Strengberg: Vom Wasser vertrieben

55 Familien aus Strengberg (Amstetten) haben eine besondere Beziehung zum Jahrhunderthochwasser 2002: Damals mussten sie ihre Häuser verlassen, schleifen und sind gemeinsam weggezogen. Die Wehmut hält bis heute an.

Wegen der Hochwasserhäufung in den letzten Jahrzehnten bauten einige Gemeinden Hochwasserschutzanlagen. Sehr viel schmerzhafter für die Betroffenen aber ist das, was vor 15 Jahren in Strengberg vollzogen wurde: 55 Familien gaben ihre Häuser im hochwassergefährdeten Gebiet auf.

Strengberg Hochwasser 2002

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Das Jahrhunderthochwasser 2002 in Strengberg

Das Jahrhunderthochwasser 2002 überflutete die Au in Strengberg meterhoch. Bis dahin war das schon bestehende Angebot, für 80 Prozent des Schätzwertes das eigene Haus aufzugeben, es dem Erdboden gleichzumachen und wegzuziehen, nur von wenigen angenommen worden. Das änderte sich nun schlagartig. Angesichts der Katastrophe wurden fast alle Bewohner zu Aussiedlern.

Von 60 Häusern werden nur noch zwei bewohnt

Heute liegen in der Au, wo früher 60 Gebäude waren, fast nur noch Ackerflächen. In zwei Häusern leben noch Menschen. Sie wollen sich die Heimat nicht wegnehmen lassen, sagen sie. Die übrigen aber siedelten sich weiter oben wieder an. Einfamilienhäuser wie auch Bauernhöfe entstanden neu. Und die früheren Verbindungen werden aufrechterhalten, so wie damals, erklärt Aussiedler Franz Lindner, man habe auch bei den Bauten zusammengeholfen.

Strengberg

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55 Familien haben sich ein neues Zuhause suchen und bauen müssen

Er war einer der Skeptiker, die ursprünglich nicht aussiedeln wollten und vom Hochwasser 2002 „überzeugt“ wurde. Seine Frau Christine bestätigt es als richtige Entscheidung auch für künftige Generationen. Das gilt auch für Gottfried Lettner, einen der Bewohner der schmucken Siedlung in der Austraße, benannt nach dem früheren Zuhause. Er habe erst nach dem Hochwasser 2013, als die Au wieder zum Meer geworden war, gewusst, dass es richtig gewesen sei, sagt er heute.

Die Donau verlor in Strengberg ihren Schrecken

Jetzt verlor die Donau größtenteils ihren Schrecken in Strengberg. Früher mussten bei Hochwasserwarnungen die 60 Häuser und auch Höfe mitsamt der Tiere soweit wie möglich geräumt werden, schildert Bürgermeister Roland Dietl (ÖVP). Jetzt sei das nur noch bei den verbliebenen zwei Häusern nötig.

Betroffen war auch der damalige Bürgermeister Ernst Vösenhuber. Er war einer der Betreiber der Aussiedleraktion und musste auch selbst seinen Hof verlassen und wieder neu errichten. Schweren Herzens, damals wie heute, denn immerhin war es ein Gebäude aus dem 17. Jahrhundert. Aber es sei eine richtige Entscheidung gewesen, betont er. Es treibe ihn zwar täglich in die Au, aber er habe sein neues Zuhause geschaffen und damit seine neue Heimat gefunden.

Robert Salzer, noe.ORF.at