Polizeischüler aus Österreich in Ecuador in Haft

Wegen Verdachts der Kindesentführung sitzt ein Polizeischüler aus Österreich seit wenigen Tagen in Ecuador in Haft. Der Vorwurf: Kindesentführung und Menschenhandel zum Zweck der illegalen Adoption.

Der angehende Polizist habe gemeinsam mit einer Komplizin einen 18 Monate alten Buben entführt. Medienberichten zufolge rechtfertigt sich der Mann, er sei von seiner Ex-Freundin hereingelegt worden, berichtete das Ö1-„Morgenjournal“ am Samstag.

In einer Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft von Ecuador im Internet wird die Verdachtslage geschildert. Demnach habe die Partnerin des Österreichers in Kolumbien eine Venezolanerin kennengelernt. Die mutmaßliche Kindesentführerin habe den Kindern zunächst Spielzeug und Essen gegeben und dann auch eine Übernachtung bezahlt. Weil der 18 Monate alte Sebastian krank war, habe die Frau angeboten, ihn ins Krankenhaus zu bringen - gemeinsam mit einem Zwölfjährigen. Doch dann verschwand die Frau mit dem Kleinkind, so die Generalstaatsanwaltschaft.

44-Jähriger ist Polizeischüler in Niederösterreich

18 Tage später alarmierten Anrainer in der Stadt Cuenca in Ecuador die Polizei, weil ein Kind die ganze Nacht nicht aufgehört habe zu schreien. Die Polizei nahm in der Folge den 44-jährigen Österreicher und die mutmaßliche Entführerin fest. Laut der Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft hatten die beiden den kolumbianischen Buben Sebastian am Standesamt in Cuenca mit dem Namen Walter Paul als ihr Kind registriert - und zwar, nachdem zwei angeblich bezahlte Zeugen die Identität des Kindes bestätigt hatten. Die Zeugen wurden ebenfalls festgenommen.

Neben seinem österreichischen Polizeiausweis soll bei dem Österreicher auch ein in Chile auf ein anderes Kind ausgestelltes Dokument gefunden worden sein. Das österreichische Innenministerium bestätigt einen Bericht der „Kronen Zeitung“, dass der Mann Polizeischüler in Niederösterreich ist. Das Ministerium werde unter anderem disziplinarrechtliche Schritte prüfen.

Verdächtiger: „Wurde von Ex-Freundin hineingelegt“

In Ecuador drohen für Menschenhandel zum Zweck der illegalen Adoption 16 bis 19 Jahre Haft. Allerdings gab der beschuldigte und inhaftierte Österreicher laut jüngsten Medienberichten aus Südamerika in Einvernahmen an, dass er von seiner Ex-Freundin hineingelegt worden sei. Sie habe ihn angerufen und behauptet, sie habe vor rund zwei Jahren ein Kind von ihm bekommen, er möge Geld schicken. Wenn er den auf Fotos beinahe blonden Buben sieht, werde er sich davon überzeugen können, das er der Vater ist. Das Außenministerium vermittelte dem 44-Jährigen übrigens einen Anwalt, wie es in derartigen Fällen üblich ist. Das Kind ist freilich wieder bei seiner Mutter.

Bernt Koschuh, noe.ORF.at

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