Prozess um gefälschte Bilder einmal mehr vertagt

Am Landesgericht Korneuburg ist am Dienstag ein Prozess um gefälschte Gemälde fortgesetzt - und erneut vertagt worden. Fünf Männer sollen versucht haben, unter anderem falsche Picasso-Werke zu verkaufen.

Die Männer aus Österreich und Slowenien flogen bei einem gerichtlich bewilligten Scheinkauf durch einen verdeckten Ermittler in einem Hotel am Flughafen in Schwechat auf. Ihnen wird versuchter schwerer Betrug vorgeworfen. Zum Auftakt vor knapp einem Jahr hatten sich vier Angeklagte nicht schuldig bekannt. Man sei von der Echtheit der Bilder ausgegangen, wurde beteuert.

Preise „wie ein Lotto-Sechser“

Den Vermittlern waren bis zu 30 Prozent vom Verkaufspreis als Provision versprochen worden - das sei ihm wie ein Lotto-Sechser vorgekommen, meinte etwa der Drittangeklagte. Er habe von Kunst null Ahnung und sein Wissen nur von Wikipedia, gab ein anderer an. Der Erstangeklagte (70), seit Jahrzehnten im Kunstgeschäft, war krankheitsbedingt abwesend. In der Folge gab es mehrere Verhandlungstermine, an denen Ermittler, Zeugen und Sachverständige gehört wurden. Heute ließ sich der Fünftangeklagte aus gesundheitlichen Gründen entschuldigen.

Die Causa zählte laut Kulturgutbericht des Bundeskriminalamtes für das Jahr 2016 zu den spektakulären, großen Fällen von Kunstfälschungen: 80 gefälschte Gemälde international renommierter Künstler, vor allem von Pablo Picasso, Emil Nolde und Edvard Munch, waren sichergestellt worden. Die Verdächtigen hatten in einem Verkaufskatalog die Gemälde zum Gesamtpreis in der Höhe von 72 Millionen Euro angeboten.

14 Gemälde sichergestellt

Bei Haus- und Kfz-Durchsuchungen wurden 14 gefälschte Bilder von Picasso und Nolde sichergestellt. Alle Gemälde hatten Signaturen, auf der Rückseite Stempel von teils bekannten Galerien und Echtheitsbestätigungen von Picassos Sohn Claude Ruiz-Picasso, dazu gab es Unterlagen. Im eher dilettantisch fabrizierten, in einem Copy-Shop erstellten Katalog fanden sich Provenienzen teils bekannter Personen.

Nach damaligen Angaben der Kriminalisten fanden sich im Haus des viertangeklagten Slowenen 66 Exponate, angeblich von Künstlern wie Wassily Kandinsky, Gustav Klimt und Claude Monet. Eigentümer der Bilder sei ein ihm seit 2010 bekannter, fast 90-jähriger Mann, der als jugoslawischer Diplomat gearbeitet hatte, gab der 67-Jährige dazu beim Verhandlungsstart 2017 an. Weil er ein „Freund der Kunst“ sei, sei es zur Zusammenarbeit gekommen. Er hatte im Juli 2016 Bilder - ohne Zertifikate - gemeinsam mit einem Golf-Freund im Auto nach Österreich gebracht.

Cobra-Zugriff am Flughafen

Ein Treffen mit einem Rechtsanwalt in Wien wurde kurzfristig abgesagt, was ihn angesichts der weiten Anfahrt erzürnte. Daraufhin hätten ihn zwei andere Angeklagte - seine „Vertreter in Wien“ - gebeten, auf einen Kaffee zum Flughafen zu fahren. Dort sollten in einem Hotel einige Gemälde präsentiert werden - nach kurzer Zeit erfolgte der Zugriff durch die Spezialeinheit Cobra.

Am Dienstag meinte ein Gutachter, die Fälschungen seien leicht erkennbar gewesen. Einem weiteren Zeugen waren damals zwei „Picassos“ zur Prüfung vorgelegt worden, er kam zum Schluss, dass die Bilder nicht echt waren. Die Staatsanwältin wollte auf die Anhörung einer weiteren Zeugin, die heute nicht erschienen war, nicht verzichten. Dem Beweisantrag auf neuerliche Ladung wurde stattgegeben. Als neuer Verhandlungstermin ist der 25. September angepeilt.

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