Kika/Leiner: Betriebsräte hoffen auf Infos

Nach der Vertragsunterzeichnung für die Möbelhandelsketten Kika und Leiner durch Rene Benko und seine Signa-Gruppe heißt es für etwa 5.500 Beschäftigte vorerst aufatmen. Noch ist aber nicht klar, ob Standorte geschlossen werden.

„Wir sind sehr froh, dass eine Vertragsunterzeichnung zustande gekommen ist und hoffen, zeitnah ausführliche Informationen zu bekommen. Für uns ist natürlich von großer Bedeutung, dass wirklich alle Standorte und damit die Arbeitsplätze erhalten bleiben“, wird Sonja Karner, Betriebsratsvorsitzende bei Kika, in einer schriftlichen Stellungnahme zitiert, die der Austria Presse Agentur (APA) übermittelt worden ist.

Kika und Leiner schreiben Verluste

Leiner-Betriebsrat Karl Vogl wird sich nach eigenen Informationen nächste Woche mit Kika/Leiner-Chef Gunnar George treffen, um weitere Informationen zu bekommen. Vogl zeigte sich im Gespräch mit der APA aber zuversichtlich: „Ich glaube nicht, dass er (Benko, Anm.) etwas kauft, um dann zuzusperren.“ Zudem sei kika/Leiner eine Qualitätsmöbelkette, bei der „hochqualifiziertes Personal wesentlich ist, und das wird auch der neue Eigentümer erkennen“, gab sich Vogl zuversichtlich, dass es keinen Personalabbau geben wird.

Vogl räumte aber ein, dass Umstrukturierungen kommen müssen. Freie Flächen könnten künftig anders genützt werden, etwa für branchenfremde Produkte. Schon jetzt gebe es im Möbelhandel nicht nur Möbel, sondern auch Elektroartikel. „Man muss ja nicht 40 Küchen ausstellen, es reichen auch 25“, sagte Vogl. So könnte man die Produktivität steigern. Auch dem Thema Internet werden sich die Ketten verstärkt stellen müssen.

In der Börsenmitteilung von Steinhoff vom Freitag wird Firmenchef Danie van der Merwe zitiert, dass Kika und Leiner Verluste machen und „signifikante“ Investitionen brauchen, um den Turnaround zu schaffen. Bereits im März beschloss das Unternehmen, vier Standorte zu schließen: zwei Lipo-Märkte, eine Kika-Filiale und ein Möbelhaus von Leiner.

Zusammenschluss bereits angemeldet

Unterdessen drücken Rene Benko bzw. seine Signa Retail nach der Vertragsunterzeichnung aufs Tempo: Der Zusammenschluss wurde bereits am Freitagnachmittag, bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) angemeldet. „Aufgrund der Dringlichkeit hat das für uns Priorität und wir werden eine schnelle Prüfung sicherstellen“, sagte BWB-Chef Theodor Thanner zur APA.

Die Behörde habe sich bereits auf den Zusammenschluss vorbereitet und werde unverzüglich mit der Prüfung beginnen. Der beabsichtigte Erwerb betrifft sowohl die operativen Gesellschaften als auch die Immobiliengesellschaften von Kika und Leiner in Österreich, der Slowakei, Tschechien und Ungarn. Mit Widerstand der Behörden wird nicht gerechnet, da Signa bisher nicht im Möbelhandel tätig ist.

Signa übernimmt das operative Geschäft der beiden Möbelketten zu einem symbolischen Betrag. Anders ist das mit den Immobilien, in denen Kika und Leiner eingemietet sind. Eigentümerin der Objekte ist die Steinhoff-Tochter Hemisphere. Es geht um 46 Immobilien in Österreich und 22 in Osteuropa. Die Objekte werden laut Aussendung von Steinhoff nach aktuellem Stand (Bilanz vom 30. Juni 2018) mit 490 Mio. Euro bewertet.

Weitere Bilanzprüfungen geplant

Rechnet man den Kaufpreis von 490 Mio. Euro für die Immobilien und einen Sanierungsbeitrag von über 100 Mio. Euro zusammen, so lässt sich Signa den Deal über 600 Mio. Euro kosten. Allerdings finden noch weiter Bilanzprüfungen statt. Je nachdem wie diese ausfallen, könnte Signa das ganze Immobilienpaket oder auch nur Teile davon kaufen, oder entscheiden, Kika und Leiner lediglich mit Mietverträge fortzuführen. Frist für die Grundsatzentscheidung über den Kauf der Immobilien ist der 15. August, hieß es am Freitag in der Aussendung von Steinhoff.

Das Closing des Immobiliendeals soll keinesfalls vor dem 30. September erfolgen. Sollte es aber bis inklusive 2. Jänner 2019 zu keinem Abschluss kommen, können beide Seiten vom Verkauf der Immobilien zurücktreten. Währenddessen sollten am Freitag die Verträge mit dem Warenkreditversicherer unterzeichnet und alle Lieferanten noch am Abend per Brief informiert werden.

Anfang Juni hatte der deutsche Versicherer Euler Hermes entschieden, etwaige Forderungsausfälle für Kika/Leiner-Lieferanten nicht mehr abzusichern. Der Rückzug von Euler Hermes hatte Kika/Leiner neben der Krise der Konzernmutter Steinhoff zusätzlich unter Druck gebracht. Aufgrund der finanziell angespannten Lage verkaufte Steinhoff die heimische Möbelkette in einer Notaktion an Signa und verhinderte damit eine Pleite.

Urlaubsgeld wird ausbezahlt

Auch die Ende Juni fälligen Urlaubsgelder für die rund 5.000 Mitarbeiter in Österreich können zeitgerecht ausgezahlt werden, bestätigte der Kika/Leiner-Chef. Aufatmen dürfen neben den Beschäftigten auch die etwa 36.000 Kunden, die laut „Trend“ etwa 40 Mio. Euro an Anzahlungen für Küchen, Wohnlandschaften und Co. geleistet haben.

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