Kamp-Kraftwerk erneut in der Kritik

Das von der EVN betriebene Wasserkraftwerk bei Rosenburg am Kamp (Bezirk Horn) ist erneut in die Kritik geraten. Eine Studie untersuchte den Zustand europäischer Flüsse und empfahl, alte Staustufen abzubauen.

Das Kamptalkraftwerk wurde 1905 gebaut und befindet sich im Besitz der EVN. Das Hochwasser im Jahr 2002 richtete große Schäden an, die notdürftig behoben wurden. Um die Effizienz zu steigern, bemüht sich die EVN seit einiger Zeit, die Staustufen zu erneuern. Die Staumauer soll dazu um 1,6 Meter angehoben werden, die rückgestaute Fläche würde sich somit um 300 Meter - auf etwas mehr als einen Kilometer - ausdehnen. Zudem ist eine Eintiefung des Kamp geplant.

Staustufe am Kamp

EVN

Die EVN will die Staustufe erneuern und die Mauer etwas anheben

Die Natur- und Umweltschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) fordert hingegen einen Abbau der alten Staustufe, wie es auch die aktuelle Studie empfiehlt. Es wäre eine einmalige Chance und ein großes Potenzial für die Natur, dem Fluss drei Kilometer natürliche Fließstrecke zurückzugeben, sagt WWF-Flussexperte Gerhard Egger.

Dieser Ansicht widerspricht die EVN. Der Abbau und der Entfall der Energieerzeugung würden drei Millionen Euro kosten. Der Abbau würde außerdem der Natur nicht viel bringen, weil flussabwärts weiterhin einige private Staustufen bestehen blieben.

Staustufe am Kamp

EVN

So sieht die geplante neue Staustufe aus

Doch derzeit wird das 400 Aktenordner umfassende Projekt einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen. Alle Einsprüche werden nun im Verfahren geprüft, heißt es. Das Energieversorgungsunternehmen EVN muss die Entscheidung der Behörden abwarten, bevor klar ist, was und wie gebaut werden kann oder ob das Projekt verworfen werden muss.

Diskussion um Energie aus Wasserkraft

Eine am Freitag veröffentlichte Studie von „Dam Removal Europe“ sieht alleine durch die Entsorgung von baulichen Altlasten großes Potenzial, um die Gewässerqualität in Europa zu verbessern und zugleich neuen Lebensraum für Natur und Mensch sicherzustellen. Sanierungsmaßnahmen dieser Art seien überfällig. Laut EU-Umweltagentur sind 60 Prozent der europäischen Gewässer in keinem guten Zustand. Die Natur- und Umweltschutzorganisation WWF hat auch in Österreich mehrere Flussstrecken ausgemacht, die unnötig hoher Belastung ausgesetzt sind. Unrentable und stillgelegte Wasserkraftwerke müssten deshalb rückgebaut werden.

Die EVN vertreten - im Fall des Kraftwerkes am Kamp - jedoch den Standpunkt, dass es besser sei, einen bestehenden Standort zu optimieren, statt neue Anlagen zu bauen, denn der Strom werde gebraucht. Die Kleinwasserkraftwerke der EVN erzeugen Öko-Strom für rund 37.000 niederösterreichische Haushalte. Die EVN rechnet beim Kraftwerk am Kamp mit einer Genehmigungsverhandlung Mitte 2018.

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