Gasexplosion: Ein Toter und 21 Verletzte

An der OMV-Gasstation bei Baumgarten an der March (Bezirk Gänserndorf) hat es am Dienstag gegen 9.00 Uhr eine heftige Gasexplosion gegeben. Es gibt ein Todesopfer und 21 Verletzte. Derzeit läuft die Suche nach dem Auslöser des Unglücks auf Hochtouren. Am Nachmittag konnte Brand aus gegeben werden.

Die OMV bestätigte, dass es am Gasknotenpunkt eine Gasexplosion gab. Laut Feuerwehrsprecher Franz Resperger entstand die Explosion in einer Gasleitung, die in der Erde verläuft. Laut neuesten Informationen dürfte das im Westteil des Areals passiert sein, wo das Gas gefiltert wird. „Durch die Wucht der Explosion ist ein Feuer entstanden“, so Resperger, „es sind kilometerweit dicke, schwarze Rauchwolken zu sehen.“

Gasexplosion Baumgarten an der March Marchegg OMV

APA/EINSATZREPORT

Opfer mehrheitlich Gas Connect-Mitarbeiter

Die Explosion in der Gasstation von Gas Connect, einem OMV-Tochterunternehmen, forderte ein Todesopfer, eine schwerverletzte Person und 20 Leichtverletzte. Diese Zahlen nannte Sonja Kellner vom Roten Kreuz Niederösterreich am frühen Dienstagnachmittag in Baumgarten a.d. March. Bei den Opfern handle es sich mehrheitlich um Gas Connect-Mitarbeiter, sagte Unternehmenssprecher Andreas Rinofner.

Feuer nach Gasexplosion

Durch die Wucht der Gasexplosion am OMV-Gelände entstand ein Feuer. Die Flammen und die Rauchwolken sind kilometerweit zu sehen.

Das mit Verbrennungen schwerverletzte Opfer wurde nach ÖAMTC-Angaben von „Christophorus 9“ ins AKH Wien geflogen. Weitere Verletzte wurden ins Wiener SMZ Ost und UKH Meidling sowie ins Landesklinikum Hainburg transportiert, teilte Kellner mit - mehr dazu in Explosion: 21 Verletzte auf Spitäler aufgeteilt. Sie berichtete zudem, dass das Wohnhaus der Lebenshilfe in der Katastralgemeinde von Weiden an der March nach der Explosion evakuiert worden sei. Es habe sich um eine Maßnahme aus Sicherheitsgründen gehandelt. Etwa 50 Personen seien in der Folge von Kriseninterventionsteams (KIT) betreut worden.

„Der Boden hat zehn Minuten vibriert“

Sechs Nebengebäude wurden in Brand gesetzt. „Durch die enorme Hitzeentwicklung sind auch Autos am Parkplatz zerschmolzen“, sagte Franz Resperger gegenüber noe.ORF.at. Die Polizei sperrte das Gebiet großflächig und bat, den Raum um Baumgarten und Marchegg zu meiden.

„Es hat sich so angehört als wäre ein Flugzeug abgestürzt", schildert Anrainerin Gerda Ruggenthaler aus Baumgarten an der March die Explosion, „der Boden hat zehn Minuten vibriert. Alle Bewohner sind aus ihren Häusern gelaufen und dann haben wir die Stichflamme gesehen.“

Technisches Gebrechen vermutet

Laut Rinofner wurde die Anlage nach der Explosion in einen Sicherheitsmodus geschaltet und evakuiert. Etwa 60 Personen seien zum Unfallzeitpunkt in Baumgarten tätig gewesen. Der Sprecher bestätigte zu Mittag, dass Gas Connect von einem technischen Gebrechen als Ursache ausgehe. Das Landeskriminalamt nahm die Ermittlungen auf - mehr dazu in Technisches Gebrechen als Ursache vermutet.

PK nach Explosion in Baumgarten

Dienstagnachmittag gab es eine Pressekonferenz in Baumgarten mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).

