Niki: „Mitarbeiter sind wütend“

Für die Belegschaft der insolventen Fluglinie Niki hat am Donnerstagvormittag eine Mitarbeiterveranstaltung auf dem Flughafen in Schwechat stattgefunden. „Die Mitarbeiter sind auf das Management wütend“, sagte der Betriebsrat.

Erschienen waren mehrere hundert Mitarbeiter, die meisten bis auf ein paar Techniker ohne Uniform. Den Beschäftigten waren die Unsicherheit und Sorge nach der Pleite kurz vor Weihnachten ins Gesicht geschrieben. Die Niki-Belegschaft hofft weiterhin auf eine Lösung - mehr dazu in Masseverwalter will „Fire Sale“ (news.ORF.at; 14.12.2017).

Der Betriebsratsvorsitzende der insolventen Fluglinie Niki, Stefan Tankovits, beschrieb die Stimmung bei der Informationsveranstaltung gegenüber noe.ORF.at als „sehr emotionsgeladen“. „Die Mitarbeiter sind natürlich wütend auf das Management in Berlin und in Wien, dass man überhaupt in diese Situation gekommen ist“, so Tankovits. Er mahnte die Mitarbeiter zur Ruhe, die Arbeitsverträge seien weiter aufrecht und nur die Piloten und Flugbegleiter durch das Grounding quasi freigestellt.

Niki-Mitarbeiter auf dem Weg zur Versammlung am Donnerstag

APA/Georg Hochmuth

Betriebsrat und Arbeiterkammer werden die Mitarbeiter in den nächsten Tagen informieren. Wann eine Betriebsversammlung stattfindet, steht noch nicht fest. Tankovits geht davon aus, dass sich die Zukunft von Niki in den nächsten Tagen entscheidet. Nach einem Gespräch mit dem Insolvenzverwalter sei sein Informationsstand, dass es Interessenten und damit Hoffnung gebe. „Es werden jetzt verschiedene Investoren abgefragt. Es kann durchaus noch passieren, dass eine Rettung gelingt“, so Tankovits.

Veranstaltung nach einer Stunde zu Ende

Die Informationsveranstaltung der Geschäftsführung für die Mitarbeiter war Donnerstagvormittag nach ungefähr einer Stunde zu Ende. Konkrete Details der internen Versammlung drangen nicht an die Öffentlichkeit. Gesprochen haben dem Vernehmen nach Geschäftsführer Oliver Lackmann und der deutsche Insolvenzverwalter Lucas Flöther.

Die Veranstaltung hätte ursprünglich in den Büroräumen von Niki stattfinden sollen, doch in letzter Sekunde musste improvisiert werden. „Aufgrund der Größe musste kurzfristig und sehr rasch entschieden werden, wo die Veranstaltung dann tatsächlich durchgeführt werden kann. Leider waren so kurzfristig die größeren Meetingflächen am Standort schon vergeben, und daher war die beste und optimalste Lösung, diese Veranstaltung in den Passagiergang zu verlegen“, so Flughafensprecher Peter Kleemann gegenüber noe.ORF.at. Passagiere waren davon nicht beeinträchtigt.

Vor den Medien wollte sich keiner der betroffenen Mitarbeiter äußern. Hinter vorgehaltener Hand ist der Frust aber groß. Niki-Mitarbeiter hatten bereits Uniformen der Lufthansa-Tochter Eurowings anprobiert, und einige Flugbegleiter und Piloten sind selbst so wie Passagiere auf ausländischen Flughäfen gestrandet und mussten die Heimreise auf eigene Faust antreten. Die Informationslage ist selbst für die insgesamt rund 1.000 Beschäftigten dürftig.

Niki-Mitarbeiter auf dem Weg zur Versammlung am Donnerstag

APA/Georg Hochmuth

„Geringe“ Auswirkungen auf den Flughafen

Auf den Flughafen selbst habe die Insolvenz der Airline nur „geringe“ Auswirkungen, hieß es Donnerstagfrüh auf Anfrage von noe.ORF.at - mehr dazu in Niki-Pleite: Auswirkungen auf Flughafen „gering“ (noe.ORF.at; 14.12.2017). Beeinträchtigt sind allerdings jene Passagiere, die am Donnerstag mit Niki nach Marrakesch fliegen wollten. Der Flug findet nicht statt. Am Freitag hätte es vier Niki-Flüge von Schwechat gegeben. Auch sie werden nicht stattfinden.

Mittwochabend hatte die Fluglinie Insolvenz angemeldet. Der österreichische Ableger der schon seit Längerem insolventen deutschen Air Berlin stellte den Flugbetrieb mit sofortiger Wirkung ein. Alle 21 Maschinen der Air-Berlin-Tochter sind auf dem Boden. Der letzte Flug landete kurz vor Mitternacht aus Teneriffa auf dem Flughafen in Schwechat.

Selbsthilfefonds und AMS-Begleitung für Mitarbeiter

Nach Bekanntwerden der Insolvenz gab es auch erste politische Reaktionen aus Niederösterreich. Landesrat Franz Schnabl (SPÖ) sprach etwa davon, dass die Politik jetzt gefordert sei zu handeln und „für die Mitarbeiter - die nicht, durch die gewerkschaftlichen Bemühungen, doch noch die Chance bekommen, an anderer Stelle unterzukommen und übernommen zu werden - zur Überbrückung einen Soforthilfefonds federführend mitzufinanzieren“, so Schnabl. „Es wäre unverantwortlich, die Beschäftigten so knapp vor Weihnachten ohne Job und Geld sich selbst zu überlassen.“

Auch der für Arbeit zuständige Landesrat Karl Wilfing (ÖVP) meldete sich am Donnerstag zu Wort. Er hoffe auf neue Interessenten für eine Übernahme, um die Insolvenz abwenden zu können. „Was die Mitarbeiter betrifft, sind wir in enger Abstimmung mit dem AMS und werden dies eng begleiten und uns intensiv um die Menschen zu kümmern, sollte es zu Kündigungen kommen. Die Unsicherheit gerade in dieser Zeit vor Weihnachten ist für alle Mitarbeiter eine große Belastung, und daher stehen wir bereit zu unterstützen“, so Wilfing in einer Aussendung.

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