Neue Zeugin im Fall Julia Kührer befragt

Seit Oktober beschäftigt sich am Landesgericht Korneuburg ein Drei-Richter-Senat mit einem Wiederaufnahmeantrag im Fall Kührer. Am Freitag wurde eine neue Zeugin befragt. Sie soll gehört haben, dass Kührer eines Drogentodes starb.

Die Zeugin war im Herbst ausgeforscht worden. Rechtsanwalt Wolfgang Blaschitz, der die Unschuld des verurteilten Michael K. beweisen will, sprach damals - nach dem ersten Verhandlungstermin - von einer Wende: Die ausgeforschte Hörensagen-Zeugin soll in der angeblich Drogen konsumierenden Clique um Julia Kührers Ex-Freund in Pulkau dabei gewesen sein. Sie soll gehört haben, dass dieser nach dem Verschwinden der Schülerin gesagt hätte, so etwas wie mit Julia dürfe nicht noch einmal passieren - mehr dazu in Fall Kührer: Wiederaufnahmeantrag fixiert (noe.ORF.at; 30.11.2017).

Justizzentrum Korneuburg

APA / Helmut Fohringer

Im Jänner war die Zeugin zu einem angesetzten Verhandlungstermin nicht vor Gericht erschienen. Am Freitag konnte sie schließlich befragt werden. Die Verhandlung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Prüfung werde sich noch geraume Zeit hinziehen, sagte Rechtsanwalt Wolfgang Blaschitz im Anschluss.

Michael K. verbüßt 20-jährige Haftstrafe

Die Schülerin Julia Kührer aus Pulkau (Bezirk Hollabrunn) war 2006 verschwunden. 2011 wurde ihre verbrannte Leiche im nahen Dietmannsdorf (ebenfalls Bezirk Hollabrunn) in einem Erdkeller auf dem Hof des Videothekbesitzers Michael K., bei dem sich die Pulkauer Jugend getroffen hatte, gefunden. Die Todesursache konnte nicht mehr eruiert werden. Im September 2013 sprach ein Geschworenensenat Michael K. in einem Indizienprozess des Mordes schuldig. Die verhängte lebenslange Haft wurde später auf 20 Jahre herabgesetzt.

Der jetzige Anwalt des Mannes, Wolfgang Blaschitz, legte im Dezember 2017 ein neues Gutachten für eine Verfahrenswiederaufnahme vor, dem zufolge das Mädchen an einer Überdosis Methamphetamin (Crystal Meth) gestorben sein könnte. Der damalige Gerichtssachverständige hatte eine letale Überdosis ausgeschlossen - mehr dazu in Neues Gutachten im Fall Kührer (noe.ORF.at; 2.12.2017).

Bis zur Entscheidung könnte es noch dauern

Die von ihm beigezogene Gutachterin werde sich nun mit der gerichtlichen Stellungnahme ihrer Expertise befassen, sagte Blaschitz am Freitag. Das dürfte sechs bis acht Wochen dauern, schätzte der Rechtsanwalt. Er erläuterte, dass der Senat nun auf die weiteren Unterlagen warte und dann entscheiden werde, ob ein weiterer Termin nötig sei oder aufgrund der Aktenlage ein Beschluss gefasst werden kann.

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