Mädchen für technische Berufe begeistern
Trotz regelmäßiger Werbung für Frauen in Männerberufen seit vielen Jahren sieht die Bilanz immer noch schlecht aus. Nur 30 Prozent der weiblichen Lehrlinge entscheiden sich für einen technischen Beruf. Und das obwohl sowohl Karrierechancen als auch Bezahlung klar dafür sprechen würden, sagte Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) anlässlich des bevorstehenden „Girls’ Day“.
Metalltechnikerin verdient 600 Euro mehr als Frisörin
So betrage die Differenz der Lehrlingsentschädigung im vierten Lehrjahr zwischen Friseurin und Metalltechnikerin 600 Euro pro Monat. „Wenn alle unsere guten Ratschläge nicht weiterhelfen, dann sollten es diese Zahlen tun“, so Teschl-Hofmeister, „das ist auf ein Jahr umgelegt im vierten Lehrjahr ein Unterschied von 7.500 Euro.“ Sie appeliert an junge Frauen, sich auf ihre Talente und Interessen zu verlassen, und so mitzuhelfen, dass es künftig keine typischen Männer- und Frauenberufe gibt.
Michaela Roither, Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung Niederösterreich, betonte, dass dieser Gehaltsvorsprung ein ganzes Berufsleben lang anhält. Das sei auch wichtig für die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit junger Frauen.
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Beim „Girls’ Day“ handelt es sich um eine Initiative des Frauenreferats beim Amt der NÖ Landesregierung, die in Zusammenarbeit mit der Industriellenvereinigung und der Wirtschaftskammer Niederösterreich sowie mit Unterstützung des Arbeitsmarktservices NÖ und des Landesschulrates durchgeführt wird. 1.700 Schülerinnen werden heuer insgesamt 80 niederösterreichische Betriebe besichtigen. Sie sollen dadurch motiviert werden, auch technische, handwerkliche oder naturwissenschaftliche Berufe in ihre Berufswahl aufzunehmen.
Weniger Teilzeitjobs
„Mit einer fundierten technischen Ausbildung sind Sie oft auch davor gefeit, in Teilzeit gedrängt zu werden“, betonte AMS NÖ-Landesgeschäftsführer Karl Fakler vor Schülerinnen einen weiteren Vorteil, „gute Industriearbeiterinnen und Facharbeiterinnen braucht man den ganzen Tag.“ Gerade bei Frauen sei die Teilzeit-Quote ja sehr hoch, „Teilzeit-Arbeit bedeutet aber auch, weniger zu verdienen. Es gibt aber weder Teilzeit-Wohnungen, noch Teilzeit-Mittagessen - das kostet für alle dasgleiche.“
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Und noch ein Pluspunkt: Während manche Berufsbilder aussterben, ist die Zahl der technischen Berufe gestiegen. Bei der Wirtschaftskammer sieht man auch bereits erste Erfolge des „Girls’ Day“. „Wir hatten vor zehn Jahren bei den Metalltechnikerinnen 35 weibliche Lehrlinge, heute sind es 87“, so Ingeborg Dockner von der Wirtschaftskammer Niederösterreich, „das ist eine erfreuliche Zahl.“ Doch hier gibt es noch Potential.
Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister nimmt auch die Eltern in die Verantwortung. Wichtig wäre, „dass Väter, die in technischen Berufen arbeiten, nicht nur ihre Söhne motivieren, es ihnen gleich zu tun, sondern auch mit den Mädchen darüber reden, dass das tolle Jobs sind, in denen man viel erreichen kann.“