Benjamin Karl: „Olympia ist möglich“

Niederösterreichs Snowboard-Ass Benjamin Karl blickt zwei Tage nach seinem schweren Trainingssturz optimistisch in die Zukunft. „Olympia ist auf jeden Fall möglich“, sagt der vierfache Weltmeister im ORF-Interview.

Niederösterreichs Snowboard-Aushängeschild musste nach einem schweren Trainingssturz in Carezza in Südtirol um seinen Olympiastart bangen. Der 32-Jährige zog sich am Samstag einen Bruch des Sprungbeins und zwei Bänderrisse im rechten Sprunggelenk zu. Ursprünglich wollte es der zweifache Olympiamedaillengewinner ohne Operation probieren, auf Anraten der Ärzte im Sanatorium Hochrum in Tirol kam es am Sonntag aber doch zu einem Eingriff.

Karl im Bett

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Nachdem das Gelenk mit zwei Schrauben fixiert wurde, ist die Chance auf eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang im Februar groß. Bei einem Besuch am Krankenbett sprach der Wilhelmsburger über seinen aktuellen Gesundheitszustand, den Heim-Weltcup in Lackenhof und die Rehabilitationsmaßnahmen in den kommenden Wochen.

noe.ORF.at: Einen Tag nach der Operation machen Sie einen entspannten und optimistischen Eindruck. Wie geht es Ihnen aktuell?

Benjamin Karl: Mir geht es sehr gut. Der Fuß fühlt sich so an, als ob ich gar nicht operiert worden wäre. Nachdem der Bluterguss jetzt weg ist, habe ich wieder mehr Bewegungsfreiheit, und die Schwellungen sind zum Glück sehr gering. Jetzt geht es darum, den Fuß die ersten drei Wochen so wenig wie möglich zu belasten.

noe.ORF.at: Sie haben lange überlegt, sich überhaupt operieren zu lassen und unmittelbar nach dem Sturz eher zu konservativen Behandlungsmethoden tendiert. Warum ist es jetzt doch zu einem Eingriff gekommen?

Karl: Nach der ersten Diagnose habe ich Hochrum mit der Erkenntnis verlassen, dass ich mir nur zwei Bänder gerissen habe. Der Bruch des Sprungbeins ist erst später durch Dr. Christian Fink festgestellt worden, der mich dann auch zurück ins Spital beordert hat. Es war schnell klar, dass ich nur mit einer Operation eine realistische Chance auf Olympia habe. Hätten wir das Sprungbein nicht mit zwei Schrauben stabilisiert, hätte es sein können, dass der Bruch nicht zusammenwächst. Dann wäre ich in zwei bis drei Wochen dort gestanden, wo ich heute stehe. Dieses Risiko war mir zu groß.

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Karl für Olympia optimistisch

Nach seiner Operation ist Benjamin Karl zuversichtlich, bis Olympia wieder auf dem Snowboard stehen zu können.

noe.ORF.at: Die Ärzte sprechen davon, dass Sie in fünf bis sechs Wochen auf das Snowboard zurückkehren können. Ist das ein Zeitraum, der Ihnen genügt, um für die Olympischen Spiele im Februar fit zu werden?

Karl: Wenn ich die Chance bekomme, in Südkorea an den Start zu gehen und die Trainer mich nominieren, ist Olympia auf jeden Fall möglich. Im Idealfall kann ich zwei Wochen vor den Spielen mit dem Schneetraining beginnen und mir das gute Gefühl, dass ich bei der Saisonvorbereitung mitgenommen habe, zurückholen. Ich bin heuer so gut drauf, wie selten zuvor, und habe mich auf das Kräftemessen im Weltcup und bei Olympia richtig gefreut. Es ist schade, dass ich gerade jetzt pausieren muss, aber spätestens im Februar will ich wieder angreifen. Mit Glück könnte sich sogar der letzte Weltcupbewerb vor den Olympischen Spielen in Bansko ausgehen.

noe.ORF.at: Ein Antreten beim Heim-Weltcup in Lackenhof, der Anfang Jänner ja zum ersten Mal ausgetragen wird, wird sich demnach nicht ausgehen?

Karl: Nachdem mir der Befund mitgeteilt worden ist, hat mich das fast noch schlimmer getroffen, als die Sorge um die Olympischen Spiele. Mir war sofort klar, dass ich Richtung Südkorea noch eine realistische Chance habe, Lackenhof aber definitiv zu früh kommen wird. Aber ich werde trotzdem vor Ort sein und habe jetzt auch mehr Zeit zum Schreiben von Autogrammen (lacht).

Karl mit Krücken

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noe.ORF.at: Wie laufen die kommenden Wochen ab? Wann können Sie mit konkreten Reha-Maßnahmen beginnen?

Karl: Ich bin heute bei Tag eins auf dem Weg zurück, kann das Krankenhaus verlassen und werde mich wahrscheinlich im Red-Bull-Trainingszentrum in Thalgau einquartieren. Dort kann ich mit der Unterstützung meiner Physiotherapeuten auf umfassende Betreuung zurückgreifen und in Ruhe trainieren. Motivation gibt mir, dass ich mir vor neun Jahren auf den Tag genau beim Rodeln die gleiche Verletzung zugezogen habe und obwohl mir die Ärzte damals gesagt haben, dass ich die WM abschreiben muss, bin ich sechs Wochen später Weltmeister geworden.

Das Gespräch für noe.ORF.at führte Manfred Lentsch.

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