Paulus Manker spielt Karl Kraus

In der Serbenhalle in Wiener Neustadt bringt Paulus Manker „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus zur Aufführung. Am Samstag ist Premiere. 75 Szenen an insgesamt 23 Standorten werden gespielt.

Unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges schrieb Karl Kraus in den Jahren 1915 bis 1922 „Die letzten Tage der Menschheit“. Kraus schreibt im Vorwort, das Stück „sei einem Marstheater zugedacht“. Wegen seiner enormen Anforderungen ist es noch nie aufgeführt worden, jedoch gehört es zu den großen Schätzen und Werken des Welttheaters.

Paulus Manker

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Der Zug fährt zu Beginn der Aufführung in die Serbenhalle ein

In der Serbenhalle „wechselt man den Planeten“

Das Werk von Kraus umfasst insgesamt 220 Szenen, auf Straßen, in Kaffeehäusern, Ministerien, Schlafzimmern, Kirchen, Bahnhöfen und einigen anderen Schauplätzen. Seit vier Jahren arbeitete Schauspieler und Regisseur Paulus Manker an seiner Theaterfassung des Mammut-Werks. „Es ist ja ein Monumentaldrama, es hat 220 Szenen, 800 Rollen. Das wurde noch nie komplett aufgeführt. Da muss man sich schon richtig vorbereiten, dass man das stemmt. Der Autor meinte ja, das Stück kann überhaupt nicht aufgeführt werden und ist für ein Marstheater vorgesehen, also für einen anderen Planeten. Wenn Sie also zu uns kommen, dann wechseln Sie den Planeten“, so Manker.

Das Werk beschreibt die Absurdität des Krieges und den Untergang der Habsburgermonarchie. Mit Witz und Ironie entlarvt Kraus Doppelmoral und Korruption, zeigt die Auswüchse von Patriotismus und Nationalismus und sucht dafür auch die Schuldigen. „Fake-News ist ein Wort, dass es damals nicht gab, aber das Faktum gab es. Der ganze Erste Weltkrieg hat mit Fake-News begonnen, weil die Zeitungen behauptet haben, die Serben haben auf die österreichischen Truppen geschossen. Daraufhin hat Kaiser Franz Joseph die Kriegserklärung unterschrieben. Es war aber nicht wahr, es war Fake-News“, sagt Regisseur Manker.

„Gleichzeitigkeit“ an 23 Schauplätzen

Bei „Die letzten Tage der Menschheit“ gibt es laut Manker noch mehr Gleichzeitigkeiten als bei „Alma“. An 23 Schauplätzen in und rund um die Serbenhalle wird gespielt. „Diese Gleichzeitigkeit kann man durchwandern und die Szenen hautnah miterleben“, sagt Manker. Die Theatervorstellung beginnt um 18.00 Uhr und dauert mit allen Programmpunkten, also auch mit Essen und Trinken, bis weit nach Mitternacht.

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Paulus Manker will 2019 das gesamte Kraus-Werk aufführen

Den Theatermacher verfolgt der Gedanke, dass er im nächsten Jahr das gesamte Werk von Kraus mit allen 220 Szenen aufführen möchte. Manker spricht von einem „olympischen Gedanken“ und dass es das noch nie gegeben hätte. Am 25. August in diesem Sommer gibt es jedenfalls die 500. Vorstellung von „Alma“ und davor wird Paulus Manker in der Serbenhalle heiraten.

Benedikt Fuchs, noe.ORF.at

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