Ex-Bürgermeister schlägt Eintritt für Wachau vor

Mit dem Vorschlag, eine Art Eintrittsgeld für die Wachau zu verlangen, sorgt der vor Kurzem zurückgetretene Bürgermeister von Melk für Aufsehen. Das berichteten die „NÖN“. In den Welterbegemeinden reagiert man zurückhaltend.

Die Wachau lockt nicht nur während der Marillenblüte im Frühjahr Tausende Touristen an. Gerade jetzt im Sommer kommen viele mit dem Schiff oder dem Rad. Einer der Hotspots der Tourismusströme ist Dürnstein (Bezirk Krems). In kaum einer anderen Gemeinde liegen Freud und Leid des Tourismus so nahe beieinander wie hier. Die Stadt zählt knapp 900 Bewohner und etwa eine Million Touristen jährlich.

Befragung in Dürnstein soll Daten liefern

Dürnstein ist deshalb auch der Mittelpunkt einer großangelegten Erhebung, die vom Verein Welterbegemeinden Wachau, einem Zusammenschluss aller Bürgermeister der Wachau, ausgeht. Laut dem Spitzer Bürgermeister Andreas Nunzer (ÖVP), der auch Vorsitzender der Welterbegemeinden Wachau ist, geht es bei den Befragungen, die bis Mitte Oktober laufen, vor allem darum, Daten zu erheben, wie viele Touristen, wann und wie nach Dürnstein kommen. Auf Basis dieser Daten will man dann Maßnahmen für die ganze Wachau treffen.

Dürnstein

Donau Niederösterreich/www.extremfotos.com

Wo liegen die Probleme, wo die Vorteile, welche finanziellen Leistungen müssen die Gemeinden erbringen und was lukrieren die Gemeinden aus dem Tourismus? Auf all diese Fragen erhofft sich Nunzer antworten. Bei der aktuellen Diskussion geht es nämlich vor allem darum, dass der Tourismus den Gemeinden in der Wachau nicht nur Einnahmen bringt, sondern diese auch viel kostet. Schließlich müssen die Gemeinden Infrastruktur wie etwa Radwege, Parkplätze und auch Toiletten erhalten.

Ex-Bürgermeister regte Diskussion um Gebühren an

Geht es nach dem ehemaligen Melker Bürgermeister Thomas Widrich (ÖVP) könnte deshalb eine Art Eintrittsgeld für die Wachau eingeführt werden. Widrich trat vor wenigen Tagen zurück, sorgte mit diesem Vorschlag, über den die „Niederösterreichischen Nachrichten“ („NÖN“) berichten, nun aber für Aufhorchen. „Eintrittsgelder gibt es in ganz Österreich für alle Attraktionen. Damit wird nicht unbedingt Gewinn gemacht, sondern es dient dazu, diese Naturdenkmäler auch zu erhalten. Und hier geht es ja um etwas Ähnliches“, sagte er im Gespräch mit noe.ORF.at.

Marillenblüte in Dürnstein

APA/Pfarrhofer

Vor allem während der Marillenblüte kommen Tausende Touristen

Auslöser des Vorstoßes aus Melk ist nicht zuletzt eine Brücke in der Stadt, die über den Donauarm führt und neu gebaut werden muss. Dafür braucht die Gemeinde finanzielle Mittel. Weil jeder, der mit einem Flusskreuzfahrtschiff nach Melk kommt und in die Wachau möchte, diese Brücke passieren muss, könnte hier eine Art Benützungsentgelt verlangt werden. Wie man sonst eine Art „Eintritt“ für die Wachau verlangen könnte, dafür hat Widrich verschiedene Ideen. „Es gibt zum Beispiel die Niederösterreich-Card für ganz Niederösterreich, aber es kann ja auch eine Wachau-Card geben für die Region“, sagte er.

Überlegungen stellt er aber auch hinsichtlich einer Erhöhung der Nächtigungstaxe bzw. einer Gebühr für Schiffspassagiere an. Es gehe jedenfalls darum, einen Betrag zur Verfügung zu haben, damit die Infrastruktur in der Wachau entsprechend gepflegt werden kann, sagte der Ex-Bürgermeister: „Bei uns geht es darum, dass wir ein Schifffahrtszentrum, eine Verweilzone zu errichten haben, wo die Menschen das erste Mal als Touristen Niederösterreich betreten. Es geht um Radwege, um Rastplätze, um Toilettenanlagen, um Wegegestaltung – also die Infrastruktur, die für den Touristen, aber auch für die Menschen, die bei uns wohnen, notwendig ist.“

Zurückhaltung bei Welterbegemeinden Wachau

Beim Verein der Welterbegemeinden Wachau zeigt man sich, was die Einführung von Gebühren betrifft, zurückhaltend. Im Kreise der Bürgermeister sei zwar auch die Steigerung der finanziellen Mittel besprochen worden, sagte der Vorsitzende Nunzer, aber man habe sich zunächst eben auf die Erhebung geeinigt. Gebühren sieht er als „allerletztes Mittel“: „Gebühren können nicht von den Gemeinden alleine erhoben werden, hier brauchen wir das Land und hier müssen wir gemeinsam arbeiten“, sagte er. Fix ist aber, dass die Wachau-Gemeinden gemeinsam an einem Strang ziehen wollen, um die Tourismusströme künftig besser zu lenken.

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