Arbeitslose werden Lkw-Fahrer

In Niederösterreich wird dringend Berufskraftfahrer-Nachwuchs gesucht. Ein österreichweites Pilotprojekt bietet ab jetzt jungen Arbeitslosen die Chance einer verkürzten Ausbildung zum Lehrberuf Kraftfahrer.

Karl Gruber betreibt in seinem Speditions- und Transportunternehmen in St. Pölten 26 Lkw. Er spricht von der dauernden Herausforderung, Fahrer zu finden. Drei würde er sofort anstellen, denn die Wirtschaft brummt und die Aufträge werden mehr: „Neue Lkw zu kaufen ist nicht das Problem. Das Problem ist, sie mit kompetenten Fahrern zu besetzen.“

Gruber setzt große Hoffnungen in ein Projekt, das gemeinsam von Wirtschaftskammer, AMS und Arbeiterkammer am Dienstag vorgestellt wurde. Die „Berufslenker Akademie“, die im Herbst startet, richtet sich an arbeitslose Männer und Frauen zwischen 20 und 25 Jahren, die keinen Lehrabschluss haben. Ihnen sollen neue Perspektiven geboten werden.

Lehrabschluss in der halben Lehrzeit

Der Lehrgang wurde gemeinsam von Transportwirtschaft und Gewerkschaft „vida“ ausgearbeitet und bietet – wie Arbeiterkammer-Präsident Markus Wieser betont – „eine qualitativ hochwertige Ausbildung, absolut kein Schnellsiedekurs“.

Die „Akademie“ soll den Lenkerberuf wieder attraktiver machen. Die Grundidee basiert auf der von der Regierung beschlossenen Ausbildungsgarantie bis 25. Im Rahmen der „Berufslenker Akademie“ hätten nun junge Erwachsene die Möglichkeit, in der halben Lehrzeit, d.h. längstens innerhalb von 18 Monaten, den Lehrabschluss als Berufskraftfahrer zu absolvieren, erläuterte AMS-Landesgeschäftsführer Sven Hergovich. Während der Ausbildungszeit trägt der jeweilige Betrieb die Ausbildungskosten von 400 Euro pro Monat und das AMS die Lebenshaltungskosten, die Auszubildenden bleiben also beim AMS angemeldet.

Ende Juni 449 freie Stellen gemeldet

Den Angaben vom Dienstag zufolge ist im Güterbeförderungsgewerbe die Situation am Arbeitskräftemarkt „derzeit alles andere als rosig“. Ende Juni seien in Niederösterreich 449 freie Stellen für Kraftfahrer gemeldet gewesen, um 31,7 Prozent mehr als im Vergleichsmonat des vergangenen Jahres. Diesem Stellenangebot stünden 1.389 Lenker gegenüber, die beim Arbeitsmarktservice (AMS) im Bundesland jobsuchend vorgemerkt seien.

Allerdings: Mehr als die Hälfte (52 Prozent) von ihnen sei 50 Jahre oder älter. 39,2 Prozent hätten gesundheitliche Probleme „oder es gibt andere Gründe, die eine Vermittlung in diese Branche verhindern“, so das AMS. Wirtschaftskammer-Präsidentin Sonja Zwazl spricht von einer bevorstehenden Pensionierungswelle, die auf die Transportwirtschaft zukomme. Denn nur 28 – also zwei Prozent – der jobsuchenden Lenker seien 25 Jahre oder jünger. Die Berufslenker-Akademie soll dafür sorgen, dass in den kommenden drei Jahren 100 junge Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer ausgebildet werden.

Robert Salzer, noe.ORF.at