Lebendige Kammermusik seit 40 Jahren

Seit 40 Jahren bewegt das Kammermusikfestival „Allegro Vivo“ im Waldviertel die österreichische und internationale Festivallandschaft. Heuer lautet das Motto „Klang verbindet“. Am Sonntag fand das feierliche Eröffnungskonzert statt.

Die Bühne in der Bibliothek des Stifts Altenburg (Bezirk Horn) gehörte am Sonntagnachmittag der Academia „Allegro Vivo“ unter ihrem künstlerischen Leiter Vahid Khadem Missagh. Beim Eröffnungskonzert der Jubiläumssaison gab es etwa Edvard Griegs Suite „Aus Holbers Zeit“ und Tschaikowskis „Souvenir de Florence“ zu hören. Zudem gab es mit dem Violinkonzert von Tristan Schulze eine Uraufführung, die mit teils indischer Musik einen Vorgeschmack auf einige Reisen des Sommers 2018 bei „Allegro Vivo“ geboten hat.

Kammermusik wurde wieder modern

„Allegro Vivo“ - kein anderer Name könnte den Charakter des Festivals perfekter ausdrücken. Die verbindende Kraft der Musik, geistige Bewegung und musikalische Kommunikation, dafür steht das größte Kammermusikfestival Europas. „Allegro Vivo“ wurde im Jahr 1979 vom Geiger und Dirigenten Bijan Khadem-Missagh gegründet, zu einem Zeitpunkt, als Kammermusik alles andere als populär war. Aber der junge Musik beschloss vor 40 Jahren, die Tradition Beethovens und Schuberts fortzuführen.

Bijan Khadem Missagh

ORF

38 Jahre lang leitete Bijan Khadem-Missagh das Kammermusikfestival

Bijan Khadem-Missagh war damals bereits Konzertmeister des niederösterreichischen Tonkünstler Orchesters und wollte sich auch persönlich weiterentwickeln. Was er damals wohl keineswegs ahnen konnte, war die rasante Weiterentwicklung des Festivals, Kammermusik wurde plötzlich zum Publikumsmagneten im Waldviertel. Mit der Kombination aus Konzerten, Meisterkursen, Jugendförderung und Kursen für Kinder und Eltern entwickelte sich „Allegro Vivo“ bald zu einer internationalen Institution. Nach und nach wurde das gesamte Waldviertel in das Konzertgeschehen des Festivals einbezogen. Diese konzeptionierte Einbindung von etwa 30 Spielstätten mit deren Akustik wurde zum Markenzeichen des Festivals.

Jubiläum Allegro Vivo Eröffnungskonzert Altenburg

ORF/Benedikt Fuchs

Die Bibliothek im Stift Altenburg ist ein traditioneller Spielort bei „Allegro Vivo“

Zu den Spielorten gehörten und gehören etwa die Pfarrkirche in Altpölla, das Palmenhaus in Gmünd, der Schüttkasten in Harmannsdorf, das Kunsthaus in Horn, die Burg Rappottenstein, das Schloss Greillenstein und natürlich auch das Stift Altenburg, einer der wichtigsten Konzertorte für „Allegro Vivo“. Vor 40 Jahren öffneten die Benediktinermönche ihr Stift bereitwillig der Musik. Das Kammermusikfestival belebt von August bis September auch das gesamte Waldviertel und avancierte zu einem wertvollen wirtschaftlichen Faktor in der Region. All die Schülerinnen und Schüler Österreichs und anderer Länder nächtigen im Waldviertel - mehr dazu in „Allegro Vivo“ belebt Wirtschaft im Waldviertel (noe.ORF.at; 6.8.2017).

63 Konzerte an 35 Orten bis 16. September

Im 39. Jahr des Bestehens übergab Bijan Khadem-Missagh die Leitung des Festivals an seinen Sohn Vahid, der die heurige Jubiläumsausgabe unter das Motto „Klang verbindet“ stellt. „Als Symbol der Völkerverbindung ist jedes Konzert dieses Sommers einem Kulturkreis zugeordnet“, so der künstlerische Leiter. An 35 Orten finden heuer bis 16. September 63 Konzerte statt. Mit dabei sind beispielsweise Künstlerpersönlichkeiten wie Elisabeth Leonskaja, Malin Hartelius, Christian Altenburger, Martin Schwab etc. sowie 60 Artists in Residence, die als Dozenten im Rahmen der „Allegro Vivo“ Sommerakademie mehr als 500 junge Teilnehmer aus aller Welt unterrichten.

Konzerte bei Allegro Vivo

Allegro Vivo/ Dieter Schewig

Der nächste Höhepunkt des heurigen Festivals findet am Dienstag, 7. August, statt, mit dem Konzert „Nordische Klänge“ im Vereinshaus Horn, wo kammermusikalische und vokale Meisterwerke von Jean Sibelius und Johan Halvorsen interpretiert werden. Fortgesetzt wird am Mittwoch, 8. August, mit „Musik und Wort“, einer Kombination aus Mozart-Musik mit Texten aus den Quellen der Hochreligionen, in Harmannsdorf, einer „Moonlight Serenade“ mit Teilnehmern der Meisterkurse am Mittwoch, 8. August, im Freibad Horn, „Wiener Weltbegegnungen“ mit Die Strottern & Blech am Donnerstag, 9. August, im Loisium in Langenlois sowie „Get Connected“ mit Teilnehmern der Meisterkurse am Freitag, 10. August, im Stift Zwettl. Am Samstag, 11. August, baut dann das Janoska Ensemble im Arkadenhof des Kunsthauses Horn „Bridges“.

Galakonzert mit Bijan Khadem-Missagh

In südliche Gefilde geht es beim Galakonzert am Samstag, 18. August, wenn Festivalgründer Bijan Khadem-Missagh, die Philharmonie Brünn und der Bassist Wolfgang Bankl mit Franz Schubert, Gioacchino Rossini und Felix Mendelssohn Bartholdy zu „La Notte Italiana" nach Horn einladen. Am Dienstag, 21. August, bringen Elisabeth Leonskaja, Christian Altenburger, Thomas Fheodoroff, Roland Glassl und Patrick Demenga im Stift Altenburg die „Russische Seele“ zum Klingen. „Von Moskau bis Buenos Aires“ begleiten Krzsysztof Dobrek und sein Dobrek Bistro am Freitag, 7. September, im Konzerthaus Weinviertel in Ziersdorf. Burgschauspieler Martin Schwab widmet sich mit dem Merlin Ensemble Wien am Sonntag, 9. September, auf Schloss Ottenstein dem Thema „Faust“ und damit einer Reise in das Innere des Menschen.

Das Abschlusswochenende von Freitag, 14., bis Sonntag, 16. September, ist dann Wolfgang Amadeus Mozart („Sinfonia Concertante“ in Es-Dur und Symphonie Nr. 40 in g-moll) sowie Gottfried von Einem gewidmet, dessen 100. Geburtstag heuer gefeiert wird. Seine Serenade für doppeltes Streichorchester op. 10 rundet im Stift Göttweig, auf Schloss Weitra und im Stift Altenburg die diesjährigen musikalischen Begegnungen bei „Allegro Vivo“ ab.

Benedikt Fuchs, noe.ORF.at

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