Der Betreiber Gas Connect Austria versicherte Dienstagmittag, dass die nationale Erdgasversorgung auf „absehbare Zeit abgedeckt werden kann“. Der Transit durch Österreich Richtung Süden und Südosten sei allerdings bis auf Weiteres beeinträchtigt. „Die benachbarten Fernleitungsbetreiber wurden umgehend informiert, damit rechtzeitig Maßnahmen eingeleitet werden können“, hieß es seitens des Unternehmens. In Österreich wird vor allem der Osten via Baumgarten versorgt.

Gasexplosion Baumgarten an der March Marchegg OMV

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Zwei der Verletzten seien Mitarbeiter einer Fremdfirma. Ein Betreten der Station war Rinofner zufolge vorerst nicht möglich. Der Polizeihubschrauber sei im Einsatz, um die Situation aus der Luft beurteilen zu können, hieß es von der Polizei.

Großaufgebot an Einsatzkräften

Die Explosion in der Gasstation hat ein Großaufgebot an Einsatzkräften gefordert. So wurden etwa 22 Feuerwehren mit 240 Mann alarmiert, wie Landeskommandant Dietmar Fahrafellner mitteilte. Das Rote Kreuz stellte 40 Mitarbeiter. Hinzu kamen laut Sprecherin Kellner noch vier Notärzte und drei Mediziner aus der unmittelbaren Region sowie zwei Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams (KIT). Seitens der Rettungskräfte waren zudem „Christophorus 3“ und „Christophorus 9“, zwei Notarzteinsatzfahrzeuge und zwölf Rettungswägen aufgeboten.

Die Polizei entsandte laut Sprecher Heinz Holub 14 Streifen und 41 Mann der Einsatzreserve. Zudem wurde die Feuerwehr vom Hubschrauber „Libelle“ aus mit Live-Bildern bei der Findung des Brandherdes unterstützt. Bei einer Pressekonferenz am Vormittag betonte Holub, dass ein Terroranschlag ausgeschlossen werden kann.

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Bundespräsident Alexander van der Bellen zeigen sich in Reaktionen tief betroffen - mehr dazu in Tiefe Betroffenheit nach Gasexplosion. Mikl-Leitner sei mit allen Einsatzkräften ständig in Kontakt und ab dem Nachmittag in Baumgarten.

Größte Übernahmestation für Erdgas in Österreich

Die Gasstation ist die größte Import- und Übernahmestation für Erdgas in Österreich. Erdgas aus Russland, Norwegen und anderen Ländern wird dort übernommen, gemessen, geprüft und für den Weitertransport verdichtet. Die Anlage entstand 1959 aus der ursprünglichen Förderstation des Gasfeldes Zwerndorf im niederösterreichischen Marchfeld. Sie zählt laut Gas Conncet zu einer „der bedeutendsten Drehscheiben für die europäische Erdgasversorgung“. Hier haben Transit-Pipelines wie die Trans-Austria-Gasleitung (TAG), die West-Austria-Gasleitung (WAG) und die Hungaria-Austria-Gasleitung (HAG) ihren Ausgangspunkt. Das Verteilerleitungsnetz in Österreich erstreckt sich über nahezu 40.000 Kilometer.

12.12.17 Gasexplosion Baumgarten an der March Marchegg OMV

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Aus Baumgarten wird das Erdgas über die großen Transitleitungen nach Deutschland, Italien, Frankreich, Slowenien, Kroatien und Ungarn gebracht und über das Primärverteilsystem in die österreichischen Bundesländer transportiert. Rund ein Drittel der für Westeuropa bestimmten Exportmenge aus Russland wird über die Erdgasdrehscheibe Baumgarten abgewickelt. Gas Connect Austria stellt die Logistik und Infrastruktur bereit. Das Unternehmen steht zu 100 Prozent im Eigentum des Mutterkonzerns OMV.

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