FC Gänserndorf-Süd: Verlierer aus Leidenschaft

Sie sind die wohl schlechteste Fußballmannschaft Niederösterreichs: Mit 22 Niederlagen in 23 Spielen ist der FC Gänserndorf-Süd Tabellenletzter der untersten Klasse. Dennoch lässt sich der Verein nicht unterkriegen.

Äußere Jochenstraße 20 – Heimat des FC Gänserndorf-Süd. Nirgendwo sonst wird so oft und vor allem so leidenschaftlich verloren wie hier. Stefan Strasser hat von allen Aufgaben die schwierigste. Er ist Tormann.

Spieler des FC Gänserndorf Süd

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Der FC Gänserndorf-Süd steht derzeit bei einem Torverhältnis von 6:190

„Fad wird mir hinten im Tor nicht“, gibt Strasser im Interview mit noe.orf.at zu und lacht, „ich mache das aus Liebe zum Sport, aus Liebe zum Fußball und aus Liebe zum Verein. Ich versuche einfach so viel zu halten wie möglich.“

Sechs Tore erzielt, 190 erhalten

Nicht immer gelingt ihm das. 190 Mal musste der Schlussmann in dieser Saison schon hinter sich greifen. Im Schnitt kassiert er also acht Gegentore pro Spiel. Es waren heuer aber auch schon weit mehr.

Grafik schlechteste Ergebnisse Gänserndorf

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Im Schnitt kassiert der FC Gänserndorf-Süd acht Gegentore pro Spiel

Mit 0:12, 0:16 und sogar 0:20 wurden die Spieler des FC Gänserndorf-Süd schon von den Sportplätzen geschossen. 22 von 23 Spielen gingen verloren, Torverhältnis 6:190. Damit liegt man in der Tabelle der 2. Klasse Marchfeld abgeschlagen auf dem letzten Platz. Das Positive: Absteigen kann man nicht mehr. Man spielt bereits in der untersten Liga.

Kein Geld, hohe Schulden

Doch warum ist der Verein derart chancenlos? Obmann Johannes Kruty erklärt: „Wir haben den Klub mit 70.000 Euro Schulden übernommen. Jetzt bauen wir die Schulden ab. Wir sind einer von wenigen Vereinen, wo es kein Geld gibt. Weder für Spieler noch für Funktionäre oder sonst jemanden. Das ist sicher mit Grund dafür, warum wir dort sind, wo wir sind“, so Kruty.

Fans auf Tribüne

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Trotz der Niederlagen spielt der FC Gänserndorf-Süd nicht vor leeren Tribünen

Trotz der hohen Niederlagen ist der Sportplatz in Gänserndorf-Süd nicht leer. Woche vor Woche kommen Zuschauer und feuern ihren Verein an. Gerhard Menzl ist schon seit 30 Jahren Fan von „Süd“. Aufgeben ist für ihn kein Thema. „Es ist ein Verein, der dir irgendwie ans Herz wächst. Es sind lauter Burschen hier, die gerne spielen und diese Begeisterung färbt ab.“

Sabine Omasits arbeitet ehrenamtlich im Verein mit. Für sie und viele andere Einheimische sind die Heimspiele jedes zweite Wochenende ein Fixpunkt. „In Gänserndorf-Süd haben wir sonst nicht viel. Der Sportplatz ist ein Treffpunkt für die Leute. Auch, wenn unsere Mannschaft verliert, halten wir zu ihr.“

Ein Unentschieden für die Ewigkeit

Trainer Peter Ehrenstrasser sieht im Training bereits Fortschritte. Er hofft, dass die harte Arbeit bald Früchte trägt. „Ich habe hier selbst meine ersten Fußballschuhe zerrissen“, erzählt er. „Vielleicht schaffen wir es eines Tages, nicht mehr Letzter zu werden. Das ist unser großes Ziel.“

Trainer Peter Ehrenstrasser von Gänserndorf Süd

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Trainer Peter Ehrenstrasser: „Vielleicht schaffen wir es eines Tages, nicht mehr Letzter zu werden"

Über ein Unentschieden durften sich die gebeutelten Gänserndorfer heuer immerhin freuen. Ein 1:1 vor heimischer Kulisse gegen Ollersdorf wurde gefeiert wie der Meistertitel. Was noch fehlt, ist ein Sieg. Der letzte ist gut drei Jahre her.

„Wenn wir wirklich mal ein Spiel gewinnen, machen wir am nächsten Tag alle blau“, verspricht Obmann Johannes Kruty und lacht. Fünf Mal hat man diese Saison noch die Chance dazu. Bis dahin bleiben die Kicker des FC Gänserndorf-Süd wohl für viele die Verlierer der Herzen.

Mathias Eßmeister, noe.ORF.at.