Der Semmering erfindet sich neu

Die glorreichen Zeiten des Semmerings als Sommerfrische sind seit Jahrzehnten vorbei, zurückgeblieben sind strukturelle Probleme, allen voran eine laufende Abwanderung. Jetzt haben die Einwohner deshalb die Initiative ergriffen.

Die Gemeinde Semmering (Bezirk Neunkirchen) hat nur noch 550 Einwohner, in den vergangenen 25 Jahren ist mehr als ein Viertel abgewandert. Eine besondere Herausforderung aber ist die Zahl der Zweitwohnsitzer, denn sie ist mit 1.200 nämlich mehr als doppelt so hoch. Für diese erhält die Gemeinde keine Ertragsanteile, also Geld aus dem Steuertopf, muss aber die Infrastruktur bereitstellen, was vor allem im Winter eine Herausforderung darstellt.

Dazu kommt, dass mitten durch den Ort die Landesgrenze zur Steiermark verläuft und unter anderem das Feuerwehrdepot und auch der Zielraum der Ski-Weltcup-Piste auf steirischem Boden liegen. Und nicht zuletzt gehören einige Leitbetriebe, allen voran die Bergbahnen und auch das Grand Hotel Panhans, einer ukrainischen Investorengruppe, die alles kaufte, als in den vergangenen Jahren ein Betrieb nach dem anderen Insolvenz angemeldet hatte.

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Mit der Initiative „Zukunft Semmering“ sollen neue Ideen erarbeitet werden

Erneuerung soll von innen kommen

Unter diesen herausfordernden Bedingungen begann im Vorjahr ein Prozess gemeinsam mit der Aktion „Gemeinde 21“ des Landes Niederösterreich. Die Gemeinde und die Einwohnerinnen und Einwohner starteten einen Nachdenkprozess, welche Problemfelder sich auftun und wie dagegen anzukämpfen ist. Die Initiative nennt sich „Zukunft Semmering“ und erfreut sich hohen Interesses unter der Bevölkerung, sowohl bei einer Fragebogenaktion als auch bei ersten Zusammenkünften.

Ein Kernteam bildete sich, dessen Sprecherin Katharina Hanl-Schubernigg ist. Sie möchte die Initiative nicht an Problemen aufhängen, sondern an Chancen, die sich am Semmering bieten und die jetzt erarbeitet werden sollen, sagt sie. Unterstützt wird der Prozess von der Landesagentur „NÖ Regional“, monatlich finden Besprechungen des Kernteams statt, um die wichtigsten Themen herauszuarbeiten.

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Baugründe hier zu schaffen ist kein leichtes Unterfangen

Neue Baugründe im Weltkulturerbe

Erste Ergebnisse betreffen die Einwohner- und die Verkehrssituation. Es sollen Angebote für junge Menschen geschaffen werden, auf dem Semmering bauen zu können, was topografisch herausfordernd und mitten im Weltkulturerbe auch rechtlich schwierig ist.

„Schon seit vielen Jahren wird von der Gemeinde versucht, Baugründe zu widmen, jetzt beginnt erstmals Bewegung in diese Bemühungen zu kommen“, zeigte sich Bürgermeister Horst Schröttner (ÖVP) im Gespräch mit noe.ORF.at erfreut. Es sollen auch Analysen der Verkehrs- und Parkplatzsituation erarbeitet werden, um neue Perspektiven im Verkehrsgeschehen zu finden. So wird beispielsweise die Hochstraße von der Passhöhe vorbei am Hotel Panhans generalsaniert.

All das seien nur erste Schritte, hieß es von der Gruppe „Zukunft Semmering“, der Prozess werde Jahre dauern. Es müssen auch die ukrainischen Investoren dafür interessiert werden. Das sei ein wichtiger nächster Schritt, meinte der Bürgermeister, der zwar die Zusammenarbeit mit den Ukrainern lobt, eine Verbindung mit dem Erneuerungsprozess in der Gemeinde gebe es aber noch nicht. Im nächsten Jahr feiert der Semmering sein 100-jähriges Bestehen als Gemeinde. Bis dahin will das Team erste konkrete Pläne für die Zukunft dieses so berühmten Berges vorstellen.

Robert Salzer, noe.ORF.at

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