauernrat in Wien gewählt. Innerhalb des Bauernbundes war die Auer-Nachfolge länger diskutiert worden. Als potenzieller Kandidat wurde auch der Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes, Johannes Schmuckenschlager (38), genannt. Der ÖVP-Bauernbund verfügt in Österreich über mehr als 236.000 Mitglieder.

Georg Strasser und Jakob Auer

APA/Herbert Pfarrhofer

Neuer Bauernbund-Präsident Georg Strasser (l.) und Präsidenten Jakob Auer

Generationenwechsel im Bauernbund

Als „geordnete Hofübergabe“ bezeichnete der noch amtierenden Bauernbund-Präsident Auer die Nominierung von Strasser. Dies sei auch „ein Generationenwechsel“ im Bauernbund. Strasser sei ein „erfahrener Bürgermeister“ und „exzellenter Mandatar mit Fachwissen“, zeigte sich Auer zufrieden. „Ich habe Respekt vor dieser Aufgabe und bin hoch motiviert“, sagte Strasser am Mittwoch nach seiner Designierung vor Journalisten.

Im Sommer will Georg Strasser in einer Bundesländertour die künftigen Themenbereiche ausarbeiten. Im Interview mit noe.orf.at formuliert Strasser die Themen, die er in den Fokus rücken will: die Einkommenssituation der Bauern, ein klares Bekenntnis zu einem starken aber schlanken Europa sowie Anerkennung der Landwirtschaft in der Gesellschaft.

noe.ORF.at: Wie beurteilen Sie die derzeitige Situation der Bäuerinnen und Bauern in Österreich?

Georg Strasser: Wir kommen aus einer ganz schwierigen Phase. In den letzten fünf Jahren gab es sinkende Bauerneinkommen. In dem Zusammenhang wünsche ich mir einfach mehr Kontinuität in der Einkommensentwicklung für unsere Bäuerinnen und Bauern. Das wird in meiner Arbeit eine sehr zentrale Rolle spielen. Die gute Nachricht ist, dass sich der Strukturwandel in den letzten Jahren etwas abgeschwächt hat, aber nichtsdestotrotz müssen wir intensiv über dieses Thema diskutieren, das Selbstvertrauen der Bäuerinnen und Bauern stärken und auch ihre Rolle in Österreich stärken und verbessern.

noe.ORF.at: Sie haben in diesem Zusammenhang auch angekündigt, den Dialog zwischen Stadt und Land fördern zu wollen. Worauf zielen Sie da ab?

Strasser: Wir leben in einer Zeit, das darf ich so sagen, wo wir sehr wenig Verständnis für Lebensituationen anderer Menschen haben. Ich möchte versuchen, dass die Gesellschaft besser versteht, wie die Bäuerinnen und Bauern ihre Arbeit leisten und warum sie es tun. Gleichzeitig möchte ich auch für andere Bevölkerungsgruppen in der bäuerlichen Bevölkerung für Verständnis werben. Das ist mein Zugang als Bürgermeister und das ist auch der Zugang von Sebastian Kurz mit seinem neuen Stil.

noe.ORF.at: Wollen Sie damit auch Kritik entkräften, die häufig an den Förderungen für die Landwirtschaft geübt wird, vor allem im städtischen Raum?

Strasser: Die Meinungsforschung sagt uns, dass die Bevölkerung grundsätzlich wünscht, dass die Bäuerinnen und Bauern einen fairen Anteil am Kuchen in Österreich bekommen. Die Fördersituation ist oft verbunden mit Missverständnissen. Aber ich muss dazu sagen, die Förderungen sind ein Ausgleich unserer Leistungen, eigentlich Leistungsabgeltungen, sie sind gerechtfertigt und sorgen für das Überleben vieler Betriebe.

Bauernbund Präsident Georg Strasser

APA/Herbert Pfarrhofer

Georg Strasser

Strasser ist seit 2009 Bürgermeister der niederösterreichischen Gemeinde Nöchling, der Ort liegt direkt an der Grenze zu Oberösterreich. Seit 2013 sitzt Strasser als ÖVP-Abgeordneter im Nationalrat und war Mitglied des Hypo-Untersuchungsausschusses. Er ist Diplom-Ingenieur für Lebensmittel und Biotechnologie und war Geschäftsführer des Instituts für Nachhaltigkeit Yspertal.

noe.ORF.at: Was die Förderungen betrifft, gibt es auch auf EU-Ebene neue Verhandlungen, das Agrarbudget ab 2020 betreffend. Wo wollen Sie da die Pflöcke für die österreichische Landwirtschaft einschlagen?

Strasser: Es beginnen gerade die Gespräche, es wird wichtig sein, den Einkommensanteil, der aus Brüssel kommt, in Österreich abzusichern. Und es gilt zu diskutieren, welche Erwartungen der Gesellschaft mit diesen Zahlungen verbunden sind.

noe.ORF.at: Sie fordern auch, dass die Bauern unter anderem in Preisverhandlungen selbstbewusster auftreten sollen. Wie stellen Sie sich das konkret vor?

Strasser: Ich sehe auf den agrarischen Märkten ein Dreiecksverhältnis. Die Bäuerinnen und Bauern als Produzenten, die Verarbeiter und Vermarkter und auch die Konsumentinnen und Konsumenten. Es gibt zwei Maßnahmen, wie wir hier eine Verbesserung erreichen können. Das eine ist eine intensivere Partnerschaft über Vereinbarungen, Gespräche und Werbung und das andere ist, dass man durchaus auch Märkte mit besseren und effizienteren Regeln bespielen kann und soll. Darüber wird in Brüssel bereits intensiv diskutiert.

noe.ORF.at: Kann die österreichische Landwirtschaft, wie sie derzeit strukturiert ist, langfristig im globalen Wettbewerb bestehen?

Strasser: Die Größe eines Betriebes ist nicht unbedingt ausschlaggebend für den Erfolg eines Betriebes. Ich darf aber noch einmal die Situation der Leistungsabgeltungen, der Förderungen ansprechen, die für uns wirklich unverzichtbar sind, um diese Strukturen weiter betreiben zu können. Und dann ist da noch der Weg der Spezialitäten. Spezialitäten finden in österreichischen, europäischen und internationalen Märkten großen Zuspruch, und auch hier können wir punkten, verschränkt mit den Anstrengungen der Tourismuswirtschaft.

noe.ORF.at: Sie sind seit 2009 Bürgermeister, seit 2013 im Nationalrat und jetzt designierter Präsident des mächtigen Bauernbundes. Zu einem Zeitpunkt, wo der neue ÖVP-Chef Sebastian Kurz den Einfluss der Bünde in der Partei zurückdrängen möchte. Wo sehen Sie ihre Position?

Strasser: Ich glaube, dass der Bauernbund ein ganz starker Teil auch dieser neuen Volkspartei sein wird.

noe.ORF.at: Wie wollen Sie ihrer Rolle anlegen, werden Sie ein lauter Präsident sein?

Strasser: Ich setze, so wie ich es in der Bürgermeisterei gelernt habe, grundsätzlich auf Verständnis und Diplomatie. Aber wenn es nicht anders geht, werden wir auch unsere Ellenbogen ausfahren können und das eine oder andere schärfere Wort formulieren müssen.

noe.ORF.at: Auf ihr Bürgermeisteramt werden Sie künftig verzichten?

Strasser: Ich muss leider als Bürgermeister in Nöchling aufhören, das schmerzt mich ein wenig, das war eigentlich nicht meine Lebensplanung, aber das geht sich aus zeitlichen Gründen nicht mehr aus.

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