Bauern setzen auf Vertrauen als Geschäftsmodell

Neun Bauern betreiben in Langschlag (Bezirk Zwettl) einen Selbstbedienungsladen. Kunden dürfen sich dort nicht nur die Ware, sondern auch das Wechselgeld beim Bezahlen selbst nehmen. Trotz großer Skepsis funktioniert das Geschäft.

Der Wurzelhof ist ein ehemaliges Gasthaus auf dem Hautplatz der 2.000-Einwohner-Gemeinde Langschlag. Neun Selbstvermarkter hauchten ihm wieder mit einem Selbstbedienungs-Bauernladen neues Leben ein. Regionale Produkte, vom Schinken bis zum Mohn, von Erdäpfeln bis zur Milch, können in den kleinen Verkaufsräumen erworben werden. Und das auf ganz besondere Weise. Jeder der Betriebe hat eine Kasse, in die das Geld gesteckt wird, Wechselgeld liegt in einer Kassa zur Entnahme daneben.

Landwirte Selbstbedienungsladen Verkauf

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Bis zu hundert Kunden kaufen bereits pro Tag im Selbstbedienungsladen ein

Max Schuster, Mathematiker und Imker, gründete diesen Laden vor einem Jahr und zieht zufrieden eine Zwischenbilanz: „Wer Vertrauen gibt, bekommt auch Vertrauen zurück. Das Modell funktioniert, es sind nur winzige Unregelmäßigkeiten passiert, im Großen und Ganzen hat es sich bewährt und ist auch die einzige Möglichkeit, kostensparend dieses Angebot machen zu können.“

Anfängliche Skepsis ist verflogen

Die Bauern wie Silvia Prinz mit ihren Fleischprodukten oder der Milchhof Mayerhofer-Sedera merken Einbußen im Ab-Hof-Geschäft, die aber durch die Umsätze im „Langschläger Spezialitätenladen“ weit übertroffen werden. Es sei eben einfacher, alles an einem Ort mitnehmen zu können, als von Bauernhof zu Bauernhof zu fahren, sind sich die Selbstvermarkter einig. Die teilweise anfängliche Skepsis ist verflogen.

Auch die Kundinnen und Kunden – an guten Tagen bis zu hundert – sind vom Angebot begeistert, am Abend noch schnell einkaufen zu gehen. Das Erfolgsmodell mit der Ehrlichkeit der Kunden soll nun ausgerollt werden. Pläne für andere solche Läden im Waldviertel gebe es bereits. Und auch für den „Spezialitätenladen“ meldeten sich bereits weitere interessierte Bauern. Der Platz in den wenigen, engen Räumen stößt damit langsam an seine Grenzen, aber vielleicht macht gerade das das Flair dieses außergewöhnlichen Geschäftes aus.

Robert Salzer, noe.ORF.at

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