Schussopfer: „Dachte, Blitz hat eingeschlagen“

Beim Bundesschulzentrum in Mistelbach ist am Mittwoch ein Schüler angeschossen worden. Der 19-Jährige befindet sich auf dem Weg der Besserung. Im Interview mit noe.ORF.at sagt er: „Ich dachte, der Blitz hat eingeschlagen.“

Der Grundwehrdiener, der am Mittwoch einen Schüler des Bundesschulzentrums Mistelbach angeschossen hat, soll einen Amoklauf geplant haben. Laut Staatsanwaltschaft hatte er einen entsprechenden Vorrat an Munition bei sich - mehr dazu in Schuss vor Schule: Amoklauf geplant (noe.ORF.at; 11.5.2018). Die Staatsanwaltschaft führt gegen den jungen Erwachsenen ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des versuchten Mordes.

Der 18-jährige Grundwehrdiener aus dem Weinviertel war am Mittwoch nach der Tat geflüchtet. Am Abend stellte er sich der Polizei und wurde festgenommen. Zum Motiv gibt es derzeit noch keine Bestätigung der Ermittler - mehr dazu in Ohne Vorwarnung auf Schüler geschossen (noe.ORF.at; 10.5.2018). Spezialisten der Polizei überprüfen nun, ob der Grundwehrdiener konkrete Amokszenarien vor Augen hatte.

Situationsbericht aus Mistelbach

Die Direktorin des BORG Mistelbach, Isabella Zins, kritisiert, dass die Sorgen vieler Direktoren nicht ernst genommen würden.

„Arg, dass Schrotflinten so einfach zu kaufen sind“

Das 19-jährige Schussopfer musste nach der Tat im Spital behandelt werden. Wie der Schüler im Interview mit Gernot Rohrhofer erzählt, wurde er zum Glück nicht lebensgefährlich verletzt. Die Situation, als er von der Kugel getroffen wurde, sei wie ein Blitzschlag gewesen. Kritisch sieht er, dass Schrotflinten in Österreich so einfach zu kaufen sind. Der junge Mann, der anonym bleiben möchte, sieht die Politik gefordert.

Bundesschulzentrum Mistelbach

ORF / Rohrhofer

Direkt beim Schuleingang wurde der 19-jährige Schüler angeschossen

noe.ORF.at: Am Mittwoch wurde auf Sie geschossen. Wie haben Sie die Situation miterlebt?

Ich war auf dem Heimweg und da ist es einfach passiert. Ich habe einen lauten Knall gehört und dann habe ich gesehen, dass ich blute. Ich dachte, der Blitz hat in mich eingeschlagen. Ich bin aber noch stabil gestanden, dann zurück zur Schule gerannt und habe mitgeteilt, dass jemand die Rettung rufen soll, was Gott sei Dank auch geschehen ist. Den Täter habe ich weder erkannt oder wahrgenommen.

noe.ORF.at: Wann haben Sie realisiert, was tatsächlich passiert war?

Ich habe mit meiner Zunge die Mundhöhle abgetastet und gemerkt, dass in meine Wange geschossen worden ist.

noe.ORF.at: Wo wurden Sie überall verletzt und wie geht es ihnen jetzt?

Ich wurde im seitlichen Bereich des Körpers und auch im Kopfbereich verletzt, aber der Schuss hat keinerlei Schäden verursacht. Meine Organe wurden zum Glück nicht erwischt, auch kein Nerv oder eine Arterie. Außer den Einschusslöchern geht es mir zum Glück wunderbar.

noe.ORF.at: Können Sie sich erklären, warum das passiert ist?

Es war jedenfalls kein persönlicher Angriff auf mich und ich schließe auch jegliche Gerüchte von Cybermobbing oder Streit aus. Es war einfach so, dass ich zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war.

noe.ORF.at: Wie gehen Sie jetzt, ein paar Tage später damit um, vor allem im Hinblick auf den Täter?

Ich bin froh, dass der Täter gefasst wurde und hoffe, dass ihm die gerechte Strafe zukommt. Mein Leben wird weitergehen, ich werde von meiner Familie, meinen Lehrern und meinen Klassenkameraden unterstützt, und bin dafür sehr dankbar.

noe.ORF.at: Mittlerweile ist bekannt, dass der Täter einen Amoklauf geplant hatte. Wie gehen Sie damit um? Haben Sie Angst?

Man muss versuchen, das dementsprechend zu verarbeiten. Man hört in den Medien immer wieder von Amokläufen an Schulen in Amerika und denkt nicht, dass so etwas in einem so sicheren Land wie Österreich möglich wäre. Und dann wird man eines besseren belehrt. Ich finde es eigentlich arg, dass Waffen wie Schrotflinten so einfach - ohne Waffenschein - zu erwerben sind. Also damit muss sich die Politik schon beschäftigen.

Das Gespräch führte Gernot Rohrhofer, noe.ORF.at