Sokol-„Auslese“ im Karikaturmuseum Krems

Die laut Kurator und Museumsdirektor Gottfried Gusenbauer „bisher größte und umfangreichste“ Ausstellung zu Erich Sokol (1933-2003) ist am Samstagvormittag im Karikaturmuseum Krems eröffnet worden.

Die „Auslese“ bringt bis 25. November mehr als 220 Karikaturen und Zeichnungen aus den Landessammlungen Niederösterreich, der Erich Sokol Privatstiftung und privaten Leihgebern. Beginnend bei den frühen Karikaturen für die „Arbeiter Zeitung“ (AZ) - gleich die erste Arbeit 1955 wurde von der sowjetischen Besatzung beschlagnahmt - über die satirischen Zeichnungen aus den USA (Zitat 1958: „Ich bin der Meinung, dass Amerika die Zukunft gar nicht so sicher gehört, wie man hier glaubt“) und die Cartoons für den „Playboy“ bis hin zu politischen Karikaturen und der satirischen Porträtgalerie sowie diversen Auftragsarbeiten spannt sich die reiche „Auslese“.

Erich Sokol im Portrait

Erich Sokol Privatstiftung

Erich Sokol (1933-2003)

Diese Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit Annemarie Sokol, Witwe und Nachlassverwalterin des Künstlers. Als Art Director war Sokol auch mitverantwortlich für die Entwicklung des Corporate Design des ORF. Zwischen den Exponaten hängen - heute Kuriosa - Absageschreiben von Zeitschriften aus den 1950er Jahren.

Steinhauer: „Karikatur ist eine Art von Notwehr“

Die Eröffnung nahm Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) vor. „Erich Sokol war ein begnadeter Karikaturist, der es immer wieder verstanden hat, mit Porträts Geschichten zu erzählen“, sagte sie. Er habe „hochkomplexe Zusammenhänge einfach und komprimiert dargestellt“, Karikaturisten würden es immer wieder schaffen, „die Dinge auf den Punkt zu bringen und die Menschen zum Nachdenken und zum Lachen“ zu animieren, so Mikl-Leitner.

Unter den Eröffnungsgästen fanden sich auch dereinst Porträtierte wie Dagmar Koller, Erni Mangold, Felix Dvorak, Erwin Pröll und Erwin Steinhauer, der im Gespräch mit Gusenbauer seine Reminiszenen an Sokol und seine Zeit schilderte und meinte: „Karikatur ist wie Geschichtsunterricht. Und eine Art von Notwehr. Es müssten jetzt eigentlich viele Karikaturisten arbeiten.“

Steinhauer verlas zudem eine das Sokol’sche Schaffen würdigende Grußadresse des grippebedingt verhinderten Alt-Bundespräsidenten Heinz Fischer, in der es hieß: „Seit seinem Tod sind schon wieder 15 Jahre vergangen, aber da gibt es den tröstenden Spruch, dass nur der verstorben ist, der vergessen wurde. Und Erich Sokol ist, wie die heutige Ausstellung beweist, alles andere als vergessen.“

Gusenbauer: „Richtungsweisend als Karikaturist“

Kurator Gottfried Gusenbauer sagte, Erich Sokol sei in seiner künstlerischen Arbeit einzigartig und interessant, „er arbeitete nicht nur richtungsweisend als politischer Karikaturist, sondern befasste sich als Art-Direktor beim Österreichischen Rundfunk auch crossmedial und spartenübergreifend mit dem damals jungen Medium Fernsehen.“

Ausstellungshinweis

„Sokol Auslese“, bis 25. November 2018, Karikaturmuseum Krems, täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr

Die Entwicklung einer Corporate Identity war damals neu, erläutert Michael Hajek, der Art-Director des ORF: „Man muss sich das erst einmal vorstellen. Das ist für uns heute kaum nachvollziehbar, weil wir mit dem Thema Corporate Identity heute tagtäglich leben. Aber 1967, in einem relativ provinziellen Österreich, gibt es da ein paar kreative Menschen, die da über den Tellerrand hinaus geblickt haben. Da hat auch Generalintendant Gerd Bacher dazu gehört. Sokols Entwicklungen wären ohne Bacher nicht möglich gewesen. Er hat ihn gefördert und ihm den passenden Freiraum gegeben.“

Sokol selbst wird in der Ausstellung mehrfach zitiert, u.a. mit dem legendären Satz „Ich bin mehr als ein Vierteljahrhundert im ORF gewesen und kann nicht von mir behaupten, auch nur einen einzigen Tag gearbeitet zu haben.“ Mit dem am 20. September 2018 bei einer Gala in Krems erstmals verliehenen, alle fünf Jahre vergebenen Sokol-Preis für digitale Karikatur, kritische Zeichenkunst und Satire soll die Verwendung zukunftsweisender Medien gefördert werden.

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