Ökostromnovelle: Aufatmen für Biogasbetreiber

Die im Nationalrat beschlossene Ökostromnovelle soll den Ausbau der Ökoenergie vorantreiben. In Niederösterreich werden neue Windräder gebaut, zudem ist der Fortbestand von effizienten Biogasanlagen für drei Jahre gesichert.

Etwa 80 Biogasanlagen in Niederösterreich sind vor dem Beschluss der Ökostromnovelle vor dem Aus gestanden. Robert Wieser aus Kirnberg an der Mank (Bezirk Melk) erzeugt mit seiner Anlage Strom für 1.400 Haushalte. Sein Fördervertrag, der einen Stromtarif weit höher als der Marktpreis garantiert, wäre im Herbst 2018 ausgelaufen, der Betrieb der Anlage damit nicht mehr rentabel. „Die Entscheidung war jetzt allerhöchste Eisenbahn“, sagt Wieser. „Auf der Anlage sind immer wieder Wartungsarbeiten zu machen und es ist sehr wichtig, wenn man planen kann, welche Arbeiten durchgeführt werden und welche man hinausschiebt.“

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Wieser erzeugt in Kirnberg aus Mais, Grassilage sowie Puten- und Rindermist Strom für 1.400 Haushalte

Der Fördervertrag von Karl Wenninger aus Kilb (Bezirk Melk) ist bereits im Jänner ausgelaufen. Er stand damals vor der Entscheidung, die Anlage komplett abzuschalten oder weiterzuführen und auf den Beschluss der Ökostromnovelle und die damit verbundene Verlängerung des Fördertarifs zu hoffen. „Wir haben uns entschieden, die Anlage auf ein Existenzminimum herunterzufahren. Wir haben eine Mindestsicherung an Futter für die Bakterien gegeben, gerade so, dass wir sie am Leben erhalten konnten“, sagt Wenninger.

Fördertarif um drei Jahre verlängert

Die Rechnung ging auf - wenngleich unter Verlusten. Wenninger ließ seine Biogasanlage seit Jänner auf Sparflamme laufen, um damit auch die Verluste so gering wie möglich zu halten. Nachdem der Fördervertrag ausgelaufen war, wurde der erzeugte Strom zu Marktpreisbedingungen in das Netz eingespeist. „Hätte ich die Anlage abgeschaltet und jetzt wieder hochfahren müssen, wäre das mit noch größeren Verlusten verbunden gewesen“, so Wenninger.

Vorerst heißt es aber auch für ihn noch etwas warten: Anträge für die Verlängerung des Fördertarifes um drei Jahre sind erst ab Oktober möglich. Im Falle einer Zusage wird den Betreibern je nach Wirkungsgrad der Anlage ein Stromtarif zwischen 15,5 und 18 Cent garantiert.

Zwei Drittel der 80 Biogasanlagen vorerst gerettet

Die Ökostromnovelle sieht konkret Folgendes vor: Für die Windkraft werden 45 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um die Warteschlange an bereits bewilligten Projekten abzuarbeiten. Für die Photovoltaik werden 30 Millionen Euro an Investitionsförderung bereitgestellt. Auch gemeinschaftliche Anlagen auf Mehrfamilienhäusern sind künftig möglich. Bei Biogas gibt es 11,7 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre - allerdings mit Auflagen: Förderungen gibt es nur für Anlagen, die maximal 60 Prozent Mais und Getreide einspeisen, und die die Abwärme nachweislich effizient nutzen. Laut ARGE Biogas ist der Fortbestand von etwa zwei Drittel der 80 Biogasanlagen in Niederösterreich gesichert, die diese Kriterien erfüllen würden.

Die Ökostromnovelle ist laut dem Obmann der ARGE Biogas, Norbert Hummel, aber nicht mehr als „ein erster Schritt“. Man wolle die nächste Bundesregierung nach der Wahl im Herbst von den Stärken dieser Technologie überzeugen. Nur mit Biogas könne Atomstrom wirklich verdrängt werden, sagt Hummel: „Wenn wir keinen Atomstrom in unseren Netzen haben wollen und die fluktuierende Produktion von Erneuerbaren berücksichtigen, geht es nur mit Biomasse, dass wir im Jänner, Februar oder zu Zeiten fahren, wo kein Wind geht, weniger Wasser oder Photovoltaik ist. So schaffen wir es Atomstrom vom Netz draußen zu halten.“

Warteschlange an Windrädern wird abgebaut

Abseits von Biogas hat die Ökostromnovelle auch im Bereich der Windkraft Auswirkungen auf Niederösterreich. Mit dem beschlossenen Sonderkontingent von 45 Millionen Euro können österreichweit 120 neue Windräder gebaut werden, die bestehende Warteschlange wird somit abgebaut.

„Es war ganz wichtig, dass wir zusätzliche Mittel bekommen und ausbauen können“, sagt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft. „Es ist aber nur ein Drittel der bereits bewilligten Anlagen, die jetzt gebaut werden können. Warum man nur ein Drittel bauen soll und nicht mehr, ist auch nicht ganz erklärbar“, so Moidl mit Verweis darauf, dass nach wie vor zehn bis 15 Prozent Strom aus dem Ausland importiert werde, um den Strombedarf zu decken. „Niemand versteht, warum man Kohle- oder Atomstrom unterstützt. Wir hätten uns mehr Anlagen gewünscht“, so Moidl.

Windräder

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Die Ökostromnovelle soll Niederösterreich frischen Wind verschaffen

Mehr als die Hälfte der bereits bewilligten Anlagen befindet sich laut IG Windkraft in Niederösterreich. 34 Gemeinden im Bundesland seien in derartige Projekte involviert, vor allem im Wein- und Industrieviertel. Welche Windkraftprojekte letztlich zum Zug kommen, entscheidet sich ab Oktober, wenn der Startschuss für Förderanträge fällt.

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