150 Jahre: Vom „St. Pöltner Boten“ zu den „NÖN“

Die St. Pöltner Zeitung ist die drittälteste Österreichs. Vor 150 Jahren übernahm die Kirche den „St. Pöltner Boten“ und machte ihn zur „St. Pöltner Zeitung“. Vor 53 Jahren wurde sie zur „NÖN“. Im Rathaus wurde das Jubiläum gefeiert.

In einem Artikel informierte man vor 150 Jahren, als der St. Pöltner Bischof Joseph Feßler den „St. Pöltner Boten“ übernahm, über die geplanten Inhalte: Nachrichten aus Politik und Kirche sollte es geben, Aktuelles aus den Regionen und den Gerichten - und „landwirtschaftliche und geschäftliche Aufsätze und Marktbericht, insbesondere die Körnerpreise aus den Vierteln“, las Schauspieler Helmut Wiesinger bei dem Festakt vor.

Jubiläum Festakt NÖN St. Pöltner Zeitung Bote

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Der „Katholische Preßverein“ der Diözese St. Pölten gründete danach weitere Zeitungen, die 1965 unter Verlagsleiter Herbert Binder und dem im Vorjahr verstorbenen, langjährigen Chefredakteur Hans Ströbitzer in der Dachmarke „Niederösterreichische Nachrichten“ (NÖN) zusammengeführt wurden.

Herausgeberin: Lokales oft wichtiger als Globales

Getreu dem ursprünglichen Blattmotto fühlt man sich auch heute noch der Wahrheit und der regionalen Information verpflichtet: „Wenn vor Ihrer Haustüre zum Beispiel eine neue Schnellstraße geplant wird, die dann direkt an Ihrem Gartenzaun vorbeiführt, wird Sie das wahrscheinlich mehr aufregen als der Rücktritt oder die Neuwahl eines amerikanischen Präsidenten“, führte NÖN-Herausgeberin Gudula Walterskirchen beim Jubiläum aus. Weil lokale Nachrichten „das unmittelbare Lebensumfeld der Menschen“ berühren könnten, seien sie ihrer Überzeugung nach „teilweise von viel größerer Brisanz als das, was in der großen weiten Welt passiert.“

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Geändert haben sich in eineinhalb Jahrhunderten vor allem die Verbreitungswege - Stichwort Internet. So arbeitet man auch bei einer Wochenzeitung mittlerweile tagesaktuell. Entscheidend sei, „dass das Wechselspiel von Online und Print funktioniert“, so Daniel Lohninger, der gemeinsam mit Walter Fahrnberger die Redaktion leitet. „Zum Beispiel muss der aktuelle Unfall in der Mariazellerstraße natürlich sofort online gestellt werden. Der Bericht, warum der Bürgermeister zurückgetreten ist, kann und soll aber in der Printausgabe vorkommen, weil hier auch eine entsprechende Recherche notwendig ist“, führte Lohninger aus.

Reichhaltige Anekdoten-Sammlung

Zahllose Anekdoten haben sich in der langen Zeit des Bestehens angesammelt. Vor vielen Jahren habe etwa eine Praktikantin die Redaktion damit erstaunt, dass sie den Recherche-Rundruf bei den Gendarmerieposten viel schneller erledigte als erfahrene Kollegen. „Wir haben uns das nicht ganz erklären können, bis ein Gendarmeriekommandant angerufen hat und gesagt hat: Bitte erklären Sie der Kollegin den Unterschied zwischen einem Notruf und einer normalen Telefonnummer“, erinnerte sich Anton Johann Fuchs, der die Redaktion in den Jahren 1983 bis 1997 geleitet hatte.

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Derzeit erscheinen die Niederösterreichischen Nachrichten in 28 regionalen Ausgaben. Laut Informationen der Zeitung lesen diese drei von vier Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher zumindest gelegentlich. Die Basis dafür wurde ohne Zweifel bereits vor 150 Jahren gelegt.

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