ÖFB hofft auf neues Nationalstadion

Was können Politik, Verbände und Vereine tun, um mehr Zuschauer in die Bundesliga-Stadien zu locken? Mit dieser Frage beschäftigten sich Experten beim Fußballkongress in St. Pölten. Zentraler Punkt sei eine bessere Infrastruktur.

Knapp 600.000 Zuschauer besuchten die 90 Bundesliga-Spiele der abgelaufenen Herbstsaison – das ist ein Minus von knapp 3,5 Prozent. Nicht nur die kleinen Vereine kämpfen mit sinkenden Zuschauerzahlen, sondern auch der regierende Meister. Salzburg schießt seine Tore vor nicht einmal halbvollen Tribünen. 7.000 Fans kommen durchschnittlich pro Spiel, mehr als 30.000 hätten in der Red Bull Arena Platz.

Fußballkongress in St. Pölten

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Kaum gefüllte Tribünen und die Frage, was man dagegen tun kann - diese Themen beschäftigen die Experten

Infrastruktur als Schlüssel für mehr Fans

Laut einer aktuellen Studie können Politik, Verbände und Vereine die Zuschauerzahl maßgeblich beeinflussen. Größte Faktoren seien demnach die Anstoßzeiten der Spiele, die Spannung innerhalb der Liga und das Thema Sicherheit. Für ÖFB-Präsident Leo Windtner sind vor allem die Stadien selbst entscheidend. „Grundvoraussetzung ist, dass wir eine Infrastruktur anbieten können, die auch international dem Standard entspricht.“

Zum wiederholten Mal spricht sich der ÖFB-Präsident im Rahmen des sogenannten Fußballkongresses in der St. Pöltner NV-Arena für ein neues Nationalstadion in Wien aus. „Wir haben mit den vorhandenen Voraussetzungen im Wiener Ernst-Happel-Stadion das Problem, dass wir im internationalen Vergleich nicht mehr konkurrenzfähig sind."

Fußballkongress in St. Pölten

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Expertinnen und Experten beraten beim Fußballkongress in St. Pölten

Strache schließt „Red Bull-Nationalstadion“ nicht aus

Ein neues Nationalstadion ist auch Vizekanzler und Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ) ein großes Anliegen. Das Happel-Stadion solle demnach der Vergangenheit angehören. „Mein Wunsch wäre, dass wir dieses Stadion wegreißen können, neu planen können und möglicherweise auch einen österreichischen Investor an Land ziehen. Warum soll es nicht ein Red Bull-Stadion als Nationalstadion geben, wenn Herr Mateschitz in die Tasche greift und sagt, ich bin bereit zu investieren?“, so Strache.

Fußballkongress in St. Pölten

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SKN St. Pölten setzt auf Unterhaltung

Mit sinkenden Zuschauerzahlen kämpft heuer auch Bundesliga-Schlusslicht St. Pölten. Nach einer katastrophalen Herbstsaison sank der Besucherschnitt im Vergleich zum Aufstiegsjahr um knapp 20 Prozent. Der SKN will deshalb neue Wege gehen, um die Fans zurück in die NV-Arena zu locken. „Wir haben Szenarien ausprobiert mit einem ‚SKN-Radio‘ und einem ‚SKN-TV‘, alles darauf ausgerichtet, dass wir die Leute, die zu uns ins Stadion kommen, unterhalten und dass sie nicht nur für den Fußball kommen.“

Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer betont, dass man in Sachen Zuschauerzahlen nicht nur Schwarzmalerei betreiben dürfe. Insgesamt gehe die Kurve seit der Saison 2013/2014 nach oben. „Wenn wir gesamt Europa betrachten, so liegen wir im Verhältnis Einwohnerzahl zu Zuschauerzahl auf Platz neun. Wir sind also nicht so schlecht. Trotzdem wollen wir dort hin, wo die Schweiz schon ist, die einen Schnitt von mehr als 10.000 Zuschauern pro Spiel hat.“ Zum Vergleich: In Österreich waren es in der abgelaufenen Saison etwas mehr als 7.000.

Mathias Eßmeister, noe.ORF.at