Die Hotline gegen das Vergessen

Die Zahl der Demenzerkrankten wird sich in den kommenden 30 Jahren verdoppeln. Angehörige und Betroffene können daher seit Jahresbeginn bei der Hotline des Demenz-Service NÖ anrufen und Information und Beratung erhalten.

Stephan Prischings Vater hat Demenz. Erste Anzeichen dafür zeigten sich vor etwa fünf Jahren, als der Vater plötzlich nur mehr Geschichten erzählte, die sich lange Zeit zuvor abgespielt hatten. „Auf Geschehnisse vom Wochenende davor ist er überhaupt nicht mehr eingegangen“, sagt der St. Pöltner Prisching.

Demenz-Hotline Beratungen

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Für die Demenz-Hotline arbeiten vier Personen an den Telefonen

Anfang des Jahres holte er sich dann Hilfe - er wählte die Nummer der Demenz-Hotline. Am anderen Ende der Leitung sitzen vier Beraterinnen und Berater, die von St. Pölten aus mit Rat zu Seite stehen und Betroffene an die richtige Stelle weitervermitteln. Seit Jahresbeginn haben 200 Menschen bei der Hotline angerufen.

NÖ Demenz-Hotline

Telefon 0800/700 300, montags bis freitags von 8.00 bis 16.00 Uhr

„Die Menschen bedanken sich bei uns, denn wir liefern ihnen kompakte Informationen. Sie wollen wissen, wohin sie sich wenden können und wer ihnen in ihrer Situation hilft“, schildert Projektleiterin Renate Gabler-Mostler.

Demenz ist ein Tabuthema

Für viele Angehörige und Betroffene ist es eine unkomplizierte, erste Anlaufstelle. Demenz sei nach wie vor ein Tabuthema, bestätigt auch Stephan Prisching. Sein Vater etwa streite seine Krankheit nach wie vor ab. „Demenz ist eine Krankheit und sollte kein Tabu sei. Betroffene verschweigen oder vertuschen die Krankheit oft, verwenden Ausreden und Floskeln“, sagt Prisching.

Demenz-Hotline Beratungen

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Stephan Prisching (l.) im Gespräch mit Demenzexpertin Lea Hofer-Wecer

Er meint, er hätte sich schon vor Jahren an Experten wenden sollen. Stoppen kann man das Vergessen damit zwar nicht, doch immerhin habe man ihm etwa bei der Wahl der richtigen Art der Pflegebetreuung geholfen. "Außerdem habe ich so gesehen, dass ich mit diesem Thema nicht allein bin“, sagt er. Experten rechnen, dass sich die Zahl der Demenzerkrankten in Niederösterreich bis zum Jahr 2050 von 22.000 auf 44.000 verdoppeln wird.

Im Fall von Stephan Prisching wurden aus einem Telefonat persönliche Beratungsgespräche mit einer Expertin. Dieses Angebot gibt es derzeit in den Pilotregionen St. Pölten, Lilienfeld, Krems, Tulln und Klosterneuburg (Bezirk Tulln). Bis 2020 will man das Demenz-Service auf alle Bezirke in Niederösterreich ausweiten.

Miriam Steiner, noe.ORF.at

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