Polizisten als Ersthelfer: Ausstattung mit Defis

Bei einem Herzstillstand sinken mit jeder Minute Wartezeit die Überlebenschancen. Um die Rettung zu unterstützen, werden künftig auch Streifenpolizisten angefordert. Sie sollen unter anderem mit Defibrillatoren Leben retten.

So, wie es sich Ende November in Dietmanns (Bezirk Waidhofen an der Thaya) ereignete, soll es künftig häufiger passieren: Ein älterer Mann war auf offener Straße zusammengebrochen und atmete kaum noch. Nur zwei Minuten nach dem Notruf traf ein Streifenwagen der Polizei ein, der einen Defibrillator an Bord hatte. Zu diesem Zeitpunkt atmete der Mann nicht mehr. Die Polizisten begannen sofort mit der Reanimation, setzten den Defi ein - und der Mann überlebte.

Sanitäter zeigt Polizisten Defibrillator

ORF/Felix Novak

Streifenpolizisten sollen künftig vermehrt die Rettung unterstützen

Bezirk Gänserndorf als Vorreiter

Das Pilotprojekt, das am Freitag vorgestellt wurde, greift dieses reale Szenario auf. „Wenn man daran denkt, dass das menschliche Gehirn nur vier Minuten ohne Sauerstoff auskommt, dann ist es umso wichtiger, dass effizient geholfen wird“, sagt etwa Josef Schmoll, Präsident des Roten Kreuzes Niederösterreich. In einem ersten Schritt werden alle Streifenwagen im Bezirk Gänserndorf mit Defibrillatoren ausgestattet. Das Rote Kreuz schult dafür in den nächsten Wochen und Monaten etwa 180 Polizisten.

Schon jetzt sind zwar einige Polizeiautos mit Defis ausgerüstet, etwa im Bezirk Waidhofen an der Thaya, doch von einer flächendeckenden Ausstattung kann keine Rede sein. Beim Land erwartet man sich durch das neue Projekt nun eine deutliche Verbesserung der Ersten Hilfe. „Wir wissen, dass gerade die Polizei in den Regionen sehr viel unterwegs ist und natürlich sehr schnell am Unfallort bzw. am Ort des Geschehens ankommt“, so Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). „Das wollen wir uns zunutze machen, um die Notfallkette, auch die Rettungskette, noch besser und intensiver zu stricken.“

Sanitäter mit Defibrillator

ORF/Felix Novak

Bei einem Herzstillstand kann der Defibrillator Leben retten

Zeitgleiche Alarmierung von Rettung und Polizei

In Zukunft soll bei entsprechenden Alarmierungen der Rettungskräfte zeitgleich auch die Polizei informiert werden. Technisch wird das mit dem neuen Polizei-Einsatzleitsystem ELKOS umgesetzt, das seit einigen Monaten installiert wird und im Oktober 2018 in Vollbetrieb gehen soll. Die nun angekündigte Pilotphase im Bezirk Gänserndorf soll laut Notruf Niederösterreich diesem Vollbetrieb vorgreifen.

„Wir schließen den Bezirk Gänserndorf an unser System an“, erklärt Christof Constantin Chwojka, Geschäftsführer von Notruf Niederösterreich. „Noch während des Notrufgesprächs, während wir mit dem Anrufer sprechen, erscheint dort schon der Alarm und der Disponent entscheidet, welche Streife die nächste ist.“ Mit dieser Anbindung könne man schon vor Oktober Erfahrungen mit ELKOS sammeln.

Positiv sieht diese Vernetzung auch Landespolizeidirektor Konrad Kogler: „Für uns ist es sehr wichtig, dass wir in enger Abstimmung mit der Rettung, mit Notruf Niederösterreich, hier zusammenarbeiten, weil wir in der Zukunft die Möglichkeit haben werden, die Informationen unmittelbar wechselseitig auszutauschen.“

Chwojka, Schmoll, Mikl-Leitner, Oswald, Kogler bei Gruppenfoto

ORF/Felix Novak

v.l.: Christof Constantin Chwojka (Geschäftsführer Notruf Niederösterreich), Josef Schmoll (Präsident Rotes Kreuz Niederösterreich), Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Reinhard Oswald (Geschäftsführer OMV Austria), Landespolizeidirektor Konrad Kogler

Wien als positives Beispiel

In Wien sind die Polizisten schon seit einigen Jahren mit Defibrillatoren ausgestattet. Laut der dortigen Landespolizeidirektion habe sich die Überlebenschance binnen drei Jahren beinahe verdoppelt, hunderten Menschen sei in diesem Zeitraum das Leben gerettet worden. Wegen der guten Erfahrungen wurden im vergangenen Jahr auch Fahrrad-Polizisten mit Defibrillatoren ausgerüstet - mehr dazu in Defis für Polizei-Fahrradstreifen (wien.ORF.at; 22.4.2016).

In Niederösterreich soll mit der landesweiten Umsetzung in etwa einem Jahr begonnen werden. Nach der Auswertung des Pilotprojekts im Bezirk Gänserndorf soll entschieden werden, wie genau diese Ausweitung aussehen soll.

Links: