Private Pools als große Gefahr für Kinder

In Niederösterreich hat es in den vergangenen Wochen mehrere Badeunfälle mit Kindern gegeben. Die größte Gefahr besteht laut Wasserrettung in privaten Pools oder Badeteichen. Die Experten fordern deshalb, Pools besser abzusichern.

Für die Eltern war es Montagnachmittag ein Schock. Im Pool im eigenen Garten ging ein Vierjähriger aus St. Pölten plötzlich unter. Die Eltern reagierten sofort und reanimierten das Kind. Die alarmierten Sanitäter setzten die Maßnahmen fort, mit dem Hubschrauber wurde das Kind schließlich ins Krankenhaus geflogen.

Hohe Dunkelziffer bei Badeunfällen

Laut Wasserrettung Niederösterreich ist so ein Vorfall kein Einzelfall. Niederösterreichweit gibt es pro Jahr etwa zehn Badeunfälle mit Kleinkindern. Die Dunkelziffer sei aber laut Wasserrettung viel höher, denn viele Badeunfälle, die glimpflich enden, würden nicht gemeldet.

Kinder bei Wasser

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Kinder gehen lautlos unter

Fest stehe, dass private Pools oder Badeteiche für Kinder die größte Gefahr sind, sagt Wasserretter Gerhard Heilig: „Kinder haben generell wenig Scheu vor dem Wasser und springen auch ohne Schwimmhilfen hinein.“ Und im Gegensatz zu Erwachsenen, die „wild um sich schlagen und um Hilfe rufen“, gehen Kinder lautlos unter. Die Eltern bemerkten den Unfall deshalb oft nicht sofort.

Für kleine Kinder können sogar Planschbecken zur gefährlichen Falle werden, bestätigt Markus Schimböck, Präsident der niederösterreichischen Wasserrettung: „Die sehen zwar harmlos aus, doch Kinder unter fünf Jahren können nur schwer selbst den Kopf heben. Wenn der Kopf also unter Wasser gerät, ist rasch Ertrinkungsgefahr gegeben“. Zur Sicherheit rät der Experte, Schwimmbecken zu umzäunen.

Bewusstlos nach nur zwei Minuten

Egal, ob im Freibad oder im privaten Pool, wichtig ist, im Notfall schnell zu helfen, erklärt Wasserretter Gerhard Heilig: „Das Wichtigste ist, ein Kind sofort aus dem Wasser zu ziehen, egal wie. In diesem Moment zählt jede Sekunde.“ Denn nach nur zwei Minuten unter Wasser kann man bewusstlos werden, ein fünfminütiger Sauerstoffmangel kann bereits zum Tod führen.

Umso wichtiger sei es laut Heilig, sofort mit Erste Hilfe zu beginnen. „Ich spreche das Kind an. Wenn es keine Reaktion gibt, überprüfe ich die Atemwege, etwa ob sich der Oberkörper hebt und senkt. Ist das nicht der Fall, beginne ich zuerst mit der Mund-zu-Mund-Beatmung“, erklärt der Experte. Fünf Mal soll durch den Mund beatmet werden, danach setzt man mit der Herz-Druck-Massage fort. „Insgesamt 30 Mal, wobei man bei Kinder nur eine Hand verwendet.“

Chemikalien können Lungenentzündung verursachen

Die Wasserrettung empfiehlt, jeden Badeunfall medizinisch untersuchen zu lassen, auch wenn es dem Kind scheinbar wieder gut geht. „Sie wissen ja nicht, wieviel Wasser das Kind geschluckt hat. In den Pools sind oft chemische Zusätze, damit das Wasser nicht kippt, doch diese Chemikalien können durchaus Lungenentzündungen verursachen, die sich erst Stunden später auswirken“, so Schimböck.

Kinder bei Wasser

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Die Experten warnen jedenfalls davor, die Gefahr im Wasser zu unterschätzen und appellieren an die Eltern, Kinder, vor allem jene die noch nicht schwimmen können, nicht unbeaufsichtigt zu lassen. Immerhin ist Ertrinken bei Kindern - nach wie vor - die zweithäufigste Todesursache. Als Präventionsmaßnahme fordert die Wasserrettung deshalb auch verpflichtende Schwimmkurse für Kinder - mehr dazu in Wasserrettung will verpflichtende Schwimmkurse (noe.ORF.at; 8.7.2018).

Schwimmflügel und Schwimmreifen allein seien zudem nicht ausreichend, meint Markus Schimböck. „Schwimmhilfen sind kein hundertprozentiger Schutz. Die Luft kann ausgehen und auch mit einem Schwimmreifen können Kinder umkippen und trotzdem untergehen“, sagt er. Grundsätzlich solle man Kinder bis zum Alter von zehn Jahren bei Gewässern nicht unbeaufsichtigt lassen. „Nichts geht über die Aufsichtspflicht der Eltern“, appelliert Schimböck.

Stefan Sailer, noe.ORF.at

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