Heeresboot gekentert: Zwei Frauen reanimiert

Bei einer Ausfahrt im Rahmen des „Girls’ Camp“ ist Samstagvormittag ein mit 13 Personen besetztes Bundesheerboot auf der Donau bei Hainburg (Bezirk Bruck a. d. Leitha) gekentert. Zwei Frauen mussten reanimiert werden.

Der Unfall hatte sich laut Oberst Michael Bauer vom Verteidigungsministerium gegen 10.00 Uhr ereignet. Insassen seien auch unter das gekenterte Arbeits- und Transportboot geraten. Unter ihnen waren die beiden jungen Frauen, die in der Folge reanimiert werden mussten. An Bord hatten sich laut dem Oberst acht „Girls’ Camp“-Teilnehmerinnen und fünf Soldaten befunden.

Die Opfer seien von Notarzthubschraubern in Krankenhäuser geflogen worden. Laut ÖAMTC erfolgte der Transport ins AKH und ins Wilhelminenspital in Wien. Die jungen Frauen sollen 18 und 22 Jahre alt sein und aus Niederösterreich und Wien stammen. Ihr Zustand sei nach wie vor kritisch, hieß es Samstagnachmittag auf Nachfrage von den Sprechern der Krankenhäuser.

Weitere Bootspassagiere konnten sich laut den Einsatzkräften selbst retten. „Der Rest der Mannschaft konnte sich auf eine kleine Insel oder auch ans Ufer der Donau retten“, sagte Franz Resperger vom Landesfeuerwehrkommando Niederösterreich gegenüber noe.ORF.at. Das Rote Kreuz versorgte laut Florian Schodritz vom Roten Kreuz insgesamt 24 Personen. 22 wurden zur Nachkontrolle in umliegende Krankenhäuser gebracht.

Unfall ereignete sich im Rahmen des „Girls’ Camp“

Im Rahmen einer „Girls’ Camp“-Veranstaltung waren insgesamt vier Boote des Bundesheeres auf der Donau unterwegs. „Es ist das Schlimmste eingetreten, was man sich vorstellen kann im Zuge eines Schnupperwochenendes für junge Frauen“, so Bauer. Es handelt sich dabei um ein Schnupperwochenende beim Bundesheer. Die Teilnahme ist ab einem Alter von 17 Jahren möglich. Die beiden mit dem Boot verunglückten Frauen waren im burgenländischen Bruckneudorf (Bezirk Neusiedl am See) „eingerückt“. Die „Girls’ Camps“ dauern jeweils von Freitagvormittag bis Sonntagnachmittag.

Boot sei in eine Welle gefahren

Zur Unglücksursache sagte Bauer gegenüber noe.ORF.at, das Boot sei in eine Welle gefahren, die hineingeschwappt sei. „Dadurch hat sich das Boot langsam gesenkt und ist über die rechte Seite abgeglitten.“ Am Steuer seien zwei dafür ausgebildete Berufssoldaten gewesen. „Der Steuermann war ein Unteroffizier. Sowohl er wie auch der Bugmann sind für dieses Boot ausgebildet“, schrieb Bauer auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Insgesamt seien 26 junge Frauen in drei Booten unterwegs gewesen, teilte Bauer weiter mit. Zusätzlich habe es ein Rettungsboot gegeben. Die Boote seien 2015 beschafft worden. Alle Insassen hätten Schwimmwesten getragen.

Feuerwehr hielt Katastrophenübung ab

Da ganz in der Nähe der Unglücksstelle eine Feuerwehrübung stattfand, waren die Einsatzkräfte laut Resperger rasch zur Stelle. Elf Feuerwehren standen unter anderem mit Rettungsbooten im Einsatz. Auch zwei Notärzte sowie 25 Sanitäter des Roten Kreuzes waren im Einsatz und versorgten die Verletzten zunächst an der Unfallstelle. Der ÖAMTC berichtete von einem Großeinsatz. Zwei Notarzthubschrauber wurden an die Unfallstelle entsandt.

Eine Untersuchungskommission des Bundesheeres nahm Samstagnachmittag ihre Arbeit auf. Sie steht unter der Leitung eines Pionieroffiziers. Ein rechtskundiger und ein technischer Offizier sowie ein Arzt sind die weiteren Mitglieder, so das Ministerium. Bisher habe es keine Vorfälle mit dieser Bootstype gegeben, hieß es in einer Aussendung. Das verunglückte Boot ist 8,5 Meter lang, 2,5 Meter breit und hat einen Tiefgang von einem halben Meter. Es ist laut dem Sprecher des Ministeriums 2,5 Tonnen schwer und wird von einem 260-PS-Motor betrieben. Zusätzlich verfügt es über Breitbandradar, GPS und Echolot.

Spekulationen um überfülltes Pionierboot

Der Zustand der Schwerverletzten war am Abend unverändert kritisch. Fast alle anderen Opfer des Unglücks hatten das Krankenhaus zu diesem Zeitpunkt jedoch schon verlassen. Lediglich ein Mädchen blieb über Nacht zur Beobachtung im Spital. Die fünf jungen Frauen, die sich außerdem auf dem verunglückten Boot befanden hatten, werden weiterhin vom Bundesheer betreut. Alle anderen Teilnehmerinnen des Schnuppercamps wurden nach Hause geschickt, können aber weitere psychologische Betreuung in Anspruch nehmen.

Das Bundesheer versammelte alle verfügbaren Psychologen, um sich um Opfer und Angehörige zu kümmern. Unterdessen gingen am Samstagnachmittag und -abend die Untersuchungen zur Unfallursache weiter. In den frühen Abendstunden wurde der Bootsführer einvernommen, Ergebnisse wollte man aber vorerst nicht veröffentlichen. Medienberichte, wonach das Boot mit 13 Personen überfüllt war, wies ein Sprecher jedenfalls zurück. Das Pionierboot sei für zwölf Insassen und zwei Besatzungsmitglieder zugelassen und damit nicht überladen gewesen, hieß es.

„Jegliche Unterstützung und Betreuung“ versprochen

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sprach den Einsatzkräften am Nachmittag „ein von Herzen kommendes Dankeschön“ aus. An die beiden mit Notarzthubschraubern abtransportierten jungen Frauen richtete sie „die besten Genesungswünsche“ und fügte hinzu: „Unsere Gedanken gelten nun ihnen und ihren Familien.“

Auch Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) äußerte sich zu dem Vorfall. Er wünschte den Opfern eine rasche Genesung und erklärte: „Die Betroffenen erhalten seitens des Bundesheeres jegliche Unterstützung und Betreuung. Ich verspreche, dass der Unfallhergang untersucht und aufgeklärt wird.“