Regisseur in Ungarn als Staatsfeind verdächtig

Der Regisseur Arpad Schilling, der im Dezember sein neuestes Theaterprojekt am Landestheater Niederösterreich zur Uraufführung bringt, gilt in Ungarn als „potenzieller Vorbereiter staatsfeindlicher Aktivitäten“.

Laut Medienberichten wurde der ungarische Regisseur Arpad Schilling vom stellvertretenden Vorsitzenden des Nationalen Sicherheitsausschusses sowie der regierenden Fidesz-Partei als „Anstifter“ genannt. „Der Tag ist gekommen, endlich habe ich den prestigeträchtigsten Orden der Fidesz-Regierung erhalten: die Medaille des Verräters!“, reagierte Schilling laut dem „Pester Lloyd“ auf Facebook auf die Angriffe. „Schilling räumte ein, dass ‚meine Verbrechen, die mich zum subversiven Subjekt werden ließen‘, darin bestanden, ein Referendum gegen Korruption beantragt und mit einer Demo die Ruhe in Orbans-Heimatort gestört zu haben.“

„Die Freiheit der Kunst ist nicht verhandelbar“

„Die Tatsache, dass kritischer Geist und das Stellen unbequemer Fragen in einer demokratischen Gesellschaft seitens Mitgliedern einer Regierung als ‚Vorbereitung staatsfeindlicher Aktivitäten‘ gewertet werden, halten wir für eine zutiefst Besorgnis erregende Unterhöhlung rechtsstaatlicher Prinzipien. Die Freiheit der Kunst ist, ebenso wie das Recht auf freie Meinungsäußerung, in unseren Augen nicht verhandelbar und in jedem Fall zu schützen“, betonte Marie Rötzer, Künstlerische Leiterin des Landestheater Niederösterreich, am Dienstag.

Schilling arbeit regelmäßig in Österreich als Regisseur

Seit vielen Jahren arbeitet Schilling in Österreich. 2005 begeisterte er mit einer radikalen „Hamlet“-Bearbeitung im Burgtheater-Kasino. Im gleichen Jahr gastierte „Kretakör“ mit einer „Möwe“ im Westentaschenformat bei den Wiener Festwochen, wo er 2012 wiederkehrte. „Ich bin jetzt ein Aktivist“, nahm Schilling damals auf die erschwerten Rahmenbedingungen für kritische, freie Theaterarbeit in Ungarn Bezug. „Aber natürlich bin ich weiterhin auch Künstler.“ 2014 arbeitete er beim steirischen herbst, 2016 brachte er sein Stück „Eiswind“ im Akademietheater zur Uraufführung.

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