Jagdverband will Wölfe „regulieren“

Auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig (Bezirk Zwettl) hat es heuer bereits 24 registrierte Wolfsrisse gegeben. Jäger und Landwirte klagen über die Schäden. Der Jagdverband fordert deshalb ein Gesetz zur Reduzierung des Bestands.

Wölfe gelten seit mehr als 20 Jahren in Österreich als streng geschützt und dürfen deshalb nicht gejagt werden. Der letzte dokumentierte Abschuss erfolgte im Jahr 1866 am Hohen Mandling (Bezirk Baden). Vor zwei Jahren siedelte sich nach über einem Jahrhundert Absenz am Truppenübungsplatz Allentsteig wieder ein Rudel an. Die Reaktionen darüber gehen seither auseinander.

Daniel Heindl von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich sieht den Wolf etwa als zunehmende Gefahr. Wegen der fehlenden Großraubtiere hätte es die österreichische Alm- und Weidewirtschaft bisher relativ leicht gehabt, sagte Heindl: „Wir haben sehr einfache, aber sichere Zaunsysteme gehabt. Auf den Almen haben wir ein einfaches Behirtungssystem gehabt. Doch jetzt haben wir einen Gegenspieler, der uns diese Systeme eigentlich über den Haufen wirft.“

Wolf erfüllt ökologische Rolle

Der stellvertretende Landesjägermeister, Werner Spinka, beklagte, dass der Wolf einerseits Tiere frisst und damit den Wildbestand reduziert. Andererseits müssten die Jäger für einige Schäden durch die Wölfe haften. „Es gibt im Waldviertel schon Regionen, wo man versucht, das Rotwild drastisch zu reduzieren, damit die Schäden nicht passieren. Der Wolf wird jedoch nicht reduziert, da denke ich mir: ‚Da wedelt der Schwanz mit dem Hund.‘“

Jungwölfe am Truppenübungsplatz Allentsteig

BMLVS

Am Truppenübungsplatz Allentsteig leben derzeit elf Wölfe

Christian Pichler, Artenschutzexperte der Tierschutzorganisation WWF, hielt dem entgegen, dass der Wolf nicht nur ein Problem, sondern auch eine Hilfe sei: „Der Wolf ist natürlich für unsere Natur ein ganz ein wichtiger Bestandteil. Er hat immer zu unserer Natur gehört und er erfüllt eine ganz wichtige ökologische Rolle, etwa jene als Gesundheitspolizei.“

WWF fordert Hilfe für Landwirte

Bleibt der Wolf geschützt, müsse den Landwirten im Gegenzug aber auch geholfen werden, ihre Tiere vor Wölfen zu schützen, sagte Pichler, „indem man Schutzmaßnahmen wie Herdenschutzhunde oder Elektrozäune fördert und Bauern somit Lösungen bietet, wie sie in Wolfsgebieten trotzdem Nutztiere halten können.“

Die Landwirte freuen sich über die Unterstützung, sagte Heindl, fordert aber zudem einheitliche Regelungen über das gesamte Bundesgebiet. „Wir haben derzeit in den Bundesländern unterschiedliche Entschädigungsregelungen“, so Heindl, „und wir müssen darüber nachzudenken, wie wir mit einer dynamischen Wolfspopulation, die sich ausbreitet und entwickelt, umgehen.“

„Gezielte Entnahme von Problemwölfen“

Der Landesjagdverband hat dafür bereits konkrete Pläne, sagte der stv. Landesjägermeister Spinka. Sinnvoll sei eine Änderung der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie: „Derzeit ist der Wolf in der Kategorie 4, das heißt, dass ein absolutes Tötungsverbot besteht. Nun muss es das Bestreben geben, den Wolf in die Kategorie 5 zu bekommen, wo eine gezielte Entnahme für Problemwölfe möglich ist.“ Zudem brauche es eine Raumplanung, in welchen Gebieten sich der Wolf aufhalten darf und wo nicht.

Die Forderungen in der Arbeitsgruppe liegen also zum Teil noch weit auseinander. Konkrete Maßnahmen, wie das Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf verbessert werden soll, gibt es noch nicht. Einig sind sich alle bisher nur darin, dass es noch mehr Informationen über das Verhalten der Wölfe braucht. Im September wird weiterverhandelt.

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