Pflegeheime rüsten sich für Ansturm

Mit 1. Jänner 2018 wird der Pflegeregress abgeschafft. Ab diesem Tag kann nicht mehr - wie bisher - auf Privatbesitz der zu Pflegenden zugegriffen werden. Schon jetzt nimmt die Zahl der Anfragen für Pflegeplätze im Jänner zu.

Es geht einmal mehr ums Geld. Ab Jänner bleiben etwa Wohnungen oder Häuser im Besitz der zu Pflegenden, was Erbschaften attraktiver macht. Um so zurückhaltender wird derzeit um Pflegeplätze angesucht. Für den Jänner aber gebe es immer mehr Anfragen, sagt Otto Huber, der Leiter der Abteilung Pflegeheime im Land Niederösterreich. Allerdings gebe es keine Reservierungen, weil Plätze nur kurzfristig im Bedarfsfall vergeben werden.

Huber rechnet mit einem markanten Anstieg ab Neujahr. Dann erst könne man reagieren. Möglicherweise müsse man neue Heime bauen, das sei aber mit einer Verzögerung von zwei bis drei Jahren verbunden, so Huber. Eine ähnliche Situation habe es im Jahr 2008 gegeben, als der Angehörigenregress in Niederösterreich abgeschafft wurde. Damals stieg die Nachfrage nach Plätzen in Pflegeheimen sprunghaft an.

Wartezeiten von zwei bis drei Jahren

Wenn im Jänner eine ähnliche Entwicklung einsetzt, könnten vorerst nur die schwersten Pflegefälle gleich übernommen werden. Für andere werde es Wartezeiten geben, die mit anderen Formen wie der 24-Stunden-Pflege zu Hause überbrückt werden müssten.

Nicht nur für diese Phase, sondern generell müsse mehr Ausgewogenheit zwischen ambulanter Pflege, 24-Stunden-Pflege und Aufenthalt in Heimen gefunden werden, sagt Huber - nicht zuletzt aus finanziellen Gründen.

„Zu wenig Geld vom Bund“

Der Bund hat mit der Abschaffung des Pflege-Regresses den Ländern, die die Pflege ja finanzieren müssen, einen Zuschuss von 100 Millionen Euro jährlich zugesagt. Dieses Geld reiche aber nicht einmal ansatzweise, sagt Otto Huber. Denn da seien nur die derzeit betreuten Menschen berechnet, ein Anstieg aber nicht. Zusätzlich sei vor wenigen Tagen die Entscheidung gefallen, dass das Ende des Regresses auch für Behinderteneinrichtungen gelte, was noch einmal einen Kostenschub bringe.

Allein für Niederösterreich habe man einen zusätzlichen Bedarf von 50 Millionen Euro pro Jahr errechnet, so Huber. Derzeit verhandeln die Länder unter dem Vorsitz des Vorarlberger Landeshauptmannes Markus Wallner, des derzeitigen Vorsitzenden der Landeshauptleutekonferenz, mit dem Bund über diese Lücke.

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