Mikl-Leitner im Porträt: „Politik war Schicksal“

Johanna Mikl-Leitner ist die erste Frau in Niederösterreich, die die ÖVP als Spitzenkandidatin in eine Landtagswahl führt. Ursprünglich wollte sie nur einen „kurzen Ausflug“ in die Politik machen, heute will sie „keine Minute missen“, sagt sie.

Es ist bei weitem nicht der erste Wahlkampf für Johanna Mikl-Leitner, aber der erste in ihrer Funktion als Landeshauptfrau und der erste als Spitzenkandidatin der ÖVP Niederösterreich. Das sei „natürlich sehr spannend“, sagt sie im „Radio Niederösterreich Wahlcafé“. Mikl-Leitners Polit-Karriere startete vor mittlerweile 25 Jahren mit der Organisation der „Initiative für Erwin Pröll“ vor der Landtagswahl 1993. Fünf Landtagswahlen später steht sie selbst an der Spitze. Dabei sei ihr Sprung in die Politik „Zufall“ und „Schicksal“ gewesen, erzählt sie.

Johanna Mikl-Leitner im "Radio Niederösterreich Wahlcafé"

ORF / Sunk

„Die Anfänge in der Politik waren nicht so gedacht, dass ich lange in der Politik bin, sondern eben ein kurzer Ausflug“, erzählt die 53-Jährige im persönlichen Porträt in „NÖ heute“. Sie habe immer schon gerne gestaltet und die Politik habe ihr „unglaublich viel Freude und Spaß gemacht“. „Deshalb bin ich auch heute noch gerne in der Politik und möchte eigentlich keine einzige Minute missen", sagt Mikl-Leitner.

Unternehmensberaterin, Ministerin, Landeshauptfrau

Die gebürtige Hollabrunnerin, die in Großharras (Bezirk Mistelbach) aufwuchs und Wirtschaftspädagogik studierte, war vor dem Beginn ihrer politischen Karriere als Lehrerin an der Handelsakademie Laa an der Thaya tätig, danach als Unternehmensberaterin. 1995 wurde sie Marketingleiterin der ÖVP Niederösterreich, 1998 Landesgeschäftsführerin. Es folgte ein vierjähriges Intermezzo im Nationalrat, bevor sie – nachdem die ÖVP 2003 die absolute Mehrheit bei der Landtagswahl erreicht hatte – als Landesrätin nach Niederösterreich zurückkehrte. 2011 wechselte Mikl-Leitner als Innenministerin erneut in den Bund.

Zurück nach Niederösterreich kehrte Mikl-Leitner im April 2016 zunächst als Stellvertreterin des damaligen Landeshauptmanns Erwin Pröll (ÖVP). Im März 2017 folgte sie diesem als Landesparteichefin, im April dann auch an der Landesspitze – mehr dazu in Mikl-Leitner zur Landeshauptfrau gewählt (noe.ORF.at; 19.4.2017)

Sendungshinweis

„Guten Morgen NÖ“, 12.1.2018

Seitdem setzt man bei der ÖVP vor allem auf einen Stilwechsel und propagiert das „Miteinander“. Jeder habe seinen politischen Stil, sagt Mikl-Leitner selbst. Erwin Pröll hatte seinen Stil – „mit Erfolg“, wie sie betont – und sie habe ihren. „Und ich bin fest davon überzeugt, dass wir im Miteinander mehr für Niederösterreich erreichen können“, so die Spitzenkandidatin.

Wenn sich Mikl-Leitners politischer Stil auch von jenem Prölls unterscheidet, eines will sie in Zukunft aber beibehalten: „Wenn es um die Interessen Niederösterreichs geht, werde ich ganz laut meine Stimme erheben.“ Niederösterreich sei auch weiterhin das größte Bundesland mit einem starken Gewicht. „Und das wird auch so bleiben“, sagt Mikl-Leitner.

