Frequency: EDM-DJs „movten“ die Massen

Zwei Vertreter des „EDM“ (Electronic Dance Music), der kommerziellen Elektronik, waren am Samstag die Helden auf der Frequency-Hauptbühne: Timmy Trumpet und zum Abschluss Kygo zeigten, dass sie die Massen „moven“ können.

Der Übergang zum Nightpark, wo jeweils noch bis in die Morgenstunden dem Groove gehuldigt werden kann, wird also immer fließender. Und so wurde der Platz vor der Space Stage am Samstag bereits gegen 20.00 Uhr zu einer Open-Air-Großraum-Disco: Auslöser war der Australier Timmy Trumpet aka Tim Smith. Der DJ mit der Trompete ist ein erfolgreicher Vertreter der EDM-Szene. Er füllte die Reihen vor der Bühne wie es am Samstag noch kein Act zuvor geschafft hatte. Seine Beats waren der augenscheinliche Bringer. Stimmung versuchte der Australier auch mit recht bodenständigen wie volkstümlichen Slogans zu erzeugen: Auf ein „Zicke Zacke“ seinerseits erntete er aber trotzdem das erwartete „Heu Heu Heu“.

Allround-Rapper Left Boy reüssierte auf Green Stage

Noch besser als Timmy Trumpet ging es aber dem Allround-Rapper Left Boy bei seinem Gig auf der Green Stage: Hier war kaum noch ein Weg nach vorne auszumachen. Dem Boy gelang ein wahrlich guter Auftritt, bei dem der Groove den Ton angab. Auch mit der neuen Single „Bitte brich mein Herz nicht Baby“ reüssierte der Wiener, und das tanzende Volk wurde mit Eislutschern belohnt. Der Coolness-Faktor seiner auf Englisch dargebotenen Ansagen war hingegen noch ausbaufähig, zu bemängeln gab es aber bis auf diese Kleinigkeit kaum etwas. Seine fetten Beats hielten alle in Bewegung.

Keine Tänze gab es hingegen beim nächsten Act auf der Hauptbühne: „Frequency, können wir das heute Abend unvergesslich machen hier?“, wollte Casper von seinem Publikum wissen. Der Beitrag dazu war zu Beginn ein von harten Gitarrenriffs begleiteter Deutsch-Rap und die mehrmalige Aufforderung „bis in die letzte Reihe“ mitzumachen. Nach der Härte wurde dann die getragen-dramatische Ballade „Auf und davon“ gegeben.

Alles in allem lieferte Benjamin Griffey und seine Band eine eher testosterongesteuerte Mischung aus schnörkellosem Rock und ein wenig Rap. Da wurde dann auch passend dazu Metallicas „Enter Sandman“ kurz angespielt, gefolgt von einem „Mittelfinger Hoch“, das gemeinsam mit dem inzwischen in Ungnade gefallenen Gangster-Rapper Kollegah entstanden ist. Dann gab es gegen Ende des Gigs gar Pianoklänge und damit Balladenalarm: „Hinterland“ samt Oeeeeooo-Chor führte in ein kuschelweiches Finale - unvergesslich war das Ganze jedoch nicht.

Gitarren erklangen dann ebenso auf der Green Stage und erwiesen sich dort als ein Grund für dicht gedrängte Reihen, denn gespielt wurden sie von den Britpop-Veteranen Kooks. Und sie hatten, wie zuvor im Gespräch mit der APA versprochen, ein paar der neuen Songs auf der Setlist. „Let’s Go Sunshine“ heißt das Werk, das am 31. August erscheinen wird. Die Band entpuppte sich in den Abendstunden als der ruhige, melodische Gegenpol in der sonst eher ausgelassenen Volksfeststimmung, die am vollen VAZ-Gelände vorherrschte.

Ein Triumph des EDM-Genres

Im APA-Interview beschrieb Sänger Luke Pritchard das neue Album als eine Art „Back to the Roots“-Werk: „Es ist modern gemixt, aber ein Gitarrenalbum, und es hat viele Sixties-Referenzen, doch ich würde es trotzdem nicht als Retroalbum bezeichnen. Wir versuchten eher, die Geisteshaltung von damals noch einmal zu erschaffen. Die britischen Bands von den Beatles bis zu den Smith hatten einen gewissen Humor. Und es ist ein Brit-Pop-Album mit einem klassischen Sound.“ Vier Jahre nach dem eher gefloppten „Listen“ war die musikalische Neuorientierung zurück zu den Wurzeln aber auch erwarten, nachdem der damalige Mix mit Funk und Soul nicht wirklich von Erfolg gekrönt war.

Frequency Festival DJ Kygo

APA/Herbert P. Oczeret

DJ Kygo

Inzwischen ging es auf der Hauptbühne bereits dem Ende entgegen. Der letzte Act, DJ Kygo, war Ursache, dass der Samstag in einen Triumph des EDM-Genres münden sollte. An den Start schickte er „Born to Be Yours“, seinen aktuellen erfolgreichen Track, der in Zusammenarbeit mit den Imagine Dragons entstanden ist. Der Millionenseller-DJ aus dem norwegischen Bergen konnte mit seinem Remix von Ed Sheerans „I See Fire“ erstmals reüssieren und focht im Gegensatz zu seinem australischen Kollegen Trumpet musikalisch insgesamt mit einer etwas feineren Klinge.

Andreas Westphal, Austria Presse Agentur

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