Melk hat eine „denkende“ Straße

In Melk ist die erste „Smart Street“-Musterstraße in Österreich eröffnet worden. Die digitalisierten Lichtmasten sollen für fließenden Verkehr sorgen und sind u. a. mit Ladestationen für E-Fahrzeuge und Lieferdrohnen ausgestattet.

Die acht Lichtmasten auf der „Smart Street“-Musterstraße sind mit unterschiedlichen Funktionen bestückt. Gewählt werden kann dabei aus sechs Kategorien. noe.ORF.at hat sich die „Straße der Zukunft“ genauer angesehen.

Smart Street Musterstraße Melk

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Beleuchtung: Die LED-Lampen dimmen sich in der Nacht automatisch ab, wenn kein Fußgänger bzw. Autofahrer unterwegs ist. Nähert sich ein Verkehrsteilnehmer, wird das Licht wieder stärker. Damit können die Gemeinden Energie sparen.

Sicherheit: Videokameras liefern Aufnahmen etwa von Straßenkreuzungen direkt an die Polizei, sofern es der gesetzliche Rahmen erlaubt. Über einen Lautsprecher können Durchsagen gemacht werden, ein Akustiksensor erkennt das Folgetonhorn von Rettungs-, Polizei- und Feuerwehrfahrzeugen und schaltet dementsprechend die Ampeln. Die Masten sind außerdem mit SOS-Notfallknöpfen ausgestattet, bieten Platz für ein Radar bzw. die „Smiley“-Geschwindigkeitstafel.

Smart Street Musterstraße Melk

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Der „modulare Mast“ war die Idee von Alexander Meissner, Geschäftsführer der Fonatsch GmbH.

Ladestation: Nicht nur E-Cars, E-Bikes und Handys können angesteckt werden, der Lichtmast kann auch Lande- und Ladestation für Lieferdrohnen sein. „Wir haben uns überlegt, welche Mobilitäten geladen werden müssen“, erklärte Alexander Meissner, Geschäftsführer des Mastenerzeugers Fonatsch aus Melk. „Vom Fahrrad über den Scooter bis zum Auto. In aller Munde ist außerdem die Lieferdrohne, die zukünftig induktiv am Mast geladen wird.“

Information: Jeder Mast kann quasi in einen WLAN-Router umfunktioniert werden. Gemeinden und Städte können damit flächendeckendes Internet anbieten. „Das ist vor allem ein Wunsch der Jugend gewesen“, sagte Meissner. Außerdem können auf dem Mast Touristeninformationen angebracht sowie mit Hilfe von Sensoren Wetter- und Umweltdaten erfasst werden.

Verkehrsmanagement: Für herkömmliche Schilder, die den Weg zu Sehenswürdigkeiten oder eine Bushaltestelle anzeigen, ist ebenfalls Platz wie für digitale, die auf freie Parkplätze hinweisen. Die Verkehrsdichte kann gemessen werden, geänderte Tempolimits und Straßensperren können innerhalb kurzer Zeit dargestellt werden. „Wenn Blitzeis kommt, können wir zum Beispiel automatisch Straßen sperren oder die Geschwindigkeitslimits senken. Das sollte alles mittels App oder direkt am Bildschirm im Auto angezeigt werden“, so Meissner.

Mehrwert: Sitzgelegenheiten, ein Trinkwasserhahn, Werbebanner und Mülleimer finden auf dem „modularen“ Mast ebenso Platz wie eine Anlage, die an Hitzetagen Wassernebel versprüht und so für Abkühlung sorgt. Auch die Weihnachtsbeleuchtung kann darauf montiert werden.

Smart Street Musterstraße Melk

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Der Mast soll künftig Ladestation für Lieferdrohnen sein

Melk und Ebreichsdorf sind erste Pilotgemeinden

Der digitalisierte Lichtmast ist in Zusammenarbeit von zehn Unternehmen entwickelt worden. Neben der nun eröffneten Musterstraße in Melk sollen ab 2019 die ersten „echten“ intelligenten Straßenabschnitte in Österreich in Melk und Ebreichsdorf (Bezirk Baden) errichtet werden. Der etwa drei Kilometer lange Abschnitt zwischen dem Einkaufszentrum Löwenpark und der Altstadt in Melk soll 40 bis 50 Masten umfassen und 2021 fertiggestellt sein. In Ebreichsdorf ist die „Smart Street“ mit 80 bis 100 Masten Teil des neuen Bahnhofprojekts, die Fertigstellung ist bis 2023 geplant.

„Gerade ‚Smart Street‘ ist ein tolles Vorzeigebeispiel, weil der digitale Wandel und modernste Technologie genutzt werden, um noch mehr Service bieten zu können“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Freitag bei der Eröffnung der Musterstraße in der Industriestraße in Melk. Noch ist dieses Service aber eine Frage des Geldes und der Förderungen. In Vitis (Bezirk Waidhofen an der Thaya) war ebenfalls eine „Smart Street“ geplant, dort ist man aber an der Finanzierung gescheitert.