Die Familie als „Kraftquelle“

Gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihren zwei Töchtern lebt Mikl-Leitner in Klosterneuburg (Bezirk Tulln). Die Familie sei das Wichtigste in ihrem Leben, sagt sie: „Das ist die Kraftquelle für mich.“ Zu ihrer Familie gehören auch drei Geschwister, darunter eine Zwillingsschwester. Nicht nur in der Kindheit seien sie oft verwechselt worden, erzählt Mikl-Leitner, auch heute noch: „Da ist natürlich wichtig, dass sie immer wieder das mitnimmt, was ich ihr mit auf den Weg gegeben habe - nämlich immer freundlich zu grüßen und alle Wünsche der Menschen entgegenzunehmen. Und das tut sie auch sehr gerne mittlerweile.“

Johanna Mikl-Leitner im "Radio Niederösterreich Wahlcafé"

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Wordrap mit Johanna Mikl-Leitner

  • Meine Freunde nennen mich…
    Hanni
  • Mein größtes Vorbild ist…
    Mein Vater
  • Mein Traumberuf als Kind war…
    Kindergärtnerin
  • Dieses Buch liegt derzeit auf meinem Nachtkästchen…
    johann garber.! bastler und meistermaler (Museum Gugging)
  • Dieser Versuchung kann ich nicht widerstehen…
    Einer Schwedenbombe
  • Wenn ich morgens in den Spiegel schaue, denke ich…
    „Wieder zu wenig geschlafen“
  • Mein Lebensmotto lautet…
    „Mit positiver Energie die Herausforderungen meistern.“
  • Diesen Tag würde ich gerne noch einmal erleben...
    Einen Tag mit meinem Vater
  • Der Titel meiner Biographie wäre…
    „Lebenslust“
  • In den Wahnsinn treibt mich...
    Manchmal die Überpünktlichkeit meines Mannes (lacht)
  • Mein Lieblingsplatz in Niederösterreich ist…
    Die Redlinger Hütte in Gugging
Johanna Mikl-Leitner im "Radio Niederösterreich Wahlcafé"

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Arbeit als „zentralstes Thema“

„Wir“ und „Miteinander“ sind die Schlagworte des aktuellen Wahlkampfs der ÖVP. Durch Attacken der politischen Gegner lasse sie sich nicht irritieren, sagt Mikl-Leitner. Ihr sei es wichtig aufzuzeigen, wofür die ÖVP stehe. Und der Wahlkampf sei dazu da, „die verschiedenen Programme und die verschiedenen Kandidaten zu präsentieren.“ Bei der Volkspartei sind das vor allem die Themen Arbeit, Familie, Mobilität und Gesundheit.

Arbeit sei dabei das „zentralste Thema“, sagt Mikl-Leitner und betont die „gute Ausgangssituation in Niederösterreich“, wo die Arbeitslosigkeit zuletzt um sechs Prozent zurückging. Dennoch hätten viele Menschen Sorgen, ihren Arbeitsplatz zu verlieren oder keinen zu finden. Für diese habe man ein Beschäftigungspaket in der Höhe von 1,3 Milliarden Euro geschnürt, sagt Mikl-Leitner. Es gehe darum, die Betroffenen „fit zu halten“ oder „fit zu machen“: „Das heißt, die einen, damit sie im Arbeitsprozess erfolgreich bleiben können, und die anderen fit zu machen, damit sie wieder Fuß fassen können am Arbeitsmarkt.“

Beim Thema Langzeitarbeitslosigkeit verweist Mikl-Leitner auf die Initiative „gemA 50+“, mit der man gemeinsam mit dem AMS ältere Arbeitslose bei der Suche nach einem Arbeitsplatz begleite. Ganz allgemein gelte laut Mikl-Leitner aber ein „entscheidender Grundsatz“: „Arbeit muss sich lohnen." Und: „Die Fleißigen dürfen nicht die Dummen sein. Das heißt, unser Auftrag ist hier, beste Rahmenbedingungen zu schaffen, damit auch jeder Arbeit hat.“

