Magere Getreideernte wegen Trockenheit

Die Getreideernte hat in Niederösterreich heuer so früh wie noch nie begonnen und soll Mitte Juli bereits abgeschlossen sein. Wegen des heißen Frühlings und der langen Trockenheit wird die Erntemenge aber unterdurchschnittlich sein.

Mit fast 1,6 Millionen Tonnen Getreide dürfte die heurige Getreideernte in Niederösterreich zwar besser ausfallen als im Vorjahr, aber noch immer unter dem langjährigen Durchschnitt bleiben. Der Fünf-Jahres-Durchschnitt liegt in Niederösterreich nämlich bei fast 1,8 Millionen Tonnen. Im vergangenen Jahr waren es knapp 1,4 Millionen Tonnen Getreide, die geerntet wurden - Getreideernte mit Rekordrückgang (noe.ORF.at; 28.9.2017).

Das Besondere an der Ernte 2018 ist der frühe Zeitpunkt. In der aktuell trockenen und heißen Wetterphase soll die Haupternte bis Mitte Juli abgeschlossen sein, in früheren Jahren begann zu diesem Zeitpunkt erst die Ernte. Die Getreidepflanzen sind heuer viel schneller gewachsen als gewohnt. Der Vegetationsvorsprung reicht von zwölf Tagen an der ungarischen Grenze bis zu 18 Tagen im oberen Waldviertel.

Regen kam vielerorts zu spät

Je nach Bundesland gab es im laufenden Jahr aber zu viel oder zu wenig Niederschlag. In Niederösterreich herrscht in vielen Regionen, vor allem im Wald- und Weinviertel, seit dem Winter eine ungewöhnlich lange Trockenheit. Laut Landwirtschaftskammer fielen etwa im April im Wald- und Weinviertel stellenweise nur 15 Prozent der durchschnittlichen Regenmenge. In Allentsteig (Bezirk Zwettl) beispielsweise fielen im gesamten Monat April nur sechs Millimeter Regen. Auch der Monat Mai sei in weiten Teilen Niederösterreichs viel zu trocken gewesen, heißt es. Erst im Juni gab es dann die ersehnten Niederschläge. Dazu kam, dass die Monate April, Mai und Juni viel zu warm waren.

Ernte, Weizen

ORF

Wegen der hohen Frühjahrstemperaturen und der Trockenheit in den Wachstumsmonaten rechnet man seitens der Landwirtschaftskammer bestenfalls mit einer durchschnittlichen Getreideernte. Die Niederschläge seien nämlich vielerorts zu spät gekommen, heißt es. Laut Schätzungen dürften vor allem die Erntemengen beim Weichweizen unterdurchschnittlich ausfallen (17 Prozent unter dem Durchschnitt). Dieser ist die mit Abstand wichtigste Getreidekultur in Niederösterreich.

Bei der Sommergerste wird man voraussichtlich sogar 28 Prozent unter dem Durchschnitt liegen. Diese wird vor allem im Wein- und Industrieviertel angebaut. Eine Ernte, die über dem Fünf-Jahres-Durchschnitt liegt, erwartet man derzeit nur bei Hartweizen, Wintergerste und Triticale. In Summe dürfte die Getreideernte um etwa zehn Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt liegen.

Niedrige Preise machen Bauern zu schaffen

Die heimischen Getreidebauern müssen trotz geringerer Erntemenge 2018 mit relativ niedrigen Getreidepreisen rechnen. An der Pariser Warenterminbörse Euronext kostet eine Tonne Weizen aktuell rund 186 Euro, an der Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien lag der Preis für eine Tonne Premiumweizen zuletzt bei 185 Euro. Die weltweiten Getreide-Lagerbestände sind hoch und dämpfen damit die Preise. In den vergangenen zehn Jahren hat der Weizenpreis eine Berg- und Talfahrt erlebt und pendelte zwischen 140 und 280 Euro. Eine schlechte Ernte in einem großen Anbaugebiet - etwa USA oder Ukraine - kann den Weltmarktpreis für Getreide aber schnell wieder in die Höhe schießen lassen.

Weizen Ernte Mähdrescher

APA/Helmut Fohringer

Der Chef der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer, Hermann Schultes, rechnet nicht mit einem besonderen Anstieg der Getreidepreise. Die Aussichten seien „nicht so, dass wir besonders gute Perspektiven haben“ und der Klimawandel sei in der Land- und Forstwirtschaft angekommen. „Jetzt geht es darum, sich auf die veränderten Rahmenbedingungen einzustellen.“

Der seit Mitte Mai amtierende Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Josef Moosbrugger, sieht viele Herausforderungen für die heimischen Ackerbauern. Moosbrugger ortet „einen Druck der internationalen Märkte bei gleichzeitig steigenden Ansprüchen der Gesellschaft, der Politik, der Umwelt, der Wirtschaft“. Viele Bauern würden ihre Betriebe gerne „ökologisch und ökonomisch gesund an die nächste Generation weitergeben“, so der oberste Bauernvertreter am Donnerstag.

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