Kulturfestival verbindet Grenzstädte

Gemeinsam veranstalten die Städte Gmünd und Ceske Velenice (Tschechien) Ende Juli das Festival „Übergänge - Prechody“. Im Gedenkjahr 2018 sind die Themen des Festivals der Prager Frühling und die Rolle der Kunst im Widerstand.

„Die Städte Gmünd und Ceske Velenice stellen einen der spannendsten Plätze Europas dar. Kaum anderswo ist die Geschichte des vorigen Jahrhunderts so sichtbar, sind Verbindendes und Trennendes so spürbar wie hier am Berührungspunkt von Ost- und Westeuropa“, sagte Organisator Thomas Samhaber.

Ursprünglich war das Festival, das heuer von 26. bis 29. Juli stattfindet, als einmalige Veranstaltung im Rahmen des tschechischen EU-Beitritts 2004 geplant. Der Besucherandrang war aber so groß, dass es seitdem alle zwei Jahre über die Bühne geht. Beim letzten Mal zählte das tschechisch-österreichische Fest rund 10.000 Gäste.

Die Plastic People of the Universe formierten sich 1997 neu.

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Die Plastic People of the Universe in ihrer aktuellen Zusammensetzung

Veranstalter Samhaber ist stolz, dass „Übergänge - Prechody“ ein unabhängiges Festival ist: „Wir sind ein kleiner Verein, alle arbeiten ehrenamtlich. Beim Eintritt bitten wir um eine freiwillige Spende, damit es auch keine ‚finanziellen‘ Grenzen gibt. Wir wollen eine Plattform sein für all jene Menschen, die engagiert sind und Grenzen überschreiten.“ Zwischen den zehn verschiedenen Spielorten fährt heuer ein Oldtimerbus aus dem Jahr 1968. Die Geschehnisse vor 50 Jahren bilden auch die Grundlage für das Kulturfest.

40 Veranstaltungen in vier Tagen

Bei „Übergänge – Prechody“ wird die Niederschlagung des Prager Frühlings der heiteren Aufbruchsstimmung in Österreich gegenübergestellt. Sichtbar wird das in Ausstellungen, Installationen, Theaterstücken, Kinofilmen und Konzerten. Höhepunkt ist der Auftritt der tschechischen Band Plastic People of the Universe am Freitag, dem 27. Juli, in Ceske Velenice.

Den Künstlern wurde 1970 von staatlichen Gremien die Lizenz als Profimusiker entzogen, sie mussten ihre Instrumente abgeben und erhielten ein Berufs- und Auftrittsverbot. Daraufhin spielten sie im Untergrund. Wegen eines illegalen Konzertes verbüßten sie eine mehrjährige Haftstrafe. Nach dem Zerfall der Tschechoslowakei formierte sich die Band neu. „Es wurden viele Kreative in den Untergrund gedrängt. Die Rockgruppe (Plastic People of the Universe, Anm.) war ein wesentlicher Akteur der tschechischen Protestbewegung“, erzählte Veranstalter Samhaber.

Historiker und Zeitzeugen

Eines der Gründungsmitglieder, Jiri Kabes, wird bei der Podiumsdiskussion „Konferenz 1968“ am Freitag, dem 27. Juli, seine Erfahrungen schildern. Vorträge gibt es bei der Konferenz im Kulturzentrum Fenix von Michaela Stoilova, Institut für Totalitarismusforschung, und Pavel Stourac, Intendant der Theatergruppe Divadlo Continuo.

Karen Schlimp zeigt "Pianomobile"

Übergänge – Přechody

Karen Schlimp fährt Freitagnachmittag mit ihrem „mobilen Piano" vom Gmünder Schlosspark nach Ceske Velenice, Sidliste. Am Samstag geht es retour.

Stourac hat sich für das Stück „NOON“ (Freitag, 27., und Samstag, 28. Juli) jenen Menschen gewidmet, die 1968 in Moskau gegen den Einmarsch der Warschauer Truppen in die Tschechoslowakei demonstrierten. Die Theatergruppe hat Protestierende von damals und ihre Nachfahren ausfindig gemacht, um den Lebensweg dieser Menschen nachzuzeichnen. Dabei entstanden sei ein „Stück von zeitloser Aktualität, in ergreifenden Bildern“.

In Gmünd wird hingegen die „heitere Aufbruchsstimmung“ Österreichs in den 1960er Jahren wiedergegeben. Dazu zählen Konzerte der hiesigen Eisenbahnermusikkapelle, der Purple Souls und von The Beatles Revival am Samstag, dem 28. Juli.

Mit dem Fahrrad über die Grenze

Den Grundgedanken des Festivals setzt schließlich die Improvisationskünstlerin Karen Schlimp mit ihrem „Pianomobile“ um: Während sie Klavier spielt, wird das Instrument per Fahrrad von Gmünd nach Ceske Velenice über die Grenze transportiert. Während der Fahrt gibt es Zwischenstopps mit spontanen Musikeinlagen.

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