Heimischen Landwirten fehlen 350 Erntehelfer

In der heimischen Landwirtschaft fehlen derzeit bis zu 350 Erntehelfer. Die Saisonarbeitskräfte, die vorwiegend aus Osteuropa kommen, sind nun in Nachbarländern wie Deutschland tätig, weil sie dort mehr Geld verdienen.

Die Situation betrifft viele Bereiche in der Landwirtschaft, vom Obstbau bis zum Weinbau. Prekär ist die Lage derzeit aber vor allem bei den Spargelbauern im Marchfeld. Zusätzlich zum Personalengpass kommt heuer noch die Situation, dass in kurzer Zeit große Mengen an Spargel zu ernten sind.

Ein Fünftel des Spargels kann nicht geerntet werden

Dadurch können manche Spargelbauern ihre Ernte gar nicht einholen. „Das kann mitunter existenzgefährdend sein“, so Werner Magoschitz, Spargelbauer aus Mannsdorf an der Donau (Bezirk Gänserndorf). „In unserem Betrieb werden es etwa 20 Prozent der Flächen sein, die wir nicht ernten können oder nur teilweise ernten konnten.“

Marchfeld Erntehelfer Spragelfeld

ORF

Im Marchfeld wird auf knapp 480 Hektar Spargel angebaut, 60 Prozent der gesamten Inlandsproduktion kommen aus dieser Region. Durchschnittlich werden drei bis vier Tonnen je Hektar geerntet

6,30 Euro verdient ein Erntehelfer in der Stunde bei einem Einsatz auf einem Spargelfeld in Niederösterreich. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 9,10 Euro. Seit der Einführung des Mindestlohns ist Deutschland für die Spargelbauern zu einem echten Konkurrenten geworden. Dort bleibt den Erntehelfern wegen der geringen Lohnnebenkosten netto mehr übrig.

„Uns gehen Leute verloren. Wir haben auf der einen Seite nicht die Möglichkeit, sie aus der Ukraine oder aus Mazedonien zu holen, verlieren auf der anderen Seite gute Leute in die Bauwirtschaft und nach Deutschland“, so Hermann Schultes, Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. „Jetzt haben wir in Niederösterreich ganz sicher einen offenen Bedarf von 250 bis 350 Personen, und es kann sehr rasch noch mehr werden.“

Niedriger Marktpreis macht höheren Lohn unmöglich

Einfach mehr bezahlen könne die Landwirtschaft nicht, erklärt Magoschitz. „Das Problem ist, dass die Marktpreise es nicht hergeben. Insgesamt ist der Marktpreis sehr niedrig, andere Länder können einfach billiger produzieren“, so der Spargelbauer. „Wir haben beim Spargel sehr hohe Lohnkosten. Wir haben 800 Arbeitsstunden für einen Hektar in diesen acht Wochen.“ Aufgrund der enormen Anstrengung, würden die meisten Österreicher den Job nicht machen wollen, heißt es.

Die Landwirtschaftskammer will jetzt in der Ukraine und in Mazedonien um Erntehelfer werben. Dafür müsse die Regierung aber dringend Kontingentplätze frei geben, heißt es. Zusätzlich will man - gemeinsam mit dem AMS - Maßnahmen setzen, um Asylberechtigte auszubilden, und in die Landwirtschaft zu bekommen.

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