Grüne auf Fehlersuche nach Wahldebakel

Die Grünen müssen um den Einzug in den Nationalrat zittern. In Niederösterreich lag das Minus wenige Monate vor der Landtagswahl im Frühjahr 2018 oft im zweistelligen Bereich. Nun beginnt die Fehlersuche.

In Niederösterreich dürften die Grünen das drittschlechteste Ergebnis österreichweit eingefahren haben. Ohne Wahlkartenprognose verloren die Grünen in Niederösterreich bis zu drei Viertel ihrer Wählerinnen und Wähler an andere Parteien – mehr dazu in Grüne verloren drei Viertel ihrer Wähler (noe.ORF.at; 16.10.2017).

Grüne Debakel Fehlersuche

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Je dunkler die Farbe, desto größter die Verluste für die Grünen

In den Bezirken rund um Wien, den grünen Kerngebieten, verloren die Grünen besonders viele Stimmen. Das Minus lag exklusive Wahlkarten oft im zweistelligen Bereich. Die größten Verluste mussten die Grünen mit einem Minus von 15,13 Prozentpunkten in Laab im Walde, in Gumpoldskirchen (minus 13,76 Prozentpunkte) und Gießhübl (minus 13,23 Prozentpukte, alle Bezirk Mödling) hinnehmen. Deutliche Verluste gab es auch in Purkersdorf (Bezirk St. Pölten), Pfaffstätten (Bezirk Baden) und Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling).

Abweichende Meinungen wieder integrieren

Am Montag startete deshalb die Fehlersuche. In Mödling, wo das Minus bei 11,83 Prozentpunkten lag, ortete der grüne Vizebürgermeister, Gerhard Wannenmacher, ein Glaubwürdigkeitsproblem. Die Partei habe über die Jahre die Fähigkeit verloren, abweichende Meinungen zu integrieren, so Wannenmacher gegenüber noe.ORF.at. „Es war damals unsere Stärke, dass wir alle Leute, die an den Themen Umwelt, Naturschutz oder Menschenrechte interessiert sind, mit hereingenommen haben. Diese Fähigkeit haben wir deutlich verloren“, erklärte Wannenmacher.

Wie ein telefonischer Rundruf zeigte, steht er mit diesem Befund in der Partei nicht alleine da. Immer wieder wurde auf negative Ereignisse für die Bundespartei hingewiesen. Genannt wurden der Streit mit den Jungen Grünen um Flora Petrik, der überraschende Rückzug von Eva Glawischnig aus der Politik und die Liste Pilz. Diese Ereignisse hätten den Grünen in den vergangenen Monaten geschadet.

Nationalratswahl 2017 Plakat Grüne

APA/Roland Schlager

Auch Wannenmacher warnte deshalb davor, das Ergebnis nicht ernst zu nehmen. Er, wie auch viele andere Grüne, plädieren für eine offene Diskussion, nicht nur auf Bundes-, sondern auch auf Landesebene, vor allem in Hinblick auf die Landtagwahl im kommenden Frühjahr.

Krismer will „kantigen Oppositionskurs“ beibehalten

„Jetzt geht es darum, zu analysieren. Wo müssen wir nachjustieren? Sind es große oder kleine Geschichten und wie gehen wir das an? Viele, mit denen ich gesprochen habe, sagen ‚Jetzt wollen wir es wissen’“, sieht die Landessprecherin der Grünen in Niederösterreich, Helga Krismer, Rückenwind von der Basis. Die Notwendigkeit einer Kurskorrektur sieht sie nicht, sie wolle am „kantigen Oppositionskurs der Grünen in Niederösterreich“ festhalten.

Wenn die Grünen nicht im Nationalrat vertreten seien, brauche es umso lautere Grüne in den Ländern, so Krismer. Den Optimismus wenige Monate vor der Landtagswahl teilt der grüne Vizebürgermeister aus Mödling, Gerhard Wannenmacher, nicht: „Wenn wir schon nicht in den Nationalrat kommen, ist es eine realistische Perspektive, dass wir auch nicht mehr in den Landtag kommen“.

Katharina Bernhart und Margit Laufer, noe.ORF.at

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