Landarzt-Initiative als „Garantie“ für Regionen

Auch beim Thema Landärzte, das einige Parteien derzeit zum Wahlkampfthema machen, verweist Mikl-Leitner auf eine vor kurzem präsentierte Initiative des Landes. Diese sieht vor, dass offene Kassenstellen für Allgemeinmediziner, von denen es derzeit fünf in Niederösterreich gibt, kurzfristig mit praktischen Ärzten der Landeskliniken-Holding besetzt werden. Außerdem werden finanzielle Anreize für Landärzte geschaffen. „Mit dieser Initiative ‚Landarzt Niederösterreich‘ geben wir die Garantie ab, dass es wirklich einen Landarzt direkt vor Ort in den Regionen geben wird“, sagt Mikl-Leitner im „Radio Niederösterreich Wahlcafé“.

Johanna Mikl-Leitner im "Radio Niederösterreich Wahlcafé"

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Außerdem wolle man bei der Karl-Landsteiner-Privatuniversität in Krems „auf‘s Tempo drücken“, sodass man bis 2020 den Vollausbau schaffe und dann 450 Studienplätze anbieten könne. Gleichzeitig richtet Mikl-Leitner aber auch die Forderung an den Bund, mehr Ausbildungsplätze für Mediziner zur Verfügung zu stellen.

ÖVP setzt auf Digitalisierung und Dezentralisierung

Seit dem Amtsantritt Mikl-Leitners als Landeshauptfrau sind zwei Schlagworte immer wieder zu hören: „Digitalisierung“ und „Dezentralisierung“. Die „Breitbandoffensive“ solle laut Mikl-Leitner auf ganz Niederösterreich ausgedeht werden. Beim Thema Dezentralisierung will man Bundesinstitutionen von Wien in die Bundesländer holen und so Arbeitsplätze in den ländlichen Regionen schaffen.

Landtagswahl 2018 auf noe.ORF.at:

Alle Informationen und Hintergrundberichte zur Wahl finden sie bis 28. Jänner hier.

Im „Radio Niederösterreich Wahlcafé“ verspricht Mikl-Leitner außerdem eine „Kleinstkinderinitiative“, mit der 100 Kleinstkinderbetreuungsmöglichkeiten in Niederösterreich für Kinder unter 2,5 Jahren geschaffen werden sollen. „Damit starten wir jetzt“, sagt Mikl-Leitner. Pendlern verspricht sie, die Fahrzeiten weiter zu verkürzen. „Deswegen arbeiten wir gerade rund um Wien an einer Taktverdichtung und werden in den nächsten Jahren den Takt vervierfachen.“

Absolute Mehrheit „nicht mehr erreichbar“

Niederösterreich ist derzeit das einzige Bundesland, in dem eine Partei die absolute Mehrheit hat. Erwin Pröll schaffte es 2013 als einziger der neun Landeschefs, diese für die ÖVP zu verteidigen. Heute sei das nicht mehr möglich, sagt Mikl-Leitner: „Wenn man sich in der Gegenwart umschaut, erkennt man, dass absolute Mehrheiten nicht mehr erreichbar sind.“ Sie will sich deshalb an den stärksten amtierenden Landesparteien und an den stärksten Landeshauptleuten orientieren. Das sind Hans Niessl (SPÖ) im Burgenland (41,9 Prozent) und Markus Wallner (ÖVP) in Vorarlberg (41,8 Prozent).

Klar sei aber, dass man „natürlich um jede Stimme werben“ werde, sagt Mikl-Leitner. Ziel sei es, dass das Miteinander „auch weiterhin im Mittelpunkt von Niederösterreich“ steht. Wer immer nach dem 28. Jänner in der Regierung Platz nehmen werde – sie wolle mit allen Parteien, die dann in Regierung vertreten sind, ein Arbeitsübereinkommen anstreben, sagt Mikl-Leitner.

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