„Unhaltbare Zustände“ in Kinderwohnheimen

Die Causa rund um die Schließung von drei Kinder- und Jugendwohnheimen der Therapeutischen Gemeinschaften geht weiter. Die Volksanwaltschaft hat ihre Prüfung abgeschlossen und spricht von „unhaltbaren Zuständen“.

Bereits im März wurden die drei Heime in Jaidhof (Krems), Ebenfurth (Bezirk Wiener Neustadt) und Sitzendorf an der Schmida (Bezirk Hollabrunn) geschlossen, weil eine vom Land eingesetzte Sonderkommission „gravierende Missstände“ - wie es damals hieß - festgestellt hatte.

Kräuter: „Schließungen waren unvermeidlich“

Die Vorwürfe, welche die Volksanwaltschaft am Dienstag erhob, wiegen schwer: psychische und physische Gewalt, personelle Unterbesetzung, Überforderung des Aufsichtspersonals und unzulässige Medikation. Volksanwalt Günther Kräuter sprach von „unhaltbaren Zuständen“, weshalb die Schließung der Einrichtungen „unvermeidlich“ gewesen sei. Die Vorgehensweise im März sei allerdings „sehr problematisch“ gewesen, kritisierte der Volksanwalt, weil die Kinder nicht entsprechend auf die Übersiedlung vorbereitet worden seien und die Räumungen zweier Standorte im Beisein der Polizei Ängste ausgelöst hätten.

Seitens des Landes sei bezüglich des Prozedere von Schließungen Besserung gelobt worden. Die Volksanwaltschaft rege an, Therapeuten und Mediatoren beizuziehen, wobei es natürlich das primäre Ziel sei, von betreuten Minderjährigen als traumatisch empfundene Schließungen zu vermeiden und vielmehr die Strukturen zu verbessern.

Schnabl: „Verbesserungsvorschläge umgesetzt“

Beim Land Niederösterreich, das die Schließung veranlasst hatte, sah man sich am Dienstag bestätigt. Die Kritik, wonach die Behörde zu lange untätig gewesen sei, wies man zurück. Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Schnabl (SPÖ), das damals verantwortliche Mitglied der Landesregierung, sagte: „Wir haben allen Verbesserungsvorschlägen der Sonderkommission eigentlich entsprochen. Die Kontrollstandards - sowohl die Qualität als auch die Ressourcen, also hauptsächlich mehr Personal für die Tätigkeit der Kontrollen - wurden verbessert und umgesetzt.“

Heimbetreiber weist Vorwürfe zurück

Die Volksanwaltschaft zog für ihre Beurteilung den Bericht der Sonderkommission des Landes heran. Diesen prüfen derzeit die Therapeutischen Gemeinschaften, in einer schriftlichen Stellungnahme hieß es am Dienstag: „Der Bericht der Sonderkommission beruht primär auf den Aussagen von einer Handvoll entlassenen Mitarbeitern, die uns alle namentlich bekannt sind. Er ist daher an Einseitigkeit kaum zu überbieten.“ Hermann Radler, der Geschäftsführer der Therapeutischen Gemeinschaften: „Die Vorwürfe der falschen Medikation sind Unsinn, ebenso die nicht ‚konzeptmäßige‘ Arbeit.“

Bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt verwies man am Dienstag auf laufende Ermittlungen der Polizei. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Krems sind abgeschlossen, ein Vorhabensbericht wurde an die Oberstaatsanwaltschaft weitergeleitet